© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/03 06. Juni 2003

 
Leserbriefe

Zu: "Präsidiale Illusionen" von Carl Gustaf Ströhm, JF 23/03

Verschwendung

Johannes Rau reist durch die Welt, verteilt großzügig Geld und trägt damit dazu bei, den Schuldenberg Deutschlands rasant in die Höhe zu treiben. Derzeit geht jede vierte Steuermark für die Zinsen der enormen Staatsverschuldung drauf. Egal ob Bund, Land oder Kommunen, die Kassen sind leer. Dem kleinen Mann wird immer tiefer in die Tasche gegriffen. Ob Rau will oder nicht - als Staatsoberhaupt gibt er ein öffentliches Bild ab. Und das ist ganz und gar nicht dasjenige, welches Deutschland verdient hat. 

Friedhelm Eckey, Bönen

 

 

Zur Karikatur JF 22/03

Wo ist Rantanplan?

Gratuliere zu der Karikatur! Allerdings vermisse ich den größten Deppen der Gebrüder Dalton: Averell. Arbeitet der vielleicht zur Zeit in Kooperation mit dem Hund Rantanplan die Feinheiten der Bundeswehr-Reform aus?

Fritz Werner, Verden-Borstel

 

 

Zu: "Angriff der dynamischen Bürger" von Paul Rosen, JF 22/03

Schlafmütz-Michel

Der Bürger-Konvent ist da - das langfristige Ziel wird angepeilt und an den "Mann" gebracht: Die Geschicke des Landes sollen von sogenannten "Anpackern", "Pragmatikern", "Machern" übernommen werden ... sprich: Die Damen und Herren in den Vorstandsetagen der "Global Players" und gewisse "Honoratioren" aus den Alt-Parteien.

Dieses ist zwar auch jetzt schon quasi längst der Fall, doch man gibt sich "bürgerlich-revolutionär" und möchte noch gewisse Hindernisse im System ausräumen, die man für altmodisch und überholt hält und die in der Konsensrepublik nicht anzupacken sind. Die derzeitige Strukturkrise dient als vorzügliches Überzeugungsfeld für sogenannte "Bürgerinitiativen" wie den "Bürger-Konvent", hinter denen seltsamerweise jedoch genau diejenigen stehen, die auch schon heute (eigentlich schon immer) im System das Sagen und das Kapital haben. Dem Otto-Normal-Bürger wird darin "die Alternative" zur derzeitigen (gewollten?) desolaten Fehlentwicklung verkauft. Dieser greift erleichtert zu, wie nach den derzeit neuen Bild-Zeitungs-Aufklebern "Steuern runter macht Deutschland munter". Ein weiterer Schritt in Richtung wirtschaftlicher und politischer Globalisierung - und Schlafmütz-Michel läßt sich weiterhin an der Nase herumführen.

Stefan Gloge, Wuppertal

 

Zu: "Für ein Europa ohne Atomenergie" von Franz Alt, JF 22/03

Warum keine Kernenergie?

Franz Alt ist von der Sonnenenergie begeistert. Mit ihrer Hilfe könnten wir auf die Nutzung von Erdöl, Kohle, Gas und vor allem von Uran für die Energieerzeugung verzichten. Denn die Sonne schicke uns 15.000 mal mehr Energie, als wir heute verbrauchen. Doch mit dieser Rechnung zeigt Franz Alt, daß er sich über die Rolle der Sonnenenergie nicht ganz im klaren ist.

Tatsächlich verbrauchen wir die gesamte hauptsächlich im Wellenbereich des sichtbaren Lichtes der Erde zugestrahlte Sonnenenergie. Sie heizt die Erde auf und ersetzt dabei die im infraroten (nicht sichtbaren) Wellenbereich in den Weltraum abgestrahlte Wärmeenergie, so daß sich eine angenehme mittlere Erdtemperatur von 15 Grad Celsius einstellt. Würden wir 15.000mal weniger Sonnenenergie erhalten, entsprechend einer zwischen Saturn und Uranus liegenden Umlaufbahn, wäre die Erde bei circa minus 200 Grad Celsius unbewohnbar!

Alt propagiert leidenschaftlich die Nutzung der Sonnenenergie für die Stromerzeugung. Die damit verbundenen hohen Kosten wischt er mit der Bemerkung beiseite, daß uns die Sonne noch Milliarden Jahre kostenlos zur Verfügung stehen wird. Tatsächlich aber ist die Fotovoltaik, mit deren Hilfe die Sonnenenergie in elektrische Energie umgewandelt werden kann, die derzeit aufwendigste und teuerste Technik der Energieumwandlung. Allerdings ist Fotovoltaik klimafreundlich, da bei ihrem Einsatz kein klimaschädliches Kohlendioxid anfällt, im Gegensatz zu der in fossil gefeuerten Wärmekraftwerken notwendigen Verbrennung von Öl, Kohle oder Gas.

Doch warum sollte nicht auch Uran genutzt werden? Die kerntechnische Stromerzeugung ist nämlich genauso klimafreundlich wie die Fotovoltaik oder die Nutzung von Wind- und Wasser-Kraft. Und es macht daher vom Standpunkt des Klimaschutzes keinen Sinn, die erneuerbaren Energien gegen die Kernenergie auszuspielen, wie es leider immer wieder versucht wird.

Reinhard Wolf, Großkrotzenburg

 

 

Zu: "Eine Scheidung ist unrealistisch" von Klaus Hornung, JF 22/03

Der Weg ins Nichts

Die Auswüchse der "Schönwettergesellschaft", die Klaus Hornung beklagt, kamen alle nicht von ungefähr, sondern allesamt aus den USA. Es wird Zeit zu erkennen, daß die Gesamtlage in der Welt eine derart verfahrene ist, daß sie mit den Mitteln und Methoden der westlichen, das heißt amerikanisierten Gesellschaft, nicht mehr positiv beeinflußbar ist. Der amerikanische Weg ist an seiner äußersten Grenze angelangt, er endet im Nichts.

Frank Fischer, per E-Post

 

Erfreulicher Unterschied

Mein Kompliment zu dem Artikel von Klaus Hornung! Endlich eine Stimme in der JF, die sich für nüchterne Überlegungen in Fragen der Außenpolitik ausspricht.

Mit großem Unbehagen habe ich in den letzten Wochen und Monaten zu diesem Thema hauptsächlich Emotionen gelesen: "Amerika-Vasall" sei jeder, der nicht den Irak-Krieg als verbrecherisch brandmarkt; antiamerikanische Emotionen werden als Ausdruck patriotischer Gesinnung ausgegeben. Aber reicht zur Wahrung und Mehrung wohlverstandener nationaler Interessen das Wühlen in Emotionen aus? Diese einseitige Betrachtung in einem rechtskonservativen Blatt zu beobachten, ist besonders schmerzlich.

Da fällt es schwer, einen Unterschied zur Linie der rot-grünen Regierung zu entdecken, die außenpolitisch den deutschen Karren total in den Dreck gefahren hat: keinerlei internationaler Einfluß mehr, minimales Ansehen (bzw. Belächeltwerden) in den Staatskanzleien der maßgebenden Länder, Rückfall in machtpolitische Drittklassigkeit.

Um so erfreulicher, daß endlich ein Artikel publiziert wird, in dem es wieder um die nüchterne Abwägung nationaler Interessen im Sinne Bismarcks geht. Hoffentlich wird man künftig in der JF mehr in dieser Art lesen können.

Dr. Dagobert Nolte, Wiesbaden

 

Klare Motive

Warum eine "Scheidung" (zwischen Amerika und Europa) unrealistisch sein soll, ist nicht erkennbar. Sie würde ja nicht gleich Krieg, sondern schlicht freiere Wahrnehmung unterschiedlicher Interessen bedeuten. Daß das nicht von heute auf morgen geschehen kann, ist freilich klar. Des Autors Dankbarkeit an die Amerikaner, weil sie ihn 1945 nicht sterben ließen, ist verständlich. Die "Krisen", in denen Amerika federführend eingriff, waren aber gar keine, sondern wurden nur dazu hochstilisiert und von den Nato-Vasallen als solche übernommen. Im übrigen hören wir vom Autor einerseits das Lied von Hänschen klein, der besser nicht allein gehen sollte, weil es doch zu Hause sicherer ist, andererseits Weisheiten und Zitate von staatlicher Emanzipation, die dringend nötig wäre, aber von keiner deutschen Politik zu erwarten ist. Die politische Rechte, die er zur Änderung auffordert, gibt es ja gar nicht. Hoffentlich zählt er nicht die Union dazu.

Wilhelm Heinrich, München

 

 

Zu: "Der Tod des deutschen Volkslieds" von Hans-Joachim von Leesen, JF 22/03

Es gibt Ausnahmen

Im Prinzip hat von Leesen recht: das deutsche Volkslied wird unterschlagen und ist (schein)tot! Doch mit einer Ausnahme: Der WDR-Hörfunk, 4. Programm, bringt dienstags von 20.05 Uhr bis 21 Uhr Chorstunde für Liebhaber, donnerstags von 20.05 Uhr bis 21 Uhr "Folklore der Heimat". Der Redakteur dieser Sendungen hat den "typisch deutschen" Namen Kanos Kereszti! 

Hans Rantz, Stolberg

 

Quo vadis JF?

