© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/03 23. Mai 2003

 
"Wir fordern den Verzicht auf islamische Machtsymbole"
Bürgerinitiativen II: Der Vorsitzende des "Bundesverbandes der Bürgerbewegung für Demokratie und Heimat", Wolfgang Schrauth, im JF-Interview
Manuel Ochsenreiter

Herr Schrauth, weshalb organisieren sich gerade zum jetzigen Zeitpunkt die meist kommunalen Bürgerinitiativen gegen Moscheebauten in einer bundesweiten Organisation?

Schrauth: Dies hat vor allem mit der Durchschlagkraft zu tun. Wir haben festgestellt, daß wir sehr großen Organisationen wie zum Beispiel der IGMG (Milli Görüsh) gegenüberstehen. Diese verfügen über eine immense Finanzkraft. Daher sind kleine Einzelinitiativen oftmals sehr schnell am Ende mit ihrem Latein. Der zweite Grund darin, daß wir eine breite Öffentlichkeit erreichen wollen. Dazu brauchen wir auch die überregionalen Medien. Diese erreichen wir nur auf Bundesebene.

Welche zentralen Forderungen hat der Bundesverband der Bürgerbewegung für Demokratie und Heimat?

Schrauth: Die zentrale Forderung ist die Erhaltung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung in der Bundesrepublik Deutschland. Wir treten daher in diesem Kontext für die Religionsfreiheit für alle Religionen ein. Allerdings erwarten wir auch als Integrationssignal seitens der Muslime den Verzicht auf Machtsymbole des Islam. Als Machtsymbole verstehen wir beispielweise das Minarett sowie den inhaltlich sehr mächtigen Muhezzin-Ruf.

Wie verläuft der Dialog mit den islamischen Organisationen und deren Vertretern?

Schrauth: Mit den großen islamischen Organisationen findet kein Dialog statt. Wir halten einen solchen Dialog mit islamistischen Vereinigungen auch nicht für fruchtbar, weil es sinnlos ist, mit Extremisten zu diskutieren. Mit integrationswilligen Organisationen, vor allem mit einer Gruppe in Thannhausen, verläuft der Dialog hingegen sehr gut. Wir helfen ihnen auch bei der Realisierung ihres eigenen Gebetsraumes, natürlich in unserer traditionellen schwäbischen Bauweise.

Werden Ihre Anliegen von der Politik aufgegriffen?

Schrauth: Erfreulicherweise ja. Im Rahmen der Tagung unseres Bundesverbandes in Günzburg hielt beispielsweise der Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein die Eröffnungsrede.

Wo sehen Sie das eigentliche Problem? In der Stärke der islamischen Kultur in Deutschland oder in der Schwäche der deutschen Politik?

Schrauth: Die Antwort liegt bereits in Ihrer Frage. Auf beiden Seiten. Einerseits werden überzogene muslimische Forderungen mit einer ziemlichen Dreistigkeit vorgetragen. Die andere Seite liegt natürlich auch in einem zunehmenden Werteverlust auf der deutschen Seite. Dieser Werteverlust ist gepaart mit einer historisch begründeten Angst vor Themen wie Zuwanderung und deutsche Grundwerte. Die hysterische Debatte um den "Leitkultur"-Begriff zeigte dies überaus deutlich.

Die Verhinderung eines Moscheebaus ist ein vergleichsweise kleines kommunales Ziel. Welche Strategie haben Sie gegen die fortschreitende kulturelle "Islamisierung" unserer Gemeinden und Städte?

Schrauth: Die wichtigste Forderung ist eine öffentliche und tabufreie Diskussion. Darüberhinaus stellen wir ganz klare Forderungen an die Integration. Unser Motto lautet: "Fordernd fördern!" Es muß ein Forderungskatalog entworfen werden. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft muß darin darlegen, wie sie sich die Gesellschaft künftig vorstellt und unter welchen Vorzeichen Integration stattzufinden hat.

Sehen Sie Möglichkeiten zur Stärkung einer christlich-abendländischen Identität als Gegengewicht?

Schrauth: Dies ist zwingend notwendig. Wir müssen auch einen Forderungskatalog für den internen Dialog aufstellen. Hierzu müssen vor allem junge Menschen in die Wertediskussion einbezogen werden, da sie über das künftige Bild unseres Landes bestimmen werden.

Sind die christlichen Kirchen hierbei nicht eigentlich Ihre natürlichen Partner?

Schrauth: Was die Wertediskussion anbelangt, sind diese natürlich Partner, aber nicht ausschließlich. Man kann auch mit Atheisten über Wertemodelle sprechen. Allerdings machen die Kirchen momentan einen entscheidenden Fehler. Sie führen einen Dialog mit dem Islam um jeden Preis. Dabei tabuisieren sie Themen wie Menschenrechtsverletzungen, Frauenrechtsverletzungen und die Diskriminierung nichtmuslimischer Minderheiten in islamischen Ländern in diesem Zusammenhang.

Gibt es einen Unterschied zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche im Umgang mit diesem Thema ?

Schrauth: Den gibt es allerdings. Die katholische Seite ist etwas zurückhaltender mit ihren pro-islamischen Positionen. Die evangelische Kirche dagegen tritt sehr viel mehr als proislamische Lobby auf. Hierbei läßt sich diese auch nicht selten auf einen unseligen Schmusekurs mit Extremisten ein, wie zum Beispiel bei uns in Thannhausen.

 

Wolfgang Schrauth, 49, ist Vorsitzender des Bundesverbandes der Bürgerbewegung für Demokratie und Heimat. Schrauth ist verheiratet und hat drei Kinder. Er arbeitet als Unternehmensberater.

Kontakt: Bundesverband der Bürgerbewegung für Demokratie und Heimat, Postfach 1266, 86470 Thannhausen. Internet: www.moschee-thannhausen.de 

 

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