© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de 44/03 24. Oktober 2003
 


Blick in die Medien
Goldbär
Ronald Gläser

Im WDR läuft die Dokumentationsserie, auf die die Welt seit sechzig Jahren gewartet hat. Sie heißt "Industrie-Dynastien in NRW". Doch der Titel der Reihe täuscht darüber hinweg, daß es sich auch hierbei um NS-Bewältigung handelt. Mitte Oktober hatte der WDR die Firma Haribo ins Visier genommen. Sie sei ein "kriegswichtiger Betrieb" gewesen, hieß es in dem Bericht. Auch durfte der Hinweis nicht fehlen, daß Firmengründer Hans Riegel 1943 NSDAP-Mitglied geworden ist. Dem WDR ist nicht als erstem aufgefallen, daß der Goldbär den rechten Arm zu Hitlergruß hebt. Die bekannteste Internetsuchmaschine Google.com findet 208 Internetseiten, die gleichzeitig das Wort "Nazi" und das Wort "Haribo" enthalten. Im Time-Magazin wurde schon vor drei Jahren darüber berichtet, daß Haribo einfach behauptet, keine Fremdarbeiter beschäftigt zu haben. Deswegen hat sich der Familienbetrieb seinerzeit auch nicht an dem Zehn-Milliarden-Entschädigungsfonds beteiligt. Die ARD-Sendung Kontraste jammerte damals: "Von einer gemeinsamen Verantwortung der deutschen Wirtschaft will Haribo nichts wissen. Die anderen sollen zahlen." Es bleibt abzuwarten, wie lange es noch dauert, bis der NRW-Verfassungsschutz Haribo beobachtet. Vielleicht kommen die Goldbären auch in Haft. Für Thomas Gottschalk wird es dann eng. Er kann sich nur rausreden, indem er daran erinnert, wie er bei Bayern Drei als Radiomoderator gearbeitet hat. Darüber berichtete er nämlich neulich stolz, weil es ihm gelungen sei, die deutsche Musik aus dem Programm zu verdrängen.


 
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