© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/03 23. Mai 2003


Allah in Wertheim
Bürgerinitiativen I: Wie der Unternehmer Willi Schwend gegen eine geplante Moschee kämpft
Manuel Ochsenreiter

Willi Schwend kennt inzwischen viele Beschimpfungen und bleibt trotzdem ruhig. Der Wertheimer Unternehmer engagiert sich gegen die dort geplante Moschee - und so legte er sich zwangsläufig ein dickes Fell zu.

Im Forum der Internetseite des Wertheimer "Bürgerforums" tummeln sich zahlreiche Schmalspur-Islamisten, die Schwend im Schutze der Anonymität des Netzes drohen. "Des weiteren würde ich dem Autor dieser Seite doch empfehlen, mal die Schule zu besuchen", schreibt ein gewisser "Olcay" gespickt mit zahlreichen Tippfehlern. "Sein rassistisches Material kann er sich in den Arsch schieben", höhnt Olcay. Einer Kritikerin empfiehlt er eine "Therapie". Er werde sich "die fertige, schöne, prächtige, unserem Glauben gebührende Moschee ansehen" und hoffe, ihr werde "bei jedem Anblick dieser Moschee das Kotzen kommen". Schwend wundert sich schon über gar nichts mehr.

Seit zwei Jahren organisieren sich im fränkischen Wertheim etwa 100 Bürger in der Bürger Initiative Wertheim gegen den Bau einer Moschee.

Schwend weiß, wovon er spricht. Als er erfuhr, daß die neue Moschee direkt neben seinem Unternehmen gebaut werden soll, reiste er quer durch die Republik, um sich erst einmal ein Bild zu machen. Er war in Mannheim und in Werdohl (14 Prozent Türken). Er sprach mit Anwohnern und mit moslemischen Gläubigen in den Moscheen.

Was man ihm dort sagte, wird von den Medien und der Politik völlig ignoriert. Es entwickelte sich eine eigene, abgeschottete Infrastruktur um die islamischen Gotteshäuser. Frauen sind dort so gut wie nicht zu sehen, Schwend findet kaum Informationen in deutscher Sprache. In der Mannheimer Yavus Sultan Selim Moschee fragt er einen 13jährigen Jungen: "Bist Du Deutscher oder Türke?" "Türke!" antwortet der Kleine, ohne zu zögern. Außerhalb der Moschee trifft er auf verschleierte kleine Mädchen.

Anwohner klagen Schwend ihr Leid. Nicht alles sei so freundlich und friedlich, wie es Politik und Medien gerne darstellten. Im Gegenteil. Es gebe handfeste Probleme, vor allem im Ramadan, der islamischen Fastenzeit. Schmutz und Abfall, zugeparkte Straßen und ohrenbetäubender Lärm mache dann das Leben schier unerträglich.

Rund um die Moscheen purzeln daher die Immobilienpreise in den Keller, vor allem die Deutschen wollen wegen der sinkenden Lebensqualität nur noch eines: wegziehen.

Die christliche Welt als Gegner des Islam

Die erste Moschee auf deutschem Boden war die 1915 errichtete Holzmoschee im Lager für muslimische Kriegsgefangene der alliierten Streitkräfte in Wünsdorf bei Berlin. Seit den siebziger Jahren, als es gerade einmal drei Moscheen in Deutschland gab, ist die Zahl und damit die Unübersichtlichkeit der islamischen Gotteshäuser und ihrer Träger geradezu explodiert. So geht Schwend davon aus, daß es heute mehr als 3.000 Moscheen und Gebetsräume in der Bundesrepublik gibt, Tendenz steil steigend.

Träger der geplanten Wertheimer Moschee ist die als gemäßigt geltende "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion" (Ditib). Sie ist Trägerverein von über 700 Moscheen in Deutschland und ist die deutsche Filiale des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten der Türkei. Dieses ist direkt dem türkischen Ministerpräsidenten unterstellt. Daß dies heute ausgerechnet der Islamist Tayyip Erdogan ist, für den nach eigenen Bekundungen Minarette Bajonette, die Kuppeln Helme und Moscheen Kasernen des Islam sind, spricht für sich selbst.

Ditib lehnt darüber hinaus jegliche Integration der in Deutschland lebenden Türken ab. "Sobald ein Mensch weit von seiner Familie, alleinstehend, in der Fremde ist und niemanden hat, der ihm helfen könnte, sich im Krankenhaus aufhalten muß oder ins Gefängnis geraten ist, sehen die Missionare ihre Chance (...) Sie wollen die nichtchristlichen Arbeiter zum Christentum verführen. Die christliche Welt ist seit jeher der unerbittliche Verfolger des Islam gewesen". So steht es in einem Handbuch für Gastarbeiter, herausgegeben vom türkischen Religionsministerium. Schwend hat inzwischen 15 Ordner voll mit solchem Material, jeder einzelne Grund genug für ihn, einen Moscheebau in Wertheim zu verhindern.

Der Unternehmer ist auch Mitglied des Vorstandes des am 26. April gegründeten "Bundesverbandes der Bürgerbewegung für Demokratie und Heimat", den auch namhafte Wissenschaftler wie der Bevölkerungswissenschaftler Josef Schmidt von der Universität Bamberg oder Rainer Glagow (JF 21/03) unterstützen.

Um für das Ziel seiner Bürgerinitiative zu werben, zeigt Schwend, der ständig in Kontakt zu Verlagen, Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern steht, Flagge. So warb er im vergangenen Jahr mit einer Werbeanzeige seines Unternehmens im örtlichen Anzeigenblatt um Unterstützung gegen den Moscheeneubau. Die Reaktion folgte prompt - ein algerischer Mitarbeiter kündigte. Aber eines teilte er noch einem Kollegen zwischen Tür und Angel mit: "Wir werden gewinnen!" Schwend nimmt solche Aussagen überaus ernst.

Kontakt: Bürgerinitiative Wertheim. Bahnhofstr. 27, 97877 Wertheim, Tel.: 0 93 42 / 85 62 20, Fax: 0 93 42 / 2 27 73, Internet: www.moschee-wertheim.de 

Foto: Minarett der Yavus Sultan Selim Moschee und Turm der Liebfrauenkirche in Mannheim: "Minarette als Bajonette"


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