© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/03 13. Juni 2003

 
Meldungen

Das harte Brot des Umweltvölkerrechts

BERLIN. Zu den Rechtsgebieten, deren praktische Relevanz von "Welt"-Konferenz zu Konferenz rapide zunimmt, zählt das Umweltvölkerrecht. Der "Erdgipfel" von Rio (1992) hat hier als Beschleuniger gewirkt, da er mit einer Deklaration schloß, die den gemeinsamen Willen aller Teilnahmerstaaten zum Ausdruck brachte, die Nutzung der natürlichen Ressourcen dieses Planeten den Entwicklungs- und Umweltbedürfnissen der gegenwärtigen und künftigen Generationen unterzuordnen. Wie diese Deklaration in verbindliches Völkerrecht gegossen werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Jedenfalls ist dies ein langwieriger, komplizierter und von mächtigen Widerständen behinderter Prozeß, wie Nina Wolff in ihrem Beitrag über die Resultate des letzten Weltgipfels in Johannisburg erläutert (Natur und Recht, 3/03). Gerade in Sachen "Biodiversität" als Grundvoraussetzung unserer Ernährungssicherung wurden in Johannisburg aber nur wieder "rechtlich unverbindliche" Absichtserklärungen abgegeben. Ebenso sei man von der "Ausarbeitung eines internationalen Regimes zum Vorteilsausgleich bei der Nutzung genetischer Ressourcen" noch weit entfernt. Erst die nächste Vertragsstaatenkonferenz, 2004 in Kuala Lumpur, könne vielleicht einen Schritt in Richtung völkerrechtlicher Verbindlichkeit bringen.

 

Goldhagen: Pamphletist ohne Quellenkenntnis

GÖTTINGEN. Einen Schlußstrich unter die jüngste, nur noch mühsam von einigen Zeitungen zum "Skandalon" aufgepumpte und gegen die römische Kirche in Stellung gebrachte Debatte um Daniel J. Goldhagen zieht Rudolf Lill, der Altmeister unter den deutschen Kennern italienischer Zeitgeschichte (Das Historisch-Politische Buch, 2/03). Erstaunlich ist angesichts der unglaublichen Fehlerkatalogs, der sich aus Goldhagens Pamphlet über "Die katholische Kirche und der Holocaust" (siehe JF 52/02) zusammenstellen läßt, wie dieses Machwerk, das nach Urteil Lills wohl primär erpresserische "Forderungen nach finanziellen Entschädigungen" legitimieren soll, überhaupt einen deutschen Verlag finden konnte. Da ein Teil der von Lill monierten elementaren Fehler schon anderen Fachkritikern auffielen, ist Goldhagens Ruf als "Historiker" jedoch inzwischen so schwer beschädigt, daß der Absatz seiner offenbar "ohne Kenntnis der italienischen Literatur" (Lill) und der wichtigsten Quellen zur Politik des Vatikan erstellten Großpolemik merklich ins Stocken gekommen sein soll.

 

Karl May und der Generalplan Ost

STUTTGART. Die in diesem Jahr 80 Jahre alt gewordene Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (1/03) ist zeitgeschichtlichen Themen gewöhnlich abhold. Um so mehr erstaunt, wenn Marcus Hahn (Siegen) sich auf dreißig Seiten über Adolf Hitler, Karl May und den "Generalplan Ost" auslassen darf. Hahn, den "Modernisierer Hitler" fest im Blick, entwickelt in seinem Aufsatz die These, "daß die den Holocaust und die Helotisierung der slawischen Völker einschließenden Nachkriegspläne Adolf Hitlers in Teilbereichen das Ergebnis seiner Karl-May-Lektüre sind, die mit einer geopolitischen Spiegelungsfigur operiert und ein ideologisch modifiziertes Amerikabild auf Osteuropa anwendet".

 

Erste Sätze

Wer einmal offenen Auges über die Steppe geritten oder gefahren ist, weiß, wie es auf Erde wäre, wenn es keine Grenzen gäbe.

Hans Freyer: Schwelle der Zeiten. Beiträge zur Soziologie der Kultur, Stuttgart 1965


 
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