© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/03 31. Oktober 2003

Meldungen

Nato: Deutschland braucht Berufsarmee

HAMBURG. Nato-Generalsekretär George Robertson hat Deutschland zum Aufbau einer Berufsarmee aufgefordert. "Seit dem Zweiten Weltkrieg tun sich die Deutschen mit dem Gedanken an eine Berufsarmee schwer", sagte Robertson der Bild am Sonntag. Aber wenn sich die Welt verändere, müsse sich auch Deutschland verändern. Sicherlich gehe das nicht von heute auf morgen. "Die meisten NATO-Mitglieder sehen aber in einer Berufsarmee die einzige Möglichkeit, den neuen Bedrohungen angemessen zu begegnen", betonte der Generalsekretär der Allianz. Er rief mit Nachdruck die europäischen Bündnispartner zur Modernisierung ihrer Streitkräfte auf. Wenn diese sich nicht in kurzer Zeit über große Entfernungen verlegen ließen, seien sie nicht mehr viel wert. "Die NATO muß dort hin, wo die Gefahren ihren Ursprung haben", sagte Robertson. Die europäischen Bündnis-Mitglieder verfügten zusammen über 1,4 Millionen Soldaten. Eine weitere Million stehe in Reserve. Doch nur 55.000 Soldaten taugten für Auslandseinsätze. Die Kluft zur Supermacht USA werde immer größer. Die Grünen begrüßten die Äußerungen: "Deutschland braucht eine Berufsarmee, um seine Aufgaben in der Weltgemeinschaft wahrzunehmen", sagte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck.

 

Struck: Reservisten müssen stärker ran

ULM. Verteidigungsminister Peter Struck erwartet von den Reservisten der Bundeswehr mehr freiwilliges Engagement im Ausland. Beim Treffen des Reservistenverbands in Ulm sagte Struck, für den Auslandseinsatz benötige die Truppe Leute mit Spezialkenntnissen. Dafür solle die Berufserfahrung der Reservisten stärker als bisher berücksichtigt werden. Der Reservistenverband der Bundeswehr hat derzeit über 137.000 Mitglieder. Laut dem Verband ist Strucks Forderung schon längst Wirklichkeit. "Mit ihren Auslandsverpflichtungen ist die Bundeswehr bereits jetzt bis an die Grenzen ausgelastet und greift schon lange auf Reservisten mit militärischen und zivilberuflichen Spezialkenntnissen zurück, die über den Reservistenverband vermittelt werden", heißt es in einer Erklärung vom September.

 

Bundeswehr kritisiert Kundus-Einsatz

BERLIN. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, hat sich skeptisch über den geplanten ISAF-Einsatz der Bundeswehr im afghanischen Kundus geäußert. Er hoffe, daß andere Nationen dem Beispiel Deutschlands folgen würden, sagte Gertz der Nachrichtenagentur AFP auf dem Bundeswehrversorgungsstützpunkt im usbekischen Termes. Das neue Mandat der Bundeswehr, das am Freitag im Bundestag beschlossen wurde, erweitert den Einsatz über Kabul hinaus und soll die Regierung Karsai stützen. Auch das Auswärtige Amt und das Bundesentwicklungshilfeministerium wollen sich in der nordafghanischen Provinz Kundus engagieren.


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