© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
Meldungen

Deutsche Milliarden-Kosten durch Irak-Krieg

BREMEN/BRÜSSEL. Der Leiter des Bremer Instituts für Europäische Wirtschaft, Rudolf Hickel, schätzt die direkten und indirekten Kosten durch den Irak-Krieg für Deutschland auf etwa 45 Milliarden Euro. Den größten Teil davon machten indirekte Belastungen aus, die durch den erwarteten Wirtschaftsabschwung, die höhere Arbeitslosigkeit und die nötige Kreditaufnahme entstünden. Den Steuerausfall beziffert Hickel über 22 Milliarden Euro. Er legt seinen Annahmen einen bis zu sechs Monate dauernden Krieg zugrunde. Ein langer Krieg könnte nach Ansicht des Generaldirektors für Wirtschaft und Finanzen in der EU-Kommission, Klaus Regling, sogar zu einer Rezession in der EU führen. Die gesamte Wachstumsprognose müßte für 2003 von derzeit ein Prozent nochmals um 0,3 oder 0,4 Prozent nach unten revidiert werden. In ihrer Herbstprognose war die EU-Kommission noch von einer Wachstumsrate von 1,8 Prozent für 2003 ausgegangen. Die EU-Kommission hat zwei Szenarien erstellt. Sollte der Krieg nur wenige Wochen dauern und der Ölpreis um 50 Prozent steigen, werde der Einfluß auf die Wirtschaftsentwicklung jedoch begrenzt sein.

 

Hohe Löhne führen zu mehr Arbeitslosigkeit

MANNHEIM. Die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland sei überwiegend eine Folge der falschen Lohnpolitik. Nach jeder Konjunkturkrise bleibe die Arbeitslosenquote jeweils auf dem erreichten Niveau stehen und diene so als erhöhter Sockel für weitere Anstiege in der nächsten Krise. Diese These erläuterte Wolfgang Franz, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, am 26. März bei einem Vortragsabend in Wien. Die Hauptschuld an diesem "Sperrklinken-Effekt" hätten aber nicht die Regierungen, sondern die Tarifpartner. Wenn man bei Produktivitäts- und Preissteigerungen zwischen 2,0 und 2,5 Prozent die Löhne um 3,0 Prozent anhebe, dann überreize man damit den Verteilungsspielraum. Zudem sei die Koppelung der Sozialbeiträge an die Löhne arbeitsmarktfeindlich. Steigende Sozialleistungen erhöhten die Lohnkosten, was zu weiterem Stellenabbau führe, so Franz. Er empfahl, durch Entlastungen bei den Sozialbeiträgen höhere Nettoeinkommen zu ermöglichen. Im Gegenzug solle den Arbeitnehmern mehr Eigenverantwortung bei ihrer Sozialabsicherung abverlangt werden, meinte der ZEW-Chef.

 

Gewinne im Handel mit Einweg-Pfandflaschen

BERLIN. Durch nicht zurückgegebene Einweg-Pfandflaschen kann der Einzelhandel in den kommenden Monaten mit steigenden Zusatzerlösen rechnen. "Die Branchengewinne aus nicht eingelöstem Pfand werden im Sommer auf 60 Millionen Euro von derzeit 30 Millionen Euro im Monat steigen", teilte der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, letzten Freitag in Berlin mit. Bis zur bundesweiten Einführung des Pfandsystems am 1. Oktober kann sich der Handel damit über mehrere hundert Millionen Euro Mehrgewinn freuen. "Vor allen Dingen die Tankstellen werden von der Entwicklung profitieren", meinte Resch. Verlierer der Entwicklung sind die Hersteller von Einweggetränken und -verpackungen.

 

Zahl der Woche

Von derzeit 140.000 auf "deutlich über 100.000" soll die Anzahl der Briefkästen in Deutschland reduziert werden. Die Zahl der Post-Filialen soll bis Ende 2004 aus Kostengründen um 700 auf 12.000 schrumpfen. Die gesetzlichen Vorgaben würden aber weiter erfüllt. (Quelle: Mitteilung der Post AG)


 
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