© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/03 03. Oktober 2003

 
Ludwig Güttler
Trompeten für Dresden
von Paul Leonhard

Der Name Ludwig Güttler ist seit mehr als 13 Jahren untrennbar mit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche verbunden. Zum 13. Jahrestag der Wiedervereinigung muß festgestellt werden, daß der Dirigent, Instrumentenforscher, Veranstalter und Förderer mit internationalem Renommée, mit seinem außergewöhnlichen Engagement eines der positiven Symbole der deutschen Einheit geschaffen hat. Wenn der Meisterbläser mit seinem Ensemble Virtuosi Saxonae auftritt, handelt es sich zumeist um ein Benefizkonzert für jenen Sakralbau, der einst als Seele Dresdens galt und der bald wieder in ganzer Pracht und Schönheit erstrahlen wird.

Ehrgeiziges Ziel war es, daß die "Steinerne Kuppel" der Kirche zur 800-Jahrfeier der Stadt 2006 wieder das Dresdner Elbpanorama zieren sollte. Unermüdlich müht sich Güttler, bekannte Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für den Wiederaufbau der Kirche zu gewinnen. Inzwischen kann Güttler als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e.V. ( www.frauenkirche-dres-den.org ) auf 6.500 Vereinsmitglieder und 5.000 Aktive in anderen Förderinitiativen im In- und Ausland sowie Zuwendungen in Höhe von 150 Millionen Mark verweisen.

Dabei ist Güttler kein gebürtiger Dresdner. Das Licht der Welt erblickte er 1943 im erzgebirgischen Sosa. Er absolvierte ein Studium an der Hochschule für Musik "Felix Mendelssohn-Bartholdy" Leipzig. Seine Konzertkarriere begann er 1965 bei den Händel-Festspielen in Halle. Seinen Ruf erspielte er sich von 1969 bis 1980 als Solist bei der Dresdner Philharmonie. Seitdem ist er als Trompeter ausschließlich solistisch tätig. Zu DDR-Zeiten galt er als Vorzeigekünstler des Regimes, was ihm Anfang der neunziger Jahre Anfeindungen einbrachte. Nicht alle fanden es gut, daß sich ausgerechnet ein Mann wie Güttler für die Frauenkirche engagierte. Schließlich war die Kirchenruine seit Anfang der achtziger Jahre ein Symbol der vom System angefeindeten Friedensbewegung geworden. Jedes Jahr hatte es am Jahrestag der Zerstörung Dresdens Mahnwachen gegeben, die sich auch gegen die zunehmende Militarisierung des DDR-Alltags wandten. Eine große Boulevard-Zeitung versuchte Güttler Anfang der neunziger Jahre mit Stasi-Vorwürfen zum Rückzug zu zwingen, aber der konterte mit einer offensiven Pressekonferenz. Die Kampagne verlief im Sande.

Dagegen zahlte sich die "ungeduldige Energie" aus, mit der Güttler in aller Welt für das Vorhaben eintrat. Ihm ist es zu verdanken, daß das Schicksal der Dresdner Frauenkirche nicht nur ein gesamtdeutsches, sondern ein europäisches, ja sogar weltweites Echo fand. Für den Wiederaufbau des exquisiten Sakralbaus werben heute zahlreiche in- und ausländische Förderinitiativen, darunter die britische Gesellschaft Dresden Trust und die nordamerikanische Friends of Dresden.


 
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