© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003


Leserbriefe

Zu: "Sozialer Sprengstoff" von Jörg Fischer, JF 16/03

Es gibt nicht nur den DGB

In mehreren Berichten ihrer Zeitung beschäftigen sie sich sehr kritisch mit der wirtschaftlichen Situation in Deutschland. In vielen Punkten stimme ich mit den Berichterstattern überein. Aber an der pauschalen Gewerkschaftsschelte störe ich mich doch. Zunächst tragen viele Unternehmen auch für die jetzige Lage Verantwortung. So war es für manches Unternehmen sehr bequem und kostengünstig, sich von älteren Arbeitnehmern zu trennen, die wenige Jahre vor der Rente stehen und dann mit Arbeitslosengeld diese Lücke überbrücken können.

Aber zurück zur Gewerkschaftsschelte, die zur Zeit häufig anklingt. Gemeint sind immer der DGB und seine Einzelgewerkschaften, aber geschrieben wird nur über die Gewerkschaften. Es gibt auch andere - zum Beispiel den Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB) - mit seinen Einzelgewerkschaften. Gerade die CGB Gewerkschaften, die von Medien totgeschwiegen und vom DGB bekämpft werden, machen eine verantwortungsvolle Tarifpolitik.

Ulrich Bösl, Wadersloh

 

 

Zu: "Einig mit dem Volk" von Carl Gustaf Ströhm, JF 14/03

Traurige Höhepunkte

Bundeskanzler Schröder war und ist aus wahltaktischen Gründen verbal zwar gegen diesen Krieg. Die USA haben jedoch seine ausdrückliche Erlaubnis, ihre Stützpunkte in Deutschland zum Zwecke der Führung ihres Krieges zu nutzen. Polizei und BGS werden als Wachmannschaften zur Sicherung amerikanischen Militärs mißbraucht. Deutsche Awacs-Flugzeuge und deutsche Panzer stehen in der Kriegsregion zum Einsatz bereit. Die Bundesregierung hält sich daher also nicht an geltendes Völker- und nationales Recht. Noch erbärmlicher ist freilich die Haltung der parlamentarischen Opposition. Nun ist es hierzulande ja nicht gerade selten, daß sich Mitglieder von Regierungen und Parlamenten nicht an die von ihnen selbst gesetzten Rechtsnormen halten. Doch hier geht es eben nicht um als Spenden getarnte Bestechung und die übliche Korruption, sondern um das Töten von Menschen und den verantwortungslosen Einsatz deutscher Soldaten. Die Kollaboration und die Verlogenheit erreichen traurige Höhepunkte. Die politische Klasse bzw. führende Repräsentanten des politischen Systems in Deutschland verspielen den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit.

Angeblich hat die BRD - folgt man der jeweiligen offiziellen Verlautbarung - 1955 und ein weiteres Mal 1990 ihre volle Souveränität erhalten. Sie wäre damit gewissermaßen sogar doppelt souverän?!

Friedrich Schu, St. Wendel

 

Chor der Völker

Durch den Alleingang des Kanzlers, der die Vision eines (auch mit Hilfe des Euro) geeinten Europas zerstört hat, ist es gescheitert, daß wir Europäer mit einer Stimme im Chor der Völker ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Die Macht der Vereinten Nationen (Uno) hätte möglicherweise genug Druck auf Bagdad ausüben können, die zerstrittenen Nationen konnten es nicht. So müssen wir den Alleingang Amerikas hilflos hinnehmen. (Und nach dem Krieg gar die Rache Amerikas in Form von wirtschaftlichen Sanktionen befürchten). Andererseits hat kein Land das Recht, sich in die Angelegenheiten eines anderen einzumischen, solange es nicht den Frieden der Völkergemeinschaft stört. (Jedes Land hat die Regierung, die es verdient). Aber was ist, wenn das Land durch eine korrupte Regierung so ausgelaugt und ausgesaugt ist, daß es sich nicht mehr aus eigener Kraft von seinem Tyrannen befreien kann? So einfach, wie es sich die Schulkinder-Demonstranten machen, sind die Probleme, die die Welt zur Zeit erschüttern, nun wirklich nicht.

Annemarie Kirsche, Salzgitter

 

Der Pferdefuß

Es ist ziemlich naiv, in der Politik Schröders auch nur einen Deut Hoffnung in Sachen nationaler Selbstfindung zu hegen. Vielmehr praktizieren er und seine Genossen nach altgewohnter linker Manier plumpen Anti-Amerikanismus.

