© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/03 26. September 2003

 
Meldungen

Franzen: Europa soll Bush zappeln lassen

HAMBURG. Nach Ansicht von Bestsellerautor Jonathan Franzen ("Die Korrekturen") sollte Europa US-Präsident George W. Bush mit seiner Bitte um Unterstützung im Irak eine Weile zappeln lassen. "Am besten bis zur Wahl im nächsten Jahr", sagte der Schriftsteller vorige Woche in einem Interview der Zeitschrift Stern. "Bitte, Europa, ihr könntet uns da einen großen Gefallen tun. Ich sage das als amerikanischer Steuerzahler." Die US-Öffentlichkeit hätte seiner Ansicht nach den Krieg gegen den Irak nicht unterstützt, wenn die Regierung ihn nicht zum Krieg für die innere Sicherheit erklärt hätte, betonte er. "Als es schien, es gäbe keinen Feind mehr, der dieser Partei ihre Daseinsberechtigung verschafft, haben wir einen neuen Feind erfunden. Ein großes, nicht klar definiertes Reich des Bösen." Den Amerikanern sei verkauft worden, daß der Irak der Hort des weltweiten Terrors sei. Das sei jedoch schlicht eine Erfindung, zitierte ihn das Magazin.

 

Drei Autoren teilen sich Joseph-Breitbach-Preis

KOBLENZ. Der mit insgesamt 120.000 Euro höchstdotierte Literaturpreis für deutschsprachige Autoren, der Joseph-Breitbach- Preis, ist an die Schriftsteller Herta Müller, Harald Weinrich und Christoph Meckel überreicht worden. Der Preis erinnert an den 1980 gestorbenen Autor Joseph Breitbach und wird seit 1998 gemeinsam von der nach ihm benannten Stiftung und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur vergeben. Mit der Auszeichnung des 68 Jahre alten Berliner Autors Meckel würdigte die Jury dessen umfangreiches Werk, darunter vor allem das lyrische Schaffen. "Es gibt wohl keinen zweiten Künstler in der Welt der deutschen Sprache von heute, der mit solcher poetischer Tiefe über die Schändung und Entehrung unseres Lebens geschrieben hätte", sagte der Augsburger Literaturprofessor Waldemar Weber in seiner Laudatio vergangenen Samstag im Koblenzer Stadttheater. Die 50jährige Herta Müller ("Herztier") siedelte 1987 von Rumänien nach Deutschland über. Heute lebt sie in Berlin. Der 75 Jahre alte Romanist und Germanist Weinrich wurde 1992 als erster Ausländer an das Collège de France in Paris berufen. Er gilt zudem als Begründer des Studienfachs "Deutsch als Fremdsprache".

 

Gauck gegen pauschale Stasi-Überprüfung

BERLIN. Der frühere Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Joachim Gauck, hat sich erneut dagegen ausgesprochen, die Rosenholz-Dateien mit ihren Angaben über die westdeutschen Mitarbeiter der Stasi zu einer flächendeckenden Überprüfung des öffentlichen Dienstes in der alten Bundesrepublik zu nutzen. Dem Berliner Tagesspiegel sagte er vergangenen Sonntag, für eine Überprüfung brauche man gute Gründe, da sie immer ein Eingriff in persönliche Rechte des Bürgers sei. Es sei im Westen wenig sinnvoll, Millionen von Menschen zu überprüfen, um ein Promille Verstrickter zu finden. Generell sei ein West-IM "besonders verachtungswürdig", weil er ohne Not mit den Unterdrückern gemeinsame Sache gemacht habe.

 

Goethe-Institut wählte neuen Generalsekretär

BERLIN. Der frühere Geschäftsführer der Bertelsmann Stiftung, Andreas Schlüter, wird neuer Generalsekretär des Goethe-Instituts. Der Jurist trat 1984 als Assistent in den Bertelsmann Konzern ein. 1995 wurde er erster Geschäftsführer der Bertelsmann Stiftung.

 

Sprach-Pranger

"Gateway to Progress"

Weltkongreß der Multiple Sklerose Gesellschaft, der vom 21. bis 24. September in Berlin stattgefunden hat.


 
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