© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/03 07. November 2003

Meldungen

Brandt: Stratege der Wiedervereinigung

MÜNCHEN. Die "neue Ostpolitik" ist nicht 1969, in der Stunde der Regierungsübernahme Willy Brandts, geboren worden. Ihre geistigen Wurzeln reichen tief zurück in die fünfziger Jahre. Es handelte sich, wie Wolfgang Schmidt nachweist (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 4/03), dabei um eine Langzeitstrategie des Berliner Politikers, die doch der Anfang des Weges zur Wende von 1989 gewesen sei. Im Gegensatz zur Adenauer-Regierung soll Brandt nach dem 17. Juni 1953 klar erkannt haben, daß die Wiederherstellung der deutschen Einheit angesichts der internationalen Kräfteverhältnisse nicht Nah-, sondern nur noch Fernziel deutscher Außenpolitik sein konnte. Die Wiedervereinigung rückte damit in die Ferne eines von Brandt projizierten Entspannungsprozesses, der die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie zur Voraussetzung hatte. In Schmidts quellengesättigter Studie erscheint Brandt als der einzige weitblickende außenpolitische Stratege, dessen vielschichtig angelegte Politik der Koexistenz auf die liberale Öffnung der kommunistischen Regime zielte und der lediglich die Entspannungs- und Reformbereitschaft des Kremls überschätzte.

 

2010 soll endgültiges Aus für Habilitation kommen

BERLIN. Der zweihundert Jahre alten Habilitation schlägt demnächst das akademische Totenglöcklein. Als wissenschaftlicher Qualifikationshürde auf dem Weg zur Professur soll diese Zugangsvoraussetzung ab 2010 nach dem Willen der Bundesregierung endgültig wegfallen. Die sogenannte Juniorprofessur soll dann der Regelfall für den Zugang zu einer Universitätsprofessur sein. Bis dahin wird der bisherige Qualifikationsweg über die Habilitation neben der 2002 eingeführten Juniorprofessur ohne Habilitation gelten. Dies schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (15/1775) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (15/1628). In der Begründung beruft sich die Bundesregierung auf die Feststellung des Wissenschaftsrates, wonach die Habilitation als Prüfungsverfahren der gewollten größeren Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des wissenschaftlichen Nachwuchses entgegenstehe. Die Neuregelung ermögliche jungen Wissenschaftlern, mit Anfang dreißig statt mit Mitte vierzig selbständig zu lehren und zu forschen.

 

Gentherapie bringt Schlankheitspille

GAINSVILLE (Florida). Zum erstenmal ist es im Versuch mit Ratten gelungen, ein Gen in den Körper zu bringen, das Fettleibigkeit (Adipositas) verhindert. Das Hormon Adiponectin wird normalerweise vom Fettgewebe produziert, um zu melden, daß genügend Energie gespeichert wurde. Daraufhin verbessert sich die Verwertung von Glucose im Körper, es werden nicht mehr so viele Fettzellen gebildet. Bei Fettleibigen ist die Menge dieses Hormons zu gering. Wird es von außen zugeführt, verringert sich der Körperumfang. Stanislav Shklyaev von der Universität Gainsville, USA, hat den Versuchstieren gentechnisch veränderte Viren eingespritzt, die das Gen für Adiponectin trugen. Mit nur einer einzigen Behandlung nahmen die Ratten deutlich ab und blieben 40 Wochen lang schlanker. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, wäre für die Gentherapie ein neues und ständig wachsendes Anwendungsgebiet gefunden.

 

Erste Sätze

Seitdem die Menschen begonnen haben, über das bisher als selbstverständlich Angesehene zu staunen, hat es stets Fragen und Aufgaben gegeben, deren Lösung als Bedürfnis und Notwendigkeