© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/03 22. August 2003

 
Blick in die Medien
Wetten, daß...?
Ronald Gläser

Glücksspiel ist in Deutschland verboten. Ganz verboten? Nein, der Staat hat das Monopol auf den Handel mit dieser Droge. Staatliche Lotterien und staatliche Roulettetische sorgen für kräftige Einnahmen bei Vater Staat. Nun gibt es auch legale und private Preisausschreiben, die als Glücksspiele angesehen werden können. Wenn nämlich ein Radiosender mit 50.000 Hörern den ersten zehn Anrufern je eine Kinokarte zukommen läßt, dann hängt es von Fortunas Laune ab, ob man die Karte bekommt. Der Anrufer investiert die Gesprächsgebühren, der Ausgang ist dem Zufall unterworfen. Also ist es Glücksspiel. Auch Fernsehsender veranstalten solche Quasi-Glücksspiele, bei denen man etwas gewinnen kann. Der Sender "Neun Live" lebt fast ausschließlich von Gewinnspielen. Sehr penetrant sind auch die Quizsendungen bei RTLII. Hier wird zum Beispiel nach der Ausstrahlung der US-Serie "King of Queens" die Frage gestellt, ob die Serie in den USA oder Usbekistan spiele. Ein wirkliches Quiz ist das natürlich nicht mehr. Nebenbei bemerkt: Die Dummheit der Anrufer ist so grenzenlos, daß die Fragen derart leicht sein müssen. Bei Neun Live antwortete mal ein Zuschauer auf die Frage "Wie heißt das männliche Sexualhormon?" "Penis". Die Bagatellgrenze für solche interaktiven Glücksspiele soll jetzt nach dem Willen der Bundesländer abgeschafft werden. Warum? Weil sie immer erfolgreicher werden und die Deutschen offenbar weniger staatlich lizenziertes Lotto spielen. Wollen wir wetten?


 
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