© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/03 19. September 2003

 
Frisch gepresst

11. September. Die Attentate des 11. September 2001 lassen Fragen offen, die bis heute seitens offizieller, für die Aufklärung verantwortlicher US-Stellen nicht ausreichend beantwortet worden sind. Dies scheinen nicht nur die Autoren der "Verschwörungsliteratur" zu meinen, sondern auch die Leserschaft, die eines der umstrittensten Bücher aus diesem Genre, Gerhard Wisnewskis "Operation 9/11. Angriff auf den Globus" per Kaufentscheid zum "Sachbuch des Monats" gekürt hat. Trotz vieler dargelegter Unschlüssigkeiten - vor allem, was den Angriff auf das Pentagon und den Absturz von Sharksville angeht - gehen mit Wisnewski in der Interpretation manchmal die Pferde durch, oder er schlußfolgert ähnlich abenteuerlich wie jene, denen er Vertuschung der Wahrheit unterstellt. Somit wird das "Sachbuch" in einigen Bereichen schnell zur Belletristik. Die teilweise geifernden Verrisse in Spiegel und Panorama, die Wisnewski geistige Umnachtung attestieren, ohne einen eigenen Informationsvorsprung zu den Tathergängen vorweisen zu können, hat jedoch das Buch in dieser Form jedoch nicht verdient (Knaur Verlag, München 2003, Taschenbuch, 414 Seiten, 12,90 Euro).

Die andere Meinung. In der Kritik an der US-amerikanischen Irak-Politik haben sich sogar unerwartete Koalitionen gebildet. Der derzeitige Status quo im Irak, wo die USA außer der Ressource Öl gar nichts unter Kontrolle halten und sich alle Kriegseintrittsgründe als Luftnummern erweisen, scheint dieser Bewegung recht zu geben - zumindest sind die Kritiker der kriegsunwilligen Haltung zum Schweigen gebracht worden. Den Schriftsteller Peter Bergh beeindruckt dieser "späte Triumph" der Kriegsgegner und US-Kritiker wenig. In einer bissig geschriebenen Abrechnung mit der "Generation Golfkrieg" beklagt er deren eindimensionales Denken, das aus ihrem "meist verleugneten" Antiamerikanismus die Differenz zwischen den "natürlichen Partnern" USA und Europa vertieft hat, so daß sie sich im "islamischen Weltbürgerkrieg als nützliche Idioten erwiesen" hätten. Als unerträgliche Randerscheinung drückt der die Proteste begleitende "infantile Friedenskitsch" für Bergh die verachtenswerte Synthese von 68er-Muff und der unpolitischen, per Lehrerweisung zur Demonstration genötigten MTV-Szene aus (Generation Golfkrieg. Zwischen Weltfremdheit, Friedenskitsch und MAD.TV, Popper Verlag, Berlin 2003, Tb., 335 Seiten, 26 Euro).


 
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