© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 44/03 24. Oktober 2003
 


Zeitschriftenkritik: Catholica
Die Moderne überwinden
Raphael Delavigne

Die aus Paris stammende Zeitschrift Catholica veröffentlicht seit mehr als 15 Jahren Artikel über Kultur, Religion und Politik. Die Autoren sind Professoren und Fachleute aus der ganzen Welt: vor allem aus Italien, der Schweiz, Spanien, Amerika und Deutschland (wie Georg Kamphausen, Günter Maschke, Martin Mosebach, Robert Spaemann oder Paul-Ludwig Weinacht). Bevorzugt behandeln sie Themen, die in der öffentlichen Debatte mit einem Tabu belegt sind. Chefredakteur Bernard Dumont sowie die Redakteure Claude Barthe (für Religion) und Stéphen de Petiville, Fachmann für den deutschen Raum, achten darauf, daß dies aus einer metapraktischen Perspektive geschieht.

Catholica betrachtet sich als ein "militantes Unternehmen", so Dumont. Sie ist die einzige akademische französische Zeitschrift, die die philosophische Moderne und den daraus resultierenden Liberalismus prinzipiell ablehnt. Im Kontext des (angeblichen) Endes der Geschichte und der Ideologien (Fukuyama) Ende der achtziger Jahre gegründet, kann Catholica als Zeitschrift der Gegenwehr bezeichnet werden: Der Desillusion der Postmoderne, die an nichts mehr glauben will, möchte sie eine konstruktive Antwort geben, und zwar entlang zweier metamoderner Grundlinien: erstens kritische Analyse der Moderne (auf Basis des klassischen Denkens mit der möglichen Integration positiver Elemente, die die Moderne mutatis mutandis mit sich gebracht hat), zweitens Entwurf theoretischer Grundlagen für eine neue Gesellschaftsstruktur. Catholica ist auch eine Zeitschrift des Geistes. Mitunter laufen deutsche Leser Gefahr, sich in den spezifischen Einzelheiten zu verlieren. Immer jedoch bietet das Heft die systematische Suche nach der genauesten Wahrnehmung der Wirklichkeit, was in einer globalisierten und oft schizophrenen Welt einer geistigen Eroberung gleichkommt.

Die aktuelle Ausgabe von Catholica beschäftigt sich mit dem Thema der amerikanischen Vorherrschaft in der Welt. Ein Text von Bernhard Plé (Universität Erlangen-Nürnberg) zu den Ursprüngen der messianischen Weltanschauung Amerikas ("Missionnaires du monde libre"), ein Beitrag von Paul Gottfried (Chronicles, USA), ein von Eric Werner (Lausanne, Schweiz) verfaßter Kommentar über eine neue geopolitische Schule, die um die Sorbonne und um die jüngst erst gegründete Revue française de géopolitique entstanden ist, und ein sehr gehaltvoller Aufsatz von Teodoro Klitsche de la Grange (Chefredakteur von Behemoth, Italien) zu dem Begriff des justum bellum (der Lehre vom "gerechten Krieg"). Ergänzt wird das Heft durch weitere spezialisierte Artikel (Bernard Dumont und Claudio Bonvecchio über die Medien, oder Claude Barthe und Ansgar Santogrossi über eine notwendige, vom Heiligen stärker geprägte Restaurierung der Liturgie) und Rezensionen von Büchern aus der ganzen Welt.

Catholica, 42 rue Dareau, 75014 Paris, Frankreich. Tel.: 00 33 / 1 / 43 35 11 84. Internet: www.catholica.presse.fr . 170 Seiten. Erscheint viermal im Jahr.


 
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