Offenbar konnte es mit dem Irak-Krieg für die derzeitig Regierenden gar nicht günstiger kommen, als daß von den drängenden innenpolitischen Problemen abgelenkt wurde. Wir sollten auch nicht vergessen, daß sowohl die BRD als auch Frankreich wirtschaftlich im Irak stark engagiert sind und beide im Falle eines Sieges der USA um ihre Pfründe zu fürchten haben.

Was Schröder und Konsorten praktizieren, geschieht aus raffinierter politischer Berechnung - Taktik zum puren Machterhalt -, denn innenpolitisch, und nicht nur dort, ist fast alles, was möglich ist, an die Wand gefahren. Hauptsache Demo-frei für die ohnehin bereits "Pisa-geplagte" Schülerschaft und massenhaft "Demo-Events" für's gelangweilte Volk. Man kann so richtig den Gutmenschen raushängen lassen, wenn man schon sonst nichts zu melden hat!

Sicher ist: Für die Folgen dieses, von den Regierenden propagierten "Deutschen Weges" werden wir, das deutsche Volk, letztendlich stramm zur Kasse gebeten werden! 

Ellinor Blenk, per E-Post

 

 

Zu: "Das ist nicht unser Krieg" von Christian Roth, JF 14/03

Der falsche Angeklagte

Warum sitzt Herr Bush auf der Anklagebank bei den Demonstranten und nicht der Massenmörder und Terrorist Saddam Hussein? Saddam könnte den Krieg von einem auf den anderen Tag beenden, indem er das von ihm jahrzehntelang terrorisierte Land verließe. Ich bin auch für Frieden. Deshalb bin ich für die Beseitigung dieses Kriegstreibers. Saddam hat einen Krieg gegen den Iran begonnen, welcher rund eine Million Tote zur Folge hatte. Das war zu einer Zeit, in der die meisten zur Demo aufgestachelten Schüler und Studenten noch Windeln umhatten. Saddam marschierte in Kuwait ein. Er vergaste unzählige Landsleute. Keine einzige Demo und keine Friedenstaube befreit die Gefangenen und das geknechtete Volk. Den verbalen Krieg unserer Medien gegen Bush kann ich mir nur so erklären, daß hier gezielt Anti-Amerikanismus aufgebaut werden soll. Warum sonst berichten unsere Medien so umfassend über diesen Krieg? Es gibt viele Kriege zur gleichen Zeit auf diesem Erdball. Die sudanesische Regierung bombardiert beispielsweise nun schon seit Jahren die Völker im Süd-Sudan, nur weil diese nicht islamisch sind. Darüber hätte man seit Jahren schon die Sender und Gazetten füllen können. Aber wen könnte man schon damit durch die Berichterstattung manipulieren? Im Gegensatz zu den Bombentoten im Sudan sind die "wenigen" Kriegstoten im Irak lächerlich. Aber der Staatschef vom Sudan heißt eben nicht Bush. 

Martin Seifert, Aurich

 

 

Zu: "Ständiger Krieg für ständigen Frieden" von Patrick J. Buchanan, JF 14/03

Bravo!

Patrick J. Buchanan spricht genau das aus, was immer mehr Menschen wissen, sich jedoch, gerade in Deutschland, nicht öffentlich zu sagen trauen. Die US-amerikanische Außenpolitik ist im Grunde die Ausführung von israelischen Sicherheitsinteressen. Einer kleinen, aber einflußreichen Gruppe ist es gelungen, Amerika in den Irak-Krieg zu treiben. Der vermeintliche "Schurkenstaat" stellt für keinen Staat der Welt, außer Israel, eine Bedrohung dar. Der amerikanische Pseudokampf für Demokratie und Menschenrechte gilt in Wahrheit der Sicherung einer aggressiven israelischen Nah-Ost-Dominanz. Israel als der verlängerte amerikanische Arm in dieser Region soll als neue Ordnungsmacht im Nahen Osten etabliert werden. Ohne Zweifel ist das Regime von Saddam Hussein eine brutale Diktatur, aber hat das die USA schon jemals davon abgehalten, mit solchen Staaten Geschäfte zu machen? Im Iran-Irak-Krieg war Hussein jedenfalls noch Amerikas Liebling. Vielleicht sollten die Ereignisse des 11. September 2001 noch einmal verstärkt unter diesem Gesichtspunkt bewertet werden.

Michael Kreisel, per E-Post

 

 

Zu: "Wir stehen an der Zeitenwende" von Johann Braun, JF 14/03

Ewig zu büßen

Es ist treffend, wenn Johann Braun die fehlende deutsche Identität, das heißt unser Selbstbewußtsein, mit als Ursache für die Krisensituation der Deutschen darstellt. Warum geht er nicht einen Schritt weiter und bezeichnet sie als das Grundübel unserer Einstellung zu Volk und Staat?

