© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
Vermeintliche Strippenzieher
Ein Roman über die Illuminaten
Werner Olles

Weltweit gibt es eine blühende Industrie von Verschwörungstheorien. Ganze Heerscharen selbsternannter Investigatoren sind ständig auf der Suche nach den üblichen Verdächtigen, zu denen in vorderster Linie Freimaurer, Illuminaten und andere Geheimbünde bis hin zur nationalsozialistischen "Thule-Gesellschaft" zählen. Sie ziehen - das weiß der notorische Verschwörungstheoretiker ganz genau - in Wahrheit sämtliche Fäden überall auf der Welt. Soweit diese Theorien in Form wissenschaftlich fundierter Dokumentationen vorgetragen werden, kann man jedoch ruhig davon ausgehen, daß ein nicht geringer Teil dieser scheinbar irrationalen Geschichtsbetrachtung einen durchaus realen Kern hat.

In Robert Sheas und Robert Anton Wilsons Romantrilogie "Illuminatus" geht es - wie der Titel bereits ankündigt - um den 1776 von dem Ingolstädter Professor für Kirchenrecht gegründeten Illuminatenorden. Dieser Geheimorden war teilweise angelehnt an die Ordensstruktur der Jesuiten und verbreitete sich recht schnell über ganz Deutschland. Die Illuminaten unterwanderten mit ihren revolutionären Ideen diverse Freimaurerlogen, und obwohl der Orden bereits 1785 von der bayrischen Regierung verboten wurde, führte er seine umstürzlerischen Aktivitäten im Untergrund fort. Gleichwohl waren die wahren Ziele des Geheimbundes - eine Verschwörung gegen den Staat, die Monarchie und die Religion und die Etablierung eines "Systems der Weltbürger" - nur wenigen bekannt.

Die Pläne zur Zerschlagung von Thron und Altar wurden erstmals in der Französischen Revolution realisiert. Danach fielen auch die übrigen großen Monarchien in ganz Europa. Die antichristliche Revolution im religiös-kirchlichen Bereich setzte spätestens mit der Einberufung des sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzils ein. Und Skeptiker sollten sich einmal fragen, wieso das Gründungsdatum des Illuminatenordens mit dem der USA übereinstimmt, und warum das Symbol des Ordens, das Auge in der Pyramide, auf jeder Dollarnote zu sehen ist.

Robert Anton Wilson/ Robert Shea: Illuminatus. Hugendubel Verlag, Frankfurt 2002, gebunden, 877 Seiten, 27 Euro


 
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