Deutscher Krähwinkel und litauische Besatzung

LÜNEBURG. Der litauische Historiker Julius Zukas betont in seiner Untersuchung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Memels zwischen 1900 und 1945 die untergeordnete Rolle zu den Häfen in Libau und Königsberg (Nordost-Archiv, Zeitschrift für Regionalgeschichte, Ausgabe VII/03), die zudem durch das fehlende Hinterland besonders infolge der Abtrennung des Memellandes nach 1919 verstärkt wurde. Doch auch die litauische Besetzung nach 1923 änderte die Lage nicht, obwohl sofort eine starke Litauisierung der nun wichtigsten Hafenstadt Klaipeda einsetzte. Zukas begründet neben der weltwirtschaftlichen Entwicklung diesen Zustand vor allem mit der Isolierung Litauens durch die Sowjetunion, Deutschland und Polen - politisch wie wirtschaftlich.

Warum Männer früher sterben müssen

LONDON. Anfang September erscheint beim Rowohlt-Verlag die deutsche Fassung des höchst umstrittenen Buches "Y" von Steven Jones. Der Genetiker lehrt am Galton Laboratory des University College London. Sein Buch untersucht jenes Chromosom, das zur männlichen Geschlechtsbestimmung führt. Als provozierend ist bereits die Grundaussage empfunden worden, daß der Mann genetisch als "reduzierte Frau" zu bezeichnen ist, daß auf dem Y-Chromosom, das an der Stelle eines zweiten X steht, nur sehr wenig Information enthalten ist. Sie betrifft vor allem die Synthese des männlichen Sexualhormons Testosteron, dem Jones eine eher schädliche Wirkung zuschreibt. Daher seien Männer viel anfälliger für Kriminalität, Alkoholismus und Magengeschwüre. Die inzwischen vom Whitehead Institute des MIT veröffentlichte vollständige Sequenz des Y-Chromosoms korrigiert Jones allerdings erheblich. Y hat mehr funktionale Gene als erwartet und sogar einen eigenen Reparaturmechanismus.