© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/03 05. September 2003

 

Leserbriefe

Zu: "Das Versagen der Rechten" von Dieter Stein, JF 36/03

Haß und Schmähung

Die hämische Genugtuung, mit der Schills Sturz von der linken Politik- und Medienszene begleitet bis genossen wurde, ganz zu schweigen von den erbärmlichen Tiraden der Nationalrechtsaußen, sollte allen noch an einer bürgerlich-konservativen Politik und Regierung interessierten Wählern sehr zu denken geben.

Selbst nichtrechte, nichtnationalistische Politiker wie Schill werden von den antipatriotischen Linken mit tiefem Haß und Schmähung verfolgt, weil er sich den Linken und Linksaußen erfolgreich in den Weg stellen konnte, weil er die Linken von der Macht (und somit aus vielen gutbezahlten staatlichen Stellen) vertrieb und weil er den Linken die Gutmenschenmaske vom Gesicht riß. So empörte sich der linke Soziologie-Professor Detlev Claussen von der Uni Hannover kürzlich im Hessischen Rundfunk, daß Schill die SPD in Hamburg aus der Regierung gekegelt hatte. Der eigentliche Skandal in Hamburg sei, daß der ausländerfeindliche Rechtspopulist Schill von CDU und FDP in die Regierung aufgenommen worden ist! Und dann bezeichnete der feine Links-Professor Schill als "Dreckskerl". Was wäre wohl los in diesem unseren Land, wenn sich Schill gegen einen linken Politiker einer solchen Wortwahl bedient hätte?

Horst Jürgen Schäfer, Frankfurt am Main

 

 

Zu: "Zustände wie im alten Rom" von Paul Rosen, JF 35/03

Herrlich!

Rosen präsentiert - wer kann zu Zeiten, wo auf die Gewerkschaften einzudreschen chic ist, etwas anderes erwarten - keine bessere Lösung, den deutschen Arbeitern ihre eklatant unterbezahlten Kollegen in Rumänien als Modell.

Befolgen wir mal den Ratschlag des Herrn Rosen und sehen, was jetzt geschieht: Mit einem Monatsverdienst von sagen wir mal 500 Euro wären wir endlich wieder auf dem so herrlich globalisierten Arbeitsmarkt konkurrenzfähig. Wir könnten uns als verlängerte Werkbank von Japan und den USA qualifizieren; aber nur so lange, bis die in diesen Ländern dann einsetzende Massenarbeitslosigkeit zu Absatzproblemen führen würde. Dann bliebe uns nur noch die Produktion solcher Produkte, die wir uns mit 500 Euro Einkommen gerade so leisten können.

Zum Schluß ein gut gemeinter Rat: Wenn gesunde Hühner plötzlich nur noch wenig Eier legen, ist es kontraproduktiv, zur Strafe ihre Futterration abzusenken, statt sofort den Stall zu verschließen. Leider liegt aber in Deutschland der Schlüssel bei einem Oberaufseher, den man nicht verärgern darf. 

Gerd Trepte, Berlin

 

 

Zu: "Mangel an Mut zur Geschichte" von Dieter Stein, JF 35/03

Volltreffer

Der Artikel trifft voll ins Schwarze. Ich hoffe sehr, daß das geplante "Erika-Steinbach-Zentrum" nicht zustande kommt. Als ich vor drei Jahren für das Zentrum gespendet habe, ist mir meine Großzügigkeit prompt zurücküberwiesen worden, da ich mir erlaubt habe, hinzuzufügen, daß diese Spende nur für ein "Deutsches Zentrum gegen die Vertreibung" verwendet werden soll. 

Max Richard Hoffmann, Bad Reichenhall

 

 

Zu: "So prima war die Zone" von Ekkehard Schultz und "Schweigepflicht" von Karl Heinzen, JF 35/03

Sehr "lustig"

Inwiefern die DDR mittlerweile ihrer schlechten bzw. negativen Seiten beraubt wurde, kann man an den Umfrageergebnissen privater TV-Sender ablesen. So sind 87,3 Prozent der Kabel-1-Zuschauer der Meinung, daß die DDR besser war als ihr Ruf.

Man kann den politischen Meinungsmachern und Lehrern in diesem Land danken, daß sie es endlich geschafft haben, die "Zone" zu rehabilitieren und sämtlichen Opfern einen gewaltigen Schlag in die Magengrube zu versetzen!

Wer unternimmt etwas gegen die Hersteller von angeblich "lustigen" oder "provozierenden" Hemden mit FDJ-, DDR-, CCCP- oder Hammer-und-Sichel-Aufdruck, die von einigen vorsätzlich benutzt werden, oftmals sogar ohne das Wissen der Träger dieser Textilien, die meistens zu jung sind, um die Mauer überhaupt noch selber gesehen zu haben, um den Geist der DDR wiederzubeleben und diese schreckliche Zeit der Geschichte unseres Volkes zu verherrlichen?

