© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/03 04. Juli 2003

 
Meldungen

Artenvielfalt muß man sich leisten können

BERN. Von den acht Unterarten von Tigern, die es um 1950 in Asien noch gab, wurden drei seitdem ausgerottet. Vom südchinesischen Tiger leben noch 20 bis 30, vom Amur- und Sumatra-Tiger noch 400 bis 500. Mit solch erschreckenden Zahlen belegt der Biologe Ger van Vliet die Bedeutung des Washingtoner Artenschutzabkommens, das am 1. Juli 1973 in Kraft trat (Schweizer Monatshefte, 5/03). Seitdem ist immerhin keine einzige der gefährdeten Arten, die durch das Abkommen Schutz genießen, als Folge des Handels mit seltenen Tieren und Pflanzen ausgestorben. Obwohl sich jedoch die Kontrolldichte verbessert hat, konnte der internationale Handel mit gefährdeten Spezies nicht unterbunden werden. Gerade die Entwicklung des Internet habe diesen illegalen Handel "um ein Vielfaches schneller und unübersichtlicher gemacht". Zudem bleibe die Erhaltung der Biodiversität ein materielles Problem, da die Effizienz von Kontrollmaßnahmen in den Unterzeichnerstaaten des Abkommens vom Stand der wirtschaftlichen Entwicklung abhänge, der sich bei vielen seit 1973 nicht verbessert habe.

 

Keine Konkurrenten aus dem Osten in Sicht

BERLIN. Die in Mitteldeutschland am weitesten verbreitete Befürchtung, daß vor allem Polens nahender EU-Beitritt Millionen von Nachbarn über die Oder spülen könnte, die sich als billige Konkurrenz auf dem engen Arbeitsmarkt anbieten, ist nach Einschätzung der Verwaltungswissenschaftlerin Angela Kolb unbegründet (Neue Justiz, 5/03). Einer wirtschaftswissenschaftlichen Studie zufolge ist bis 2030 mit nur vier Millionen, also einem Prozent, osteuropäischer Zuwanderer in die "alten" EU-Staaten zu rechnen. Einflüsse auf den deutschen Arbeitsmarkt seien also "marginal". Allerdings impliziere diese optimistische Prognose, daß die EU-Mitgliedschaft in den "neuen" Ländern deren hohe Arbeitslosigkeit ebenso beseitigt, wie sie die Armut verringert. Dies könne nur gelingen, wenn der vergrößerte "EU-Wirtschaftsblock" unabhängiger von externen ökonomischen Einflüsse werde.

 

Feldforschung unter Wissenschaftsfeinden

GÖTTINGEN. Im Normalfall treiben Völkerkundler ihre Feldforschungen unter heute "Indigene" genannten "Eingeborenen" zwischen Sumatra und dem Amazonasbecken. Der Göttinger Ethnologe Ulrich Braukämper hat sich dagegen mit den Sitten und Bräuchen der eigenen Landsleute beschäftigt (Zeitschrift für Ethnologie, Band 127/02). Ausgangspunkt ist die Göttinger Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde, die 1969 von Eiferern der Studentenrebellion "gesprengt" wurde. Obwohl sie nur ein kleines Orchideenfach repräsentierten, gerieten die Ethnologen ins Visier hochschulpolitischer Umsturzaktivitäten. Die 68er-Ideologen träumten von der "Zerschlagung der traditionellen Ethnologie", die sie neo-kolonialistischer Handlangerdienste bezichtigten. Neben der "Traumatisierung" der Fachvertreter bewirkte dieser Gesinnungsterror, daß die Witwe Richard Thurnwalds, eines der bedeutendsten deutschen Völkerkundler, 1970 den unschätzbaren Nachlaß ihres Mannes vernichtete, weil sie die "gegen ihn als Protagonisten des Kolonialismus erhobenen Vorwürfe nicht ertragen konnte".

 

Erste Sätze

Eine Gefängniszelle ist ein guter Ort, um Lebenserinnerungen zu beginnen.

Ulrich von Hassell: Der Kreis schließt sich. Aufzeichnungen in der Haft 1944, Berlin 1994.


 
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