Sehr anschaulich versteht es der Autor, den gesellschaftlichen Niedergang dieser Republik darzustellen. Leider versäumt er es aber, den im Bericht angesprochenen Leiter der Heimatredaktion und den großen öffentlich-rechtlichen Sender beim Namen zu nennen.

Bedauerlich auch, daß die JF es immer noch nicht versteht, sich dem Zeitgeist zu entziehen. So war das 80jährige Jubiläum der Brandenburg-Hymne "Märkische Heide, märkischer Sand" am 10. Mai Ihnen keine Zeile wert. Statt dessen mußte man mit Fleetwood Mac (23. Mai), Pharaoh Sanders (16. Mai) und Meat Loaf (9. Mai) vorliebnehmen. Überlassen Sie diese Rubrik der Bravo und finden Sie endlich Ihren Weg!

Martin Sarnow, per E-Post

 

 

Zu: "Der Offenbarungseid" von Paul Rosen, JF 21/03

Kein Problem

Kein Geld mehr? Verschuldungsexplosion? Arbeitslosigkeit? Abwanderung der Wirtschaft ins günstige Ausland? Kein Problem! Das kriegen wir alles in den Griff. Und zwar mit Green Card, der Aufhebung des Asylbeschlusses und der Abschaffung des Ladenschlußgesetzes. Wir verdoppeln die staatlich geregelte Urlaubszeit, damit der Freizeitmarkt wieder Vertrauen gewinnt und heben dann das Rentenalter sicherheitshalber an auf 100. Unsere frustrierten Gewerkschaftler schleusen wir - im Rahmen der Globalisierungsagenda - in billigproduzierende Länder ein, wo sie ihre arbeitnehmerfreundliche Tätigkeit wieder aufnehmen und das dortige Lohnniveau an das unsere angleichen. Dadurch werden wir - auch im Vergleich mit Ländern wie Thailand und Süd-Korea - vielleicht wieder voll konkurrenzfähig. Arbeitsstellen lassen sich durch Anti-Terrorausbildung als breitflächige Beschäftigungsmaßnahme bilden.

Der erfolgreiche Abschluß garantiert Bodyguard- und Wächter-Jobs in Politik und Wirtschaft. Endlich können wir in jedem größeren Ort ein Mahnmal, eine Moschee und ein Gefängnis für all die Stammtischfaschisten und unanständigen Deutschtümler, die rechtsweg von Heiner Geißler ihren ewiggestrigen Germanenkult betreiben, bauen. Je mehr, desto besser. Denn dort werden die Deutschen dann den Export wieder ankurbeln.

Kurt Willrich, Cairns/Australien

 

 

Zu: "Rütteln am Grundgesetz" von Dieter Stein, JF 21/03

Wozu eine neue Verfassung?

Die Handhabung des Grundgesetzes in der Praxis durch die Verfassungsorgane und die politischen Parteien muß eine andere werden. ... Viele Probleme, vor denen Deutschland heute steht, resultieren aus der Tatsache, daß diese zentrale Frage in der Vergangenheit "in kosmopolitischer Absicht" ignoriert wurde. Wozu der Spiegel ein gehäuftes Scherflein beigetragen hat, müßte man hinzufügen. Daß das Grundgesetz zur Beliebigkeit zu verkommen droht, ist nicht zuletzt seine Schuld. Ich erinnere mich, wie nach den Grenzanerkennungsverträgen von einigen Betroffenen versucht wurde, die grundgesetzlich garantierten Menschenrechte Recht auf Menschenwürde und Eigentum durch das BVG einzuklagen. Vorsorglich wies der Spiegel das hohe Gericht darauf hin, daß ihm hier ein großer Ermessensspielraum zustünde. Und es folgte dankbar dem Hinweis: Die Annahme der Klage wurde ohne Begründung abgelehnt!

Daß die Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee ist, ist definitiver Bestandteil der Verfassung. Das heißt, sie hat ausschließlich die deutschen Grenzen zu verteidigen. Um die Stationierung deutscher Soldaten in Afghanistan zu rechtfertigen, wurden die deutschen Grenzen kurzerhand bis an den Hindukusch vorverlegt, und dem Verfassungsgebot ward Genüge getan! Frage: Wozu braucht Deutschland, bei soviel Flexibilität, eine neue Verfassung?

Bernhard Kaiser, per E-Post

 

Auf "ewige Dinge" konzentrieren

Zu fragen bleibt, ob heute - ineinem Zustand unserer allgemeinen Dekadenz - eine Änderung vernünftig ausfallen kann. Eine Verfassung muß sich eher auf "ewige Dinge", wie Familie, Naturgesetze und Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen beziehen und darf nicht opportunen Zielen geopfert werden.

