© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/03 02. Mai 2003


Georg-Dieter von Holtzbrinck
Mann im Hintergrund
von Ronald Gläser

Mit dem Griff nach der Berliner Zeitung wird der einstmals blühende Zeitungsmarkt in der Bundeshauptstadt wohl endgültig zwischen zwei Großverlagen aufgeteilt, dem Berliner Axel Springer Verlag und dem Stuttgarter Georg von Holtzbrinck Verlag.

Während der eine mit Welt und Morgenpost sowie den Boulevardblättern BZ und Bild vornehmlich den Westen der Stadt "kontrolliert", "beherrscht" der andere vielleicht demnächst mit Berliner Zeitung und den im selben Verlag erscheinenden Boulevardformat Beliner Kurier den ehemaligen Ostteil der Stadt. Entscheidend aber ist, daß mit Übernahme der Beliner Zeitung zusätzlich zum bereits 1992 erworbenen Berliner Tagesspiegel die beiden wichtigsten Qualitätszeitungen der Stadt unter dem Dach der Schwaben vereint werden würden.

Während der jüngere Bruder der Familie, Stefan von Holtzbrinck, seit zwei Jahren die Geschäfte leitet, überwacht der zwei Jahrzehnte ältere Halbbruder Georg-Dieter von Holtzbrinck das Geschick des Junior als graue Eminenz aus dem Hintergrund. Geboren 1941 in Stuttgart, hat der studierte Wirtschaftswissenschaftler den 1948 gegründeten Verlag 1980 von seinem Vater Georg von Holtzbrinck übernommen und zum drittgrößten deutschen Medienunternehmen nach Springer und Bertelsmann gemacht. Nach dem Einstieg beim Handelsblatt Ende der sechziger Jahre wurde die Holdinggesellschaft Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH ins Leben gerufen.

1970, nach einem Verlagspraktikum in den USA, trat Georg-Dieter von Holtzbrinck in Düsseldorf der väterlichen Verlagsgruppe bei, vier Jahre später wurde er als geschäftsführender Gesellschafter in die Stuttgarter Zentrale berufen.

Die Produkte des Holtzbrinck-Konzerns richten sich vorwiegend an die gehobene Zielgruppe. Handelsblatt, Die Zeit und Wirtschaftswoche repräsentieren als Flaggschiffe den elitären Anspruch des Familienunternehmens. Auch im Buchgeschäft ist Holtzbrinck mit S. Fischer, Kindler und Rowohlt stark vertreten, 1999 bildete man zusammen mit dem katholischen Weltbild-Verlag das gemeinsame Unternehmen Droemer Weltbild.

Im vergangenen Jahr machte der Konzern 2,2 Milliarden Euro Umsatz und erzielte gegen den Branchentrend einen Rekordgewinn. Jedoch trat man im Bereich elektronische Medien den Rückzug an (27 Radiosender und Anteile bei VOX und Sat1). Im Austausch für diese Beteiligungen erhielt der Verlag von der Bertelsmann-Tochter Gruner & Jahr den Berlin Verlag mit der Berliner Zeitung.

Damit entbrannte der Kartellstreit, der nun vor der Entscheidung steht. So wichtig die Entscheidung für das Unternehmen ist, privat kann Georg-Dieter von Holtzbrinck dem Ausgang gelassen engegensehen, gehört der - geschiedene - Vater von drei Kindern mit einem Vermögen von 5,6 Milliarden Euro doch zu den zehn reichsten Männern Deutschlands.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen