© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
Meldungen

Von der Ostfront ins Weltnetz: Feldpostarchive

DÜSSELDORF. Dreißig bis vierzig Millionen Feldpostbriefe wurden während des Zweiten Weltkriegs im deutschen Postbereich verschickt. In öffentlichen und privaten Archiven erhalten geblieben sind davon relativ wenige, nämlich gut hunderttausend. Katrin Anja Kilian verliert daher nicht die Übersicht, wenn sie uns einen höchst nützlichen Einblick in die Überlieferungssituation dieser Lebensdokumente in öffentlichen Institutionen gibt (Der Archivar, 1/03). Die Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart, das Koblenzer Landeshauptarchiv und das Bundesarchiv/Militärarchiv in Freiburg verfügen über nennenswerte Sammlungen. Für technisch gut ausgerüstete Historiker ist jedoch das Berliner Feldpost-Archiv im Museum für Kommunikation von höchstem Interesse ( www.feldpost-archiv.de ), das 50.000 Dokumente verwahrt und dessen Katalog im Internet abrufbar ist. Ganz neue Forschungsperspektiven könnten sich vielleicht eröffnen, wenn endlich die 200 Bände füllenden deutschen Briefbestände des Moskauer Sonderarchivs in ähnlicher Form erschlossen sein werden.

 

Ruf nach Eiserner Ration des Gemeinschaftsgefühls

BERLIN. "Das geistige Bindemittel, dessen jede Gesellschaft für ihren inneren Zusammenhalt bedarf, wurde in Europa über tausend Jahre von der christlichen Religion beigesteuert" und "von der Tradition des Humanismus". Christentum und Humanismus, so der Konstanzer Latinist Manfred Fuhrmann, seien aber heute aus dem allgemeinen Bewußtsein verdrängt, in den Schulen komme ihnen kein Gewicht mehr zu und dieser Zustand lasse sich nicht mehr revidieren (Freiheit der Wissenschaft, 1/03). Trotzdem glaubt Fuhrmann für ein "unabdingbares Minimalprogramm" der Allgemeinbildung plädieren zu müssen. Andernfalls zerstöre das "individualistische Glücksstreben" die Grundlagen "unserer Gemeinschaft". Die Vermittlung einer "eisernen Ration des Zusammengehörigkeitsgefühls" erwartet Fuhrmann von der "intensiven Einübung des Deutschen" und von der "gediegenen Einführung in die Geschichte und Politik", damit die Aufklärung über unsere Herkunft zur Integration in der Gesellschaft beitrage.

 

Frühe kritische Sicht auf Prags Vertreibungspolitik

KÖLN. In der tschechischen Öffentlichkeit hat sich eine breite Debatte über die Vertreibung der Sudetendeutschen erst nach dem Umbruch von 1989 entwickelt. Der Bremer Osteuropahistoriker Ivo Bock ist davon überzeugt, daß der Grundstein für diese aus seiner Sicht "kritischen" Diskussionen viel früher, in der "schönen Literatur" Tschechiens gelegt wurde (Osteuropa, 1/03). Schon in Romanen der späten fünfziger und, während des liberalen Intermezzos, der späten sechziger Jahre habe eine tiefgreifende Umwertung des "Maiaufstands" von 1945 begonnen und damit auch der "Exzesse" gegen Deutsche, der Deportationen und der kommunistisch dirigierten "Neubesiedlung des Grenzlandes". Dieser bis heute dominierende kritische Blick tschechischer Schriftsteller gelangte nach 1968 in der Exilliteratur zum Durchbruch, scheint sich, entgegen Bocks Annahme, aber immer noch nicht in der politischen Klasse Prags und bei der Mehrheit der Tschechen herumgesprochen zu haben.

 

Erste Sätze

Zu den Eigenschaften, die wir den Menschen angeboren glauben, gehört der Drang nach Wissen oder die Wißbegier.

Albrecht Schaeffer: Mythos. Abhandlungen über die kulturellen Grundlagen der Menschheit, Heidelberg/Darmstadt 1958


 
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