© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/03 27. Juni 2003

 
Meldungen

Pisa: Nur erster Einstieg in die Bildungsforschung

BONN. Die Daten der Pisa-Studie taugen nicht als Grundlage für "rationale, zielgerichtete und erfolgversprechende Handlungsempfehlungen für eine Reform der Aus- und Weiterbildung" in Deutschland. Diese These vertreten Christoph M. Schmidt und Michael Fertig vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (Forschung & Lehre, 6/03). Überhaupt stehe die empirische Bildungsforschung hierzulande erst am Anfang, die Pisa-Studie sei nicht mehr als ein Anstoß zur zeitnahen Erfassung aller Daten, die über den sozioökonomischen Hintergrund aller Schüler und damit über Determinanten ihres Lernerfolgs Auskunft geben könnten. Zum Beispiel rechtfertige der gegenwärtige Kenntnisstand nicht den aus Pisa gezogenen Schluß, ein hoher Ausländeranteil wirke negativ auf das schlechte Abschneiden deutscher Teilnehmer. Trotzdem riskieren die beiden Forscher aufgrund ihres eigenen Datenmaterials die Aussage, daß unter den deutschen Testteilnehmern jene Schüler am schlechtesten abschneiden, "die zu Hause regelmäßig eine andere Sprache als Deutsch" sprechen.

 

Gartenträume reifen in Sachsen-Anhalt

HALLE. Die Architekten Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) und Hermann Muthesius (1861-1927) gehören zu den wichtigsten Reformern des deutschen Landhausbaus. Als Exponenten des im Zeichen der "Heimatkunst" stehenden Bauschaffens mußten sie zwangsläufig in den Verdacht geraten, Vorläufer der politischen Ästhetik des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Auch Peter Beneckens Studie über zwei in Sachsen-Anhalt ihrer Renovierung harrende Bauensemble beider Meister betont solche "ideologische Nähe". Beweisen kann er aber nur das Gegenteil, die nach 1933 "monumentale Übersteigerung" der freiraumgestalterischen Ideen des 1930 in die NSDAP eingetretenen Schultze-Naumburg. Es ist daher nur konsequent, wenn ungeachtet dieser "Belastung" dessen Anwesen in Saaleck bei Bad Kösen und Muthesius' Landhaus Dryander in Freist bis 2006 im Rahmen des Landesprojekts "Gartenträume" renoviert werden (Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, 2/02).

 

Vom verblaßten Glanz paradiesischer Zustände

BERLIN. Typische Elemente einer Utopie sind das optimistische Menschenbild, das verlockende Phantasma eines paradiesischen Urzustandes, der durch aufhebbare soziale Übel verlorenging und durch Erziehung wiederherstellbar sein soll, so "daß die rationalistische Konstruktion als Sieg der wissenschaftlichen Weltanschauung an die Stelle religiöser Verheißungen treten kann". Die geschichtsphilosophische und gesellschaftspolitische Faszination der Utopie scheint im Zeitalter des Streits um das Dosenpfand erloschen. So kann man die Studie "Zur geistigen Struktur der utopischen Konstruktionen des 16. und 17. Jahrhunderts", die sich im Nachlaß des Sozialphilosophen Panajotis Kondylis fand, mit postmoderner Abgeklärtheit bestaunen (Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2/03)

 

Erste Sätze

Das Meer ist einer der größten Erzieher des Menschen zu Mut, Entschlußkraft und Charakterstärke, vielleicht der größte.

Alexander Meurer: Seekriegsgeschichte in Umrissen. Seemacht und Seekriege vornehmlich vom 16. Jahrhundert ab, 3. durchgesehene und ergänzte Auflage, Berlin 1942


 
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