© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/03 09. Mai 2003

 
Meldungen

Brüssel verordnet Stammzellforschung

BRÜSSEL. In einem internen Papier der EU-Kommission wird die Forschung an embryonalen Stammzellen ausdrücklich als förderungswürdig anerkannt. Im Herbst sollen Gespräche stattfinden, wo über die genauere Verwendung von zweieinhalb Milliarden Euro für die Biotechnologie entschieden wird. Die Stammzellforschung soll dabei einen wichtigen Platz einnehmen. Das Papier nimmt keine Rücksicht mehr auf die Ablehnung dieser Technologie durch Mitgliedsstaaten wie Italien, Irland, Österreich und Deutschland. Sollte das Programm verwirklicht werden, würden deutsche Steuergelder über die EU für Forschungstätigkeiten ausgegeben, die hierzulande verboten sind. Der Sprecher der CDU/CSU in der Enquetekommission "Ethik und Recht in der modernen Medizin", Dr. Wolfgang Wodarg, kündigt ein Veto der Bundesregierung an. Aufhalten ließe sich die Entscheidung auf Grund der Mehrheiten in Europa nicht. Die deutschen Auflagen für die Verwendung von embryonalen Stammzellen sind sehr streng. Es dürfen nur importierte Zellen sein und nicht nach dem 30. Januar 2002 getötete. In Großbritannien und Schweden sind Stammzellforschung und sogar das therapeutische Klonen in gewissen Grenzen erlaubt.

 

Vater der transgenen Pflanzen gestorben

KÖLN. Jeff Schell, der Begründer der "Grünen Gentechnik", ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Anfang der achtziger Jahre entdeckte der Direktor am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln eine Methode zur Übertragung fremder Gene in Pflanzen. Das Agrobacterium tumefaciens ist von sich aus in der Lage, einen Teil seiner Gene auf Pflanzen zu übertragen. Diese Fähigkeit machte Schell sich zunutze und entwickelte die erste "Genfähre". Er schuf damit die Grundvoraussetzung für die Produktion transgener Pflanzen, die inzwischen bereits in der Landwirtschaft weit- verbreitet sind. Das erste berühmte Ergebnis waren lachsrote Petunien, die es in der Natur nicht gibt. Unvergessen ist allerdings auch der wissenschaftliche Skandal, als 1998 eine Mitarbeiterin an Schells Abteilung der jahrelangen Fälschung von Laborwerten überführt werden konnte. Wer davon gewußt hat, blieb schließlich im Dunkeln.

 

Die Chinesische Mauer behindert Genaustausch

PEKING. Die Chinesische Mauer behindert offensichtlich den genetischen Austausch mancher Pflanzen. Exemplare derselben Art, die auf unterschiedlichen Seiten des längsten Bauwerks der Erde wachsen, haben unterschiedliche Gene, berichtet die Biologin Hongya Gu von der Universität Peking in der Fachzeitschrift Heredity (Bd. 90). Vor allem der Genaustausch vom Wind bestäubter Pflanzenarten wird von dem sechs Meter hohen und ebenso breiten Gemäuer beeinträchtigt. Pflanzen, die von Insekten befruchtet werden, sind dagegen weniger stark betroffen.


 
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