© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/03 22. August 2003

 
Frisch gepresst

Vertreibung aus polnischer Sicht. Die historische Wissenschaft entdeckt seit 1990 immer mehr das Thema Vertreibung der Deutschen. Dabei wird jedoch eine politische Diktion gepflegt, die der historischen Betrachtung dieses Themenfeldes aus der Sicht ehemaliger DDR-Historiker nahekommt. Ebenso ist die aus dem Polnischen übersetzte Arbeit der jungen Historikerin Bernadette Nitschke über die "Vertreibung und Aussiedelung der Deutschen Bevölkerung aus Polen zwischen 1945 und 1949" einzuordnen - mit "Polen" meint sie Ostpreußen, Pommern und Schlesien - , die als Band 20 der Schriften des Bundesinstitutes für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im renommierten Oldenbourg Verlag erschienen ist. Auch wenn die Forschung über die administrative Durchführung der "Zwangsaussiedlung" auf die Auswertung polnischer Dokumente angewiesen ist, so fehlt bei Nitschke jede Distanz zur nationalistischen Handlungsweise der ethnischen Säuberer. Denn es wäre "zu einseitig", so führt sie an, deren Politik als eine Kette von Verbrechen darzustellen. So werden - im Rahmen der deutsch-polnischen Versöhnung, versteht sich - polnische Woiwodschaftseinteilungen schon für den Mai 1945 und die polnischen Städtenamen für "die zu 're'-polonisierenden" ostdeutschen Städte übernommen. Da man die "revisionistische" bundesdeutsche Wissenschaft vor 1990 laut Literaturnachweis weitestgehend vernachlässigt hat, darf dieses mit Forschungsgeldern der Robert-Bosch-Stiftung unterstützte Fazit nicht verwundern (München 2003, 392 Seiten, 34,80 Euro).

Carell. Alle erdenklichen Jahrestage des Zweiten Weltkrieges werden dankbar als Werbung für Kriegsschilderungen aufgegriffen. Einer der Auflagenkönige dieses Genre war der 1997 verstorbene, ehemalige Pressechef in Ribbentrops Außenministerium, Paul Karl Schmidt, dessen Bücher unter dem Pseudonym Paul Carell in zwölf Sprachen übersetzt hunderttausendfach den Weg in die Bücherwände fanden. Sechzig Jahre nachdem die letzten 130.000 Soldaten des Afrika-Korps unter dem Befehl des Generaloberst von Arnim - Rommel mußte sich schon im März "zur Kur" abmelden - am 13. Mai 1943 auf der tunesischen Halbinsel Bon kapitulierten, wurde nun das Buch "Die Wüstenfüchse" - anders als die frühere Ausgabe von 1971 - ohne Illustrationen neu aufgelegt (Herbig Verlag, München 2003, 424 Seiten, 24,90 Euro)


 
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