Ein Volk, das ewig zu büßen und zu zahlen hat, verliert den Willen zur Pflichterfüllung, zur Familie und vor allem zu Nachkommen (schon seit 1970). Es flüchtet sich in den Hedonismus, Lebensgenuß, verreist sein Geld, statt es in den Berufsstart der Kinder und Enkel, bleibende Werte und Leistungen zu investieren. Solche Menschen haben kein Leistungsbewußtsein mehr, sehen nicht mehr in den Spiegel, sondern versuchen, sich nur an Sozialleistungen zu bereichern. Sie denken nicht mehr an die Aufgabe der Nation.

Sie sind deshalb nur noch Mitglieder einer Bereicherungsgesellschaft, aber nicht mehr eines deutschen Volkes. Sie sollten einen Antrag stellen, 51. Staat der USA zu werden. Die multikulturelle Umformung dafür ist doch in vollem Gang. Was kann Deutschland noch für die Welt leisten, wenn es nur genußsüchtig und faul geworden ist?

Georg K. Schmelzle, Norden

 

 

Zu: "Angriff auf das Völkerrecht" von Michael Wiesberg, JF 13/03

Drama mit Schlußakt

Der Schlußakt des Dramas in Bagdad wird, wie so oft in der Geschichte, auf dem schmalen Grat zwischen einer schaurigen Posse und einem Akt von tragödialer Großartigkeit schwanken. Saddams Tod in Bagdad könnte leicht zum Fanal werden.

Nicht nur das, ein Mythos könnte entstehen. Saddam Hussein, der große Gescheiterte, der scheinbare Verlierer. Wenn jemand wie Saddam in einem barbarischen Akt der Gewalt und der Zerstörung seinen übermächtigen Feinden erliegt, dann rührt er viele Herzen tief. Die Zuneigung der arabischen Massen könnte diesen Märtyrer leicht zum Sieger umfunktionieren und auf ein Podest der Verehrung heben. Saddam gilt dann im nachhinein womöglich als der, der die Reinheit des Herzens hatte, der naiv und ohne Falsch, also verehrungswürdig war. Einer, der in die Geschichte eingeht als ein Mann, der keine Winkelzüge, Kompromisse oder Hinterhältigkeiten kannte, der alles auf eine Karte setzte und für seine Wahrheit sein Leben gab. Die US-Amerikaner scheinen die Falle, die sich da vor ihnen auftut, noch nicht zu erkennen. Werden sie sich der latenten Gefahr bewußt, könnte es nicht nur für sie zu spät sein. Thomas Engelhardt, Ilsede

Zwänge und Rechte

Präsident Bush hat mit seinem Irak-Krieg einwandfrei gegen die Uno bzw. gegen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorsätzlich verstoßen. Mich wundert es nur, daß es sogar deutsche Politiker wie zum Beispiel Friedbert Pflüger gibt, welche diesen Tatbestand bestreiten. Wer wie die USA den Irak massiv aufgerüstet hat, besitzt überhaupt kein Recht, dieses Land anzugreifen, denn die Triebfeder ist der Zugriff auf das irakische Öl und sonst nichts. Es ist politisch völlig unrealistisch bzw. abenteuerlich, wenn Bush anstrebt, hauptsächlich die islamischen Staaten im Nahen und Fernen Osten mit Zwang zu demokratisieren. Es ist eine Ungeheuerlichkeit, daß, wie bekannt wurde, in Amerika Schriftsteller und Intellektuelle, welche sich öffentlich gegen den Irak-Krieg ausgesprochen haben, als Staatsfeinde von der US-Regierung verfemt werden.

Wolfram Braun, Spechbach

 

 

Zu: "Es brodelt an der Basis" von Peter Freitag, JF 13/03

"C" endlich streichen

Es ist mir unverständlich, wie die Führung einer Partei, die sich christlich nennt, einem Aggressor die Stange halten kann. Es wäre wohl sinnvoll, wenn die Union dem Rat folgen würde, den ihr voriges Jahr der Kölner Kardinal Meisner - in anderem Zusammenhang - gegeben hat, nämlich das Wort "christlich" aus dem Parteinamen zu streichen.

Gert Ziegler, München

 

 

Zu: "Multikultistan" von Klaus Hornung, JF 13/03

Die CDU will Einwanderung

Die Zuwanderungspolitik der CDU ist alles andere als im deutschen Interesse. Die CDU ist nur verbal gegen Zuwanderung, besonders vor Wahlen. In Wirklichkeit strebt sie sie an. Während der letzten 16jährigen CDU-Regierungszeit hatten wir die größte Zuwanderung seit der Völkerwanderung. Sogar in der Opposition plädieren prominente CDU-Politiker für Massenzuwanderung ohne vernehmbarem Widerspruch der CDU-Führung. So posaunt der CDU-Ministerpräsident Müller: "Das Boot ist noch lange nicht voll." Die Vision des Ex-CDU-Bundeskanzlers Helmut Kohl, wonach "die Deutschen nie wieder eine Nation werden dürfen", läßt die wahre CDU-Linie zur Zuwanderung erkennen. Das Kohlsche Postulat läßt sich durch nichts besser realisieren, als durch Multikulti. Es ist unbegreiflich, daß immer noch viele Wähler auf die perfide Wählertäuschung der CDU hereinfallen.

Horst Ollech, Buseck

 

 

Zu: "Prozeß ohne Folgen" von Mirko Sauer 13/03

Parteienproporz

Wenn bei derart windigen Voraussetzungen ein Verfahren vor dem höchsten Gericht inszeniert wird, und dieses scheitert deswegen, dann müßte man die Verantwortlichen, die Herren Beckstein und Schily, wenigstens bezüglich der entstandenen hohen Kosten zur Rechenschaft ziehen. Aber, wie immer in solchen Fällen, trägt man keinerlei persönliches Risiko, denn der Steuerzahler kommt ja für alles auf.

Daß aber bei 30 nachgewiesenen, bei der NPD für den Verfassungsschutz arbeitenden Vorstandsmitgliedern trotzdem vier der Bundesrichter eine Einstellung des Verfahrens abgelehnt haben, das ist wohl das Betrüblichste beim ganzen Verfahren. Es kommen einem wieder einmal Zweifel an unserem höchsten Gericht, weiß man doch, wie unsere staatstragenden Parteien auch die Justiz beeinflussen, wie Richterstellen nach dem Parteienproporz besetzt werden und der für eine funktionierende Demokratie wichtige Grundsatz der Gewaltenteilung nur noch begrenzt existiert. 

Carsten Lör, Karlsruhe

 

 

Zu: "Respektierung gegenseitiger Interessen" von Carl Gustaf Ströhm, JF 13/03

Verlust zu verdanken

Ströhms Auffassung im vorgenannten Aufsatz, die Amerikaner hätten 1945 Westeuropa und Westdeutschland vor der sowjetischen Panzerwalze gerettet, widerspreche ich. Es war vielmehr das Verdienst der bis zuletzt aufopfernd kämpfenden deutschen Wehrmacht, daß wenigstens ein Teil Europas dem Bolschewismus nicht in die Hände fiel. Den Amerikanern, die schon vor ihrem Kriegseintritt die Sowjets in höchstem Maße mit Waffen und anderem Kriegsmaterial unterstützten und auf Wunsch Stalins 1944 eine gewaltige zweite Front im Rücken unserer Soldaten errichteten, verdanken wir nicht die Rettung, sondern den Verlust großer europäischer Gebiete, die sie bedenkenlos dem stalinistischen Terror auslieferten.

Gottfried Pürzel, Kirchheim

 

 

Zum "Hop oder Top", JF 13/03

Genau hinsehen

Als Top feiert die JF den Händler der Mekka-Cola, der mit seiner islamischen Anti-Coke provoziert, und die übrige deutsche Presse jubelt gleichgeschaltet, daß je zehn Prozent des Umsatzes an Schulbücher für Schulkinder in Palästina und für eine Obdachlosenhilfeorganisation in Frankreich gingen. Die Netzseite www.mecca-cola.com  spricht freilich eine andere Sprache: zehn Prozent sind an palästinensische Organisationen (über Schulbücher oder Schulkinder kein Wort!), zehn Prozent "aux Oeuvres européennes" (für "europäische Vereinigungen, die für den Weltfrieden und besonders für den Konflikt der Palästinenser mit der zionistischen und faschistischen Apartheid arbeiten") - oder, wie der Spiegel parallel zur Legende von der katholischen (!) Obdachlosenhilfe berichtet, "für Algerier in Frankreich". Ein Besuch dieser Homepage lohnt sich: Unmittelbar über den Angaben zu den zweimal zehn Prozent zeigt eine Photoschau, um was es Mecca-Cola bei der palästinensischen wie der europäischen Arbeit wirklich geht: Rauch und Feuer - und Moscheen. Was feiert da die JF als Top, wenn nicht den Djihad, wenn nicht die islamisch-arabische Unterwerfung des Westens? Hier wird aus purem Antiamerikanismus der Selbstmord des Westens billigend in Kauf genommen!

Torsten D. Bernitz, per e-post


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