© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 44/03 24. Oktober 2003
 


Frisch gepresst

Spannende Normalität. Kaum begannen ehemalige DDR-Bürger und selbstbewußte Westdeutsche sich mental etwas anzunähern und das "blöder Ossi, Besserwessi"-Klischee zu verlassen, da reißt die gegenwärtige Wirtschaftskrise die beiden deutschen Brüder schon wieder grausam auseinander. Während man einerseits das Gefühl hat, die Wende sei ein Fehlschlag gewesen, und aus Kostengründen hätte man "den Osten" lieber sich selbst überlassen sollen, sehnen sich die anderen irgendwie nach der miefigen, aber bequemen DDR zurück. Jenseits dieser Kulturdebatten aber entwickeln Ost und West stetig und pragmatisch eine wachsende Gemeinsamkeit. Rita Kuczynski, mit ihrem Buch "Die Rache der Ostdeutschen" bereits bekannt geworden, geht nach derselben Methode vor und läßt sich fast zwanzig Einzelschicksale von den Betroffenen selbst erzählen. Daraus ergibt sich ein realistisches Bild von der Stimmung in den neuen Bundesländern, die so neu gar nicht mehr sind (Im Westen was Neues? Ostdeutsche auf dem Weg in die Normalität. Parthas Verlag, Berlin 2003, 190 Seiten, 18 Euro).

Banale Realität. Es ist keine gute Zeit für Satiriker und Kabarettisten. Die Wirklichkeit läßt sich nur noch als "Realsatire" begreifen, und die Politiker genießen keinerlei Achtung mehr. Der politische Witz aber ergibt sich aus dem Widerspruch zwischen hohem Anspruch und banaler Wirklichkeit des öffentlichen Handelns. Kanzler Schröder nun hat keinen Anspruch als den, wiedergewählt zu werden. Was läßt sich am Zynismus noch entlarven? Jörg Hellmann, von Beruf Lehrer, fühlte sich von der Bemerkung über die "faulen Säcke" herausgefordert und spitzte die Feder. In 25 Kapiteln, denen jedesmal ein klassisches Zitat vorangestellt ist, macht er sich über bekannte Erscheinungen in der gegenwärtigen Politik lustig. Sein hauptsächliches Mittel ist eine Ironie, die darin besteht, das Gegenteil von dem zu sagen, was man eigentlich meint. Wer sich aber darin erschöpft, überzieht das Stilmittel und raubt ihm seine Wirkung (Michel schlägt zurück. Eine Satire. Hildesheimer Literaturverlag, 174 Seiten, 14,90 Euro).

Südtirol. Die Österreichische Landsmannschaft veröffentlicht interessante Einblicke über die Romanisierung Südtirols anhand einer Untersuchung zur Tiroler Namensgeschichte (Christian Kollmann, Egon Kühebacher: Südtirol - Alto Adige - Südtirolo. Eckartschrift 167, 24 Seiten, 3 Euro, zu beziehen über: Fuhrmannsgasse 18a, A - 1080 Wien).


 
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