Wo sind die Zeitzeugen, die in die Schulen gehen und die Kinder und Jugendlichen aufklären über die Greueltaten des kommunistisch-diktatorischen Ostregimes? Aber mittlerweile ist Politik und besonders kommunistische Symbolik so zu einer festen Mode geworden, daß man sich nur noch verwundert an den Kopf fassen kann, wenn man Tassen und modische Umhängehandtaschen mit Chè-Guevara-Porträt und Anarchiestern in den Läden findet.

Stefan Seebach, Bonn

 

Gebühren für Schund

Dem Kommentar von Ekkehard Schultz ist nichts hinzuzufügen. Doch, eines: Auch für solch schundige TV-Produktionen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zahle ich Gebühren!

Jürgen Gruhle, Nauendorf

 

Treffend

Die Feststellung, daß es sich bei dem überproportionalen bundesdeutschen Wohlstand um "Schutzgeldzahlungen" handelte, finde ich äußerst originell und treffend. Warum aber ständig die ehemaligen DDR-Bewohner als Nostalgiker bezeichnet werden, kann nur ein (west-) deutsches Gehirn sich ausdenken. Warum werden diese Erinnerungen an die Lebenszeit im Osten von 1949 bis 1989 nicht einfach als historische Tatsache hingenommen, die auf die unterschiedlichste Art "verarbeitet" wird? Wenn Katarina Witt "Gold für Deutschland" holt, möchte man gern deren Geburtsstadt Chemnitz im Westen haben. Als Moderatorin einer Show am 3. Oktober hat sie Schweigepflicht. Das ist die neue Freiheit! Ein Ost-West-Konflikt liegt mir fern, aber in bezug auf die "Westdeutschen" muß ich Nietzsche recht geben, wenn er feststellt: "Der Deutsche schleppt an seiner Seele, er schleppt an allem, was er erlebt. Er verdaut seine Ereignisse schlecht, er wird nie damit fertig." In diesen Kontext kann man die mehr als unsinnige und dumme "Vorschrift" verstehen, die besagt, daß "die DDR-Bürger von einst nicht ohne weiteres das Recht beanspruchen dürfen, uneingeschränkt an Momente ihres Lebens zurückzudenken, bloß weil sie diese subjektiv als schön wahrgenommen haben". Wo sollten denn die "von grundsätzlicher Scham Unbelasteten" ankommen? In Deutschland oder in der alten Bundesrepublik. Ich nahm auch an, daß die alten Länder Deutschland verkörpern. Und wo wollten denn die Westdeutschen nach der Einheit ankommen? Die sind doch nirgends angekommen. Das Land, in welchem wir gern ankommen wollten, gibt es gar nicht mehr. Das ist eine verkaufte, ohne nationale Identität dahinexistierende Verbrauchergesellschaft oder Deutschland-AG. 

Michael Sieber, Limbach-Oberfrohna

 

 

Zu: "Der Kuchen wird kleiner" von Alexander Griesbach, JF 34/03

Exorzismusschwüre

Laut einer niederländischen Studie (Der Spiegel 31/03) ergeben sich für eine typische Einwandererfamilie mit zwei Kindern Nettokosten von 230.000 Euro. Diese Größenordnung dürfte auch auf Deutschland übertragbar sein.

Wie hoch sind dann die Kosten der Kolonisierungswelle (einschließlich Asylanten, Familiennachzug), die nach Deutschland hereingeflutet ist und stetig noch anschwillt? Und wer finanziert diese? Es bräuchte keine Verteilungskämpfe zwischen den Generationen zu geben, es wäre genug Geld vorhanden vom Kleinkind bis zum Rentner, wenn nicht Gutmenschen der herrschenden Klasse im Namen einer sich selbst verliehenen höheren Moral das deutsche Staatsvolk ausbeuten würden. An diesem Tatbestand ändern auch politisch korrekte Exorzismusbeschwörungen wie "Ausländerfeindlichkeit" nichts.

Herbert Paul Streibelt, per E-Post

 

 

Zu: "Deutsche Soldaten nach Bagdad?" von Dieter Stein, JF 34/03

Qual der Wahl

Wenn Deutschland nicht nur politischer Dienstleister ist, sondern noch die souveräne Qual der Wahl haben darf, muß es jede Ausweitung seiner militärischen Präsenz vorerst ablehnen.

Diese hat nur einen Sinn, wenn weltweite, milliardenschwere Hilfezusagen endlich in ein unvorstellbar geschundenes Land fließen, selbstverständlich gut abgestimmt und flächendeckend sinnvoll. Allein unter diesen Koordinaten könnte Deutschland die Tradition seiner in Afghanistan zu Recht geschätzten Entwicklungshilfe in gute Erinnerung bringen und früheres partnerschaftliches Vertrauen in der abgestumpften Seele dieses Landes stärken.