Eine Verfassungsänderung muß in freier Atmosphäre geschehen. Der Streich der Politik, der "Kampf gegen Rechts" und die zunehmende Beherrschung der Medien erschweren eine freie Meinungsbildung. Zu fühe Änderungen könnten uns schaden.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Tabuthema" von Kurt Zach, JF 21/03

Zwangsmitglieder

Endlich bringt die JUNGE FREIHEIT einen Hinweis auf den Zusammenhang von Zuwanderung und Krise der Sozialversicherung. Ich bitte aber einmal genau zu quantifizieren, welche Leistungen der deutschen Solidargemeinschaft von Menschen abgefordert werden, die niemals in diese Sozialkassen eingezahlt haben und welche Wahlgeschenke die Politiker über die Solidargemeinschaft finanzieren. Vor allem ist festzustellen, daß sich die Politiker der Sozialgemeinschaft entziehen und sich ein früheres Rentenalter genehmigen, während sie für die Gutverdienenden die Beitragsbemessungsgrenzen immer wieder heraufsetzen und sie zu Zwangsmitgliedern machen.

Georg K. Schmelzle, Norden

 

 

Zu: "Eigenartige Extremismus-Experten" von Manuel Ochsenreiter, JF 21/03

Die Stasi ist zurück

Nach der Lektüre hatte ich den Eindruck, die Stasi habe fröhlich Urständ gefeiert.

Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutzbericht gehört zum Lächerlichsten, was ich seit Jahren gelesen habe. Er zeigt außerdem, welches enorme Sparpotential noch in den Haushalten des Bundes und der Länder vorhanden ist. Nicht die JF bedroht unsere Demokratie, sondern parteiliche Bürokratien wie der Verfassungsschutz NRW.

Und wenn unsere "Organe" nicht davor zurückschrecken, "Beweise" für Rechtsradikalismus durch eigene V-Männer erst produzieren zu lassen, dann muß wohl die Frage erlaubt sein, inwieweit der Verfassungsschutz selbst noch auf dem Boden der Verfassung steht.

Harry Winterholler, Würzburg

 

 

Zur Zeitschriftenkritik: Zeitungskritik "Campo de Criptana" von Werner Olles, JF 21/03

Kunststückchen

Wenn Werner Olles in alter Verbundenheit mit Matthias Beltz den durch Bettina Röhl ach so sehr beschmutzten Heiligenschein Joschka Fischers aufpolieren will und das Kunststück vollbringt, gleichzeitig Kritik an den Resten realsozialistischer Cuba-Melancholien zu üben, so vollzieht er damit einen Spagat, der staunen läßt. Toleranz darf der Kritiker stets für sich reklamieren, ist es doch seine Aufgabe zu schelten oder zu loben - dafür wird er schließlich bezahlt.

Endgültig aufs Glatteis begibt er sich aber spätestens, wenn er zu philosophieren beginnt und der für ein "breites politisches Spektrum" ausgelegten Publikation nicht zutraut "politisch unkorrekt", sprich widerborstig zu sein. Dies funktioniert nämlich dennoch im wesentlichen, weil jedes politische Lager Typen besitzt, die diesen Anforderungen entsprechen. Wer aber kommt schon seinen eigenen Ansprüchen stets punktgenau nach? Die grundsätzliche Intention des Campo aber bleibt das "Prinzip Angriff" und das Karl Kraus-Postulat, die Präsentation der Fackel sei nicht geleitet von der Überlegung "Was wir bringen", sondern "Was wir umbringen". Es sind also noch viele "Kämpfe gegen Windmühlen" nötig, bei denen wir hoffen, dabei durchaus auch real vorhandene Riesen besiegen zu können.

Tanja Krienen, Herausgeberin des Magazins Campo de Criptana, Unna

 

 

Zu: "Qualmen für Deutschland" von Thorsten Thaler, JF 21/03

Raucher zunehmend jünger

Obwohl ich Nichtraucher bin, kann ich es in meinem Bekanntenkreis sowie an den Supermarktkassen immer wieder feststellen: Zigaretten werden gekauft, gequalmt wird - und wie! Sucht, aus welchem Grunde auch immer - mit Geld scheint das wenig zu tun zu haben, selbst wenn die Packung Zigaretten schon wieder teurer geworden ist, es wird zwar nach wie vor gemeckert, aber mit dem Rauchen aufzuhören schaffen nur wenige. Der Griff zur Zigarette ist Sucht pur für Männer und Frauen aller Altersstufen. Interessant dabei ist auch zu beobachten, daß die Zigaretten zunehmend in immer mehr jüngere Hände wandern. Qualmende Schulkinder sind heutzutage keine Seltenheit mehr.

Uta Fritzsche, Mönchengladbach


 
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