© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/03 16. Mai 2003

 
Frisch gepresst

Moderne Kunst. In der Berliner Nationalgalerie, der "Neuen" an der Potsdamer Straße, freut man sich dieser Tage darauf, bald die "Klassische Moderne" aus Beständen des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) präsentieren zu können - gegen horrende "Leihgebühren" von 15 Millionen Euro. Die politische Dimension dieser New Yorker "Moderne" hat vor kurzem die Historikerin Frances Stonor Saunders aufgezeigt. Während des Kalten Krieges sei es der CIA gelungen, den abstrakten Expressionismus als "Kunstform der Freiheit" gegen den sozialistischen Realismus und realistische Kunsttendenzen in westlichen Ländern zu etablieren. Dabei habe das MoMA eine Schlüsselrolle gespielt. Die "Modernität" dieser Kunst ist aus Saunders Sicht nichts weiter als ein Kalkül in der US-Kulturpropaganda, die von vielen gut bezahlten Federn gepuschte "Malerei des freien Unternehmertums" als wirksame Waffe im Kampf um die kulturelle Hegemonie in Europa. An Saunders anknüpfend hat Reinhard Müller-Mehlis diesen "Schwindel der Moderne" bis in alle Verästelungen des Kunstbetriebs, natürlich auch die erstaunliche Erfolgsgeschichte des Joseph Beuys nicht auslassend, verfolgt. Aufschlußreich, aber leider etwas knapp, sind die Porträts bundesdeutscher "Kunstpäpste" wie Will Grohmann und Werner Haftmann, die sich für eine "Weltsprache der Abstraktion" in einer heute peinlich wirkenden Weise einsetzten ("Des Kaisers neue Kleider". Der Schwindel der Moderne. Langen Müller, München 2003, 231 Seiten, 19,90 Euro).

Weltmacht Amerika. USA-kritische Bücher haben in diesen Tagen Hochkonjunktur. Das sollte Autoren und Verlage jedoch nicht dazu verführen, bereits X-Mal Geschriebenes nochmals wiederzukäuen, Fremdzitat an Fremdzitat zu reihen und damit in einen zentralen politischen Diskurs hineinzuzielen, in dem für Monokausalitäten kein Platz ist. Wenn man zudem noch von starken politischen Gefühlen, "Ressentiments", durchdrungen ist, kann daraus nur ein von moralischer Empörung getragenes Pamphlet entstehen, dessen politische Einseitigkeit zwar noch erträglich, dessen Synthese aller relevanten verschwörungstheoretischen Konstrukte aber nicht gerade als Ausdruck von Wissenschaftlichkeit zu werten ist (Hans-Henning Bieg: Amerika - Die unheimliche Weltmacht. Grabert Verlag, Tübingen 2003, 372 Seiten, 16 Euro).


 
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