Werner Schick, Bad Breisig/Rhein

 

 

Zu: "Steuersenkung auf Pump" von Folkmar Koenigs, JF 34/03

Urkapitalismus

Als Arbeiter und Otto Normalverbraucher kann man nur den Kopf über diesen Artikel schütteln! Die Suppe, die uns die Intelligenz eingeborgt hat, soll wieder der kleine Mann auslöffeln in Form von verlängerter Lebensarbeitszeit etc. Wer lebt in Deutschland über seine Verhältnisse? Der Arbeiter, der kleine Mann, oder die Politikerkaste und die Manager, die für ihre Leistungen völlig überbezahlt sind? Der Durchschnittsbürger der Schicht- und Bauarbeiter soll noch mehr und länger arbeiten, und andere sollen vier bis fünf Nebenjobs annehmen, um wie in den USA überleben zu können. Hier werden urkapitalistische Weisen glorifiziert, die man längst überwunden meinte. Noch dazu in einer Zeit, in der die Großkonzerne Gewinne machen wie noch nie und die Arbeiter, Selbständigen und der Mittelstand anscheinend die einzigen sind, die überhaupt noch Steuern zahlen. 

Jürgen Eckmann, Ingolstadt

 

 

Zu: "Das Rückgrat brechen", Interview mit Heinz Nawratil, JF 34/03

Zwingende Notwendigkeit

Schon vor 50 Jahren bezeichnete der erste Generalsekretär der Nato, Lord Ismay, Deutschland "als das größte Sicherheitsproblem Europas". Warum das so war und ist, liegt auf der Hand: noch nie wurde eine so große, kultivierte Nation so entrechtet, beraubt, belogen und betrogen. Welche Folgen das haben muß, ist jedem Einsichtigen klar. Es war also eine zwingende Notwendigkeit, Deutschland zu entmachten. Idealerweise ist es durch Umerziehung und Gehirnwäsche gelungen, die Deutschen dazu zu bringen, ihrer eigenen Entmachtung zuzustimmen.

Bernhard Kaiser, Halle/Westfalen

 

Sumpfblüte

Der "Kult mit der Schuld" ist eine Sumpfblüte. Dieser Kult richtet sich gegen das Wesen des Menschen, denn die Vernunft des Menschen strebt nach Wissen und nicht nach dem Tabu. Dieses Verhalten, keine Denkverbote zu akzeptieren, ist der Motor des Fortschritts und hat den Menschen dahin gebracht, wo er heute steht! Deshalb haben sich die Volkspädagogen, die den Kult mit der Schuld betreiben und dem Mitmenschen Denkverbote erteilen, ins Abseits verdribbelt. Die Inquisition war von ähnlicher Natur und hatte deshalb auch keinen Bestand. Volkspädagogische Faktenverdreher und Zeitgeistsurfer sind in der Geschichte nur lästige Begleiterscheinungen, über die die Geschichte hinweggehen wird, weil Verkünder von Denkverboten dem weiteren Fortschritt im Wege stehen. 

Reinhard Wick, Bielefeld

 

 

Zu: "Schlußworte in eigener Sache" Doris Neujahr, JF 34/03

Perfide Verlogenheit

Die Entlarvung der Scheinheiligkeit und Doppelzüngigkeit von "Oberhäuptling Silberlocke" ist brillant und demaskiert die perfide Verlogenheit dieses Mannes. Daß er als die moralische Institution in unserem Lande auch noch heute angesehen wird, spricht Bände über den geistig-moralischen Zustand Deutschlands. Daß Herr Weizsäcker junior am Ende des letzten Krieges wohl auch seine Kameraden im Stich gelassen haben soll, er dagegen sich gen Westen absetzte, soll nur noch am Rande erwähnt werden. Wer solche Führer hat, braucht über Spott wirklich nicht zu klagen. Armes Deutschland.

Alexander von Laubnitz, Hamburg

 

 

Zu: "Geistiger Krüppel" von Kurt Zach, JF 33/03

Erst denken, dann sprechen

Nachträgliche Entschuldigungen und angebliche Rüffel aus den eigenen Reihen werden doch von dem stellvertretenden Vorsitzenden Oliver Vogt Lügen gestraft, indem er sich in Dankbarkeit voll hinter Mißfelder stellt. Woher nimmt dieser 23jährige ohne Berufsausbildung, ohne Lebenserfahrung nur auf Parteikarriere setzende Knabe die Frechheit, über anderer Leute Geld entscheiden zu wollen? Mein Rat an die beiden Vorsitzenden: Erst das Denkvermögen einschalten, dann reden! 

Elly Stein, Bielefeld

 

 

Zu: "Zu deutsch für Deutschland", Interview mit Christoph Wylezol, JF 33/03

Mit gutem Beispiel vorangehen

"Polen, Böhmen und Mähren - alle kamen in der polnischen Geschichtsschreibung Schlesiens vor, nur kein einziger Deutscher", beklagt Herr Wylezol und stellt fest, daß sich die polnische Geschichtsschreibung nur langsam der historischen Wahrheit öffne. Warum gehen aber dann er und die von ihm vertretene Schlesische Jugend im Bemühen um die historische Wahrheit nicht mit gutem Beispiel voran und stellen die Vertreibung der Schlesier sowie den Verlust der deutschen Ostgebiete in den notwendigen größeren historischen Zusammenhang? Schließlich waren Vertreibung und Verlust der Heimat - zweifellos ein brutales Unrecht - eine schreckliche Konsequenz eines verbrecherischen Krieges, der im Namen des deutschen Volkes und unter Mitwirkung vieler Deutscher geführt wurde.

Michael Lamm, Schweinfurt

 

 

Zu: "Russische Invasion am Mittelmeer" von Carl Gustaf Ströhm, JF 33/03

Unrecht

Der Artikel hat mich traurig und wütend zugleich gemacht. Vor 15 Jahren kam ich nach Deutschland aus der damaligen UdSSR. Die Entwicklungen in Deutschland, Rußland, Europa und der ganzen Welt können nicht mehr unter den alten Gesichtspunkten kommentiert werden. Meine letzte Reise nach Rußland hat einiges auch in meinem Denken umgehauen. Und so finde ich, daß die alte Einstellung gegenüber Rußland längst überholt ist. Es geht nicht nur bergauf, sondern auch verstärkt einen eigenen russischen Weg.

Wenn man dem Autor keine bösen Absichten oder sogar persönliche Abneigung gegenüber den Russen unterstellt, dann ist das, was er von sich gibt, oberflächlich und beleidigend gegenüber einer großen europäischen Nation. Die erste billige Bemerkung, daß die Russin, die an dem Strand nach einem Pool fragt, vor 15 Jahren hinter dem Ural saß und nichts über Dubrovnik wußte, läßt ahnen, wohin der Autor - auch wenn er nur andere zitiert - die Stimmung zu lenken versucht. Der Russe soll zufrieden sein, daß er überhaupt nach Westen darf. Entgeht es dem Autor, daß die Russen im Gegenteil zu den Polen und Tschechen nicht so geizig und vielleicht reicher sind? Oder haben die Russen gefälligst arm, dumm und hinter dem Ural ansässig zu sein?

Die russische Mafia besetzt Südeuropa. Der Autor schürt Ängste und warnt: "Es läßt sich nur ahnen, was auf uns zukommt". Er hätte einfach schreien können: "Die Russen kommen!" War Ströhm in einer russischen Provinz, wo die "neue Russen" ihr Kulturgut wiederaufbauen, wo alte Kirchen und Museen restauriert werden? Immer mehr Investoren aus Westen gehen in das Land, wo Mafiosi ihr Werk tun und ein KGB-Offizier als Präsident den Roten Platz von den Terroristen schützt. Rußland ist ein reiches und starkes Land, sonst hätte der Westen es schon längst annektiert. Um das zu sehen, muß man dorthin fahren und Menschen kennenlernen, die stolz auf ihre Heimat, ihre Sprache und ihre Kultur sind - was bei den Deutschen leider fast völlig ausgerottet ist. 

Johann Baer, per E-Post

 

 

Zu: "Die Onkelz zeigen die Zunge" von Peter Boßdorf, JF 33/03

Satire in Fraktur

Vielleicht sollte Sie ironiehaltige Beiträge in Fraktur setzen, um künftig Mißverständnisse zu vermeiden, wie sie die beiden Leserbriefe in JF 35/03 als Reaktion auf den Beitrag über die "Böhsen Onkelz" offenbarten. Herr Boßdorf pflegt einen Stil, der das Lesen zwischen den Zeilen erfordert. (Ein Glanzstück in dieser Hinsicht war "Unterwegs im Wahlkampf mit Jost Stollmann" in Criticon 159.) In dem Artikel über die Onkelz war die Ironie schon dick aufgetragen - offenbar noch zu dünn für die Leser, die sonst Liedtexte dieser Gruppe konsumieren. Daß der Verfasser mit deren Dumpfrock nichts am Hut hat, läßt sich denken, wenn man verfolgt hat, welche Art von Musik er in der JF sonst rezensiert.

Ich hoffe, auch weiterhin Beiträge von Herrn Boßdorf in der JF lesen zu können.

Hans-Christof Tuchen, Berlin


 
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