© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/03 18. Juli 2003

 
Erklärungsnöte
von Alexander Griesbach

Unverfroren: anders kann das Verhalten, das die US-Regierung derzeit mit Blick auf den Irak an den Tag legt, nicht bezeichnet werden. Unverfroren ist dieses Verhalten in zweifacher Hinsicht. Da ist zum einen das Anliegen der USA, die Lasten, die die Besetzung des Iraks mit sich bringt, "internationalisieren" zu wollen. Dabei geht es nicht nur um Geld, das die Amerikaner gerne von anderen Staaten einsammeln möchten. Diese sollten sich möglichst auch mit Soldaten beteiligen, damit nicht nur angloamerikanische Soldaten beim schmutzigen Kleinkrieg, der im Irak herrscht, ihr Leben lassen müssen. Das Prinzip "burden sharing" soll in Zukunft auch für die Zinksärge gelten, in denen gefallene "Befreier" in ihre Heimat zurückkehren.

Diese Unverfrorenheit bekommt ihre ganz besondere Note durch die immer offensichtlicher werdenden Propagandalügen, mit denen die USA ihren Krieg gegen den Irak begründet haben. Letztes Beispiel: US-Präsident Bush hatte in seiner Rede zur Lage der Nation vom 28. Januar dieses Jahres behauptet, der Irak hätte versucht, waffenfähiges Uran zu kaufen. Eine Falschinformation, für die jetzt zum einen die CIA und zum anderen britische Geheimdienste verantwortlich gewesen sein sollen. CIA-Chef George Tenet beeilte sich, Bush zu entlasten und die Verantwortung für diese Lüge auf sich zu nehmen. Natürlich wird er wegen einer derartigen Petitesse nicht zurücktreten müssen. Zu hoffen bleibt, daß sich weder Frankreich noch Deutschland von den USA breitschlagen lassen, in dieser Schmierenkomödie den ihnen zugedachten Part zu übernehmen.


 
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