© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/03 30. Mai 2003

 
Frisch gepresst

Bevölkerungspolitik. Wie die laufende Diskussion über die drohende "Vergreisung" der Deutschen demonstriert, ist "Volk" kein politisch irrelevantes Naturphänomen, auf dessen "Werden und Vergehen" der Staat keinen Einfluß nehmen könnte. Seit Malthus wissen wir, daß Bevölkerungszahl und -aufbau ökonomische und damit politische Probleme bereiten. Kein Wunder also, daß die institutionelle Karriere der Bevölkerungsforschung eng mit den Wirtschaftswissenschaften verknüpft ist. Wie sich die Demographie in Deutschland entwickelte, wie sich ihre Verquickung mit Eugenik und Rassenlehre vollzog und welche praktischen Folgen dies nach 1933 zeitigte, dies ist Gegenstand eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten interdisziplinären Projekts. Im Vorfeld sind Tagungsreferate zum gleichen Thema entstanden, die der Projektleiter, der Berliner Soziologe Rainer Mackensen, zu einem Sammelband zusammengefaßt hat. Besondere Aufmerksamkeit verdienen darin die Aufsätze Ursula Ferdinands über "Geburtenrückgangtheorien in der Nationalökonomie Deutschlands zwischen 1900 und 1933" sowie Bernhard Matz' über "Bewertung des Geburtenrückgangs zur Zeit der Weimarer Republik" (Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik vor 1933, Leske+Budrich, Opladen 2002, 316 Seiten, 35 Euro).

Konservative Zeitschriften. Als Band 4 in der Reihe "Studien und Texte zur Erforschung des Konservatismus" ist eine von Hans-Christof Kraus herausgegebene Aufsatzsammlung über einige der wichtigsten Organe der "Konservativen Revolution" erschienen. Berücksichtigung finden die Süddeutschen Monatshefte, deren politische Ausrichtung Kraus selbst analysiert, während Felix Dirsch (Hochland) und Dieter J. Weiß (Historisch-politische Blätter, Gelbe Hefte) Periodica des katholischen Konservatismus bis in die NS-Zeit hinein verfolgen. Den jungkonservativen Sprachrohren Gewissen und Ring gilt Karlheinz Weißmanns Aufmerksamkeit. Der Aachener Ideenhistoriker Guido Müller widmet sich der elitären Europäischen Revue, vor allem deren "reichisch" imprägnierten Europa-Konzeptionen zwischen Paneuropäismus, Locarno-Politik und NS-Großraumideen (Konservative Zeitschriften zwischen Kaiserreich und Diktatur. Fünf Fallstudien, Duncker & Humblot, Berlin 2003, 186 Seiten, 58 Euro).


 
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