© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/03 02. Mai 2003

 
Frisch gepresst

Ohne Gott und Sonnenschein. Der Thüringer Jürgen Gruhle hat mit seinem nun erschienenen dritten Band eine weitere Fleißarbeit über die Zwangskollektivierung in der mitteldeutschen Landwirtschaft veröffentlicht. Die Vielzahl der Dokumente, die einen bemerkenswerten Einblick in die Verfahrensweisen der SED-Kreisleitungen, aber auch den Alltag in der "sozialistischen Provinz" erlauben, zwangen Gruhle, die Darstellung einzelner Bezirke aufzuteilen. Der dritte Band untersucht die Altkreise Eisenach, Heiligenstadt und Mühlhausen, sollte aber nicht nur Ortsansässigen und Alteigentümern aus dieser Region als Forschungsgrundlage dienen (Ohne Gott und Sonnenschein. Books on demand, Norderstedt 2002, 308 Seiten, 28 Euro).

Kriegsordnung. Der Irak-Krieg ist beendet - unblutiger und schneller, als man noch beim Stocken der amerikanischen Offensive vor Karbala und Nasiriyah vermutete. Doch nun wird deutlich, daß außer der schnellen Kontrolle über die Ressourcen des Zweistromlandes kaum ein Konzept der US-Besatzungsmacht existiert. Die angeblichen Massenvernichtungswaffen, der offizielle Kriegsgrund des Pentagon, sind nicht aufgetaucht. Eine Autorengruppe von Militärexperten, Völkerrechtlern, Journalisten und Ökonomen, darunter so prominente Namen wie Hans von Sponeck und Uri Avnery, verurteilen den Krieg gegen den Irak als "Mittel der Politik" des Welthegemons USA, um unter unterschiedlichem Motto - sei es der Kampf gegen den Terror, für die Menschenrechte oder das Böse schlechthin - den uneingeschränkten Zugriff auf die Energiequellen zu sichern. Das Buch wurde somit nicht vom Kriegsende überrollt, sondern klagt stellvertretend für die Bomben auf Bagdad künftige kriegerische Opfer der USA an (Rüdiger Göbel, Hrsg.: Bomben auf Bagdad - nicht in unserem Namen. Kai Homilius Verlag, Berlin 2003, 411 Seiten, 19 Euro).

Konfiskationen. Im Jahre 13 der Einheit konnten die Opfer der Enteignungen in der Sowjetischen Besatzungszone bislang kaum nennenswerte Erfolge im Kampf gegen das nach der Wende von Kohl und Schäuble abgesegnete Unrecht verbuchen. Der ehemalige Arzneimittelfabrikant Udo Madaus stellt dieses unwürdige Schauspiel anhand einer umfangreichen Sammlung von Briefen und Dokumenten in seinem Buch vor (Allianz des Schweigens. Frieling Verlag, Berlin 2002, 525 Seiten, 22 Euro).


 
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