© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/03 05. September 2003

 
Meldungen

Debatte um Zentrum gegen Vertreibung

BERLIN. Der frühere Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Joachim Gauck, hat in der Diskussion um das geplante Zentrum gegen Vertreibung einen selbstbewußten Umgang der Deutschen mit der Kritik ihrer Nachbarn gefordert. Deutschland habe über zwei Generationen intensiv über die eigene Schuld an Unrecht und Mord debattiert, sagte Gauck der Welt am Sonntag. Er verwies auf das im Bau befindliche Denkmal für die ermordeten Juden Europas mitten in Berlin und zahlreiche andere Gedenkstätten. Die Regierungschefs Polens und Tschechiens hatten sich eindeutig gegen die Errichtung eines Zentrums gegen Vertreibung in Berlin ausgesprochen. Brandenburgs CDU-Vorsitzender und Innenminister Jörg Schönbohm bezeichnete es dagegen als Ort der Trauerarbeit. In der Welt am Sonntag warf er Kritikern des Projekts vor, den Vertriebenen die Trauer um die auf der Flucht Umgekommenen und um die verlorene Heimat nehmen zu wollen. Schönbohm sagte, wer einem Volk die Trauerarbeit verwehre, verwehre ihm auch einen Teil seiner kulturellen und historischen Identität.

 

"Letzte Grüße" von Walter Kempowski

ERLANGEN. Mit seinem neuen Roman "Letzte Grüße" will sich der Schriftsteller Walter Kempowski nach eigenen Worten von seinem Publikum verabschieden. "Das ist ein letzter Gruß an meine Leser", sagte Kempowski vergangenen Samstag auf dem 23. Erlanger Poetenfest, wo er zum ersten Mal aus dem in Kürze erscheinenden Buch las. Mit dem Schreiben will der 74 Jahre alte Autor jedoch nicht aufhören. Er arbeite an einem weiteren Band seines Kriegstagebuchs "Echolot", kündigte Kempowski an. In "Letzte Grüße" läßt der unermüdliche Chronist deutscher Zeitgeschichte seinen Helden Alexander Sowtschick aus "Hundstage" wieder auftreten. Der alternde Schriftsteller macht eine Lesereise durch die USA und unternimmt mit einem holländischen Kollegen eine Tour durch die Wüste. Immer treibt ihn die Angst an, im Leben "das Falsche" geschrieben zu haben. Bei seinem Auftritt im Markgrafentheater ließ Kempowski durchblicken, daß er sich literarisch nochmals mit seiner Haft in Bautzen beschäftigen wolle. 1948 war er von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren verurteilt worden, 1956 kam er frei.

 

Neuer Wettbewerb um Leipziger Paulinerkirche

LEIPZIG. Die sächsische Landesregierung hat sich mit der Stadt und der Universität Leipzig auf die Ausschreibung eines neuen Wettbewerbs für das Gelände der ehemaligen Paulinerkirche geeinigt. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit, der im Januar begann, als das Land entgegen Absprachen mit der Universität für einen originalen Wiederaufbau der Paulinerkirche plädierte. Aus Protest trat das Rektorat zurück. Wie Wissenschaftsminister Matthias Rößler (CDU) mitteilte, sollen die Vorgaben diesmal bewußt offen gehalten werden. Das Spektrum könne reichen von der "Neuinterpretation in einer zeitgemäßen Gestaltung" unter "Berücksichtigung einer angemessenen Erinnerungshaltung" bis hin zur Orientierung "am historischen Erscheinungsbild der Paulinerkirche". Dagegen schließt die Universität eine Wiedererrichtung der 1968 gesprengten Kirche "in ihrer Originalkubatur" weiter aus. Eine Jury soll bis Februar 2004 den Siegerentwurf bestimmen.

 

Sprach-Pranger

"Just be smokefree"

Raucher-Entwöhnungsprogramm für Jugendliche auf Initiative des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung, der Bundesärztekammer und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.


 
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