© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/03 30. Mai 2003

 
Die Politik soll draußen bleiben
In Potsdam ist noch vor dem Wiederaufbau der Garnisonkirche ein Streit um ihre künftige Nutzung entbrannt
(JF)

Noch vor der Wiedererrichtung der Garnisonkirche in Potsdam ist jetzt ein Streit um die künftige Nutzung entbrannt. Während die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg ein "Internationales Versöhnungszentrum" in der Kirche einrichten will, möchte die Traditionsgemeinschaft Postdamer Glockenspiel (TPG) die Garnisonkirche nur für die Verkündigung des Wortes Gottes zur Verfügung stellen. Für die Wiederaufbau der in den letzten Kriegstagen 1945 ausgebrannten und 1968 von den DDR-Machthabern gesprengten Kirche hat die Traditionsgemeinschaft bereits 5,7 Millionen Euro Spendengelder gesammelt. Insgesamt werden für die Wiedererrichtung 10, 5 Millionen Euro benötigt.

"Wir haben auf Bitten des Oberbürgermeisters und der Stadt das Geld gesammelt - und von Anfang an unter drei Voraussetzungen", erklärte der TPG-Vorsitzende, Oberstleutnant a.D. Max Klaar, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die Kirche sollte ihr ursprüngliches Aussehen erhalten und der Verkündigung des Evangeliums dienen. "Politik bleibt draußen, denn politische Inhalte sind zeitgeistabhängig und wirken daher eher spalterisch in unserer Volkskirche", so Klaar. Dazu zählt der TPG-Chef etwa die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die Unterbringung von rückkehrunwilligen Ausländern im Kirchenasyl, die Beratung von Wehrdienstverweigerern oder den "feministischen Unsinn" der Jesa-Christa-Lehre. Einen solchen Mißbrauch der Garnisonkirche will die Traditionsgemeinschaft vertraglich ausgeschlossen wissen.

Demgegenüber erklärte der Superintendent des Kirchenkreises Potsdam, Bertram Althausen, daß es seitens der evangelischen Kirche bereits seit Herbst 2001 eine feste Konzeption für eine eventuelle Nutzung der Garnisonkirche gibt. "Da alle Gemeinden in Potsdam bereits über Kirchenräume verfügen, haben wir uns schon damals entschieden, die Kirche als internationales Versöhnungszentrum zu nutzen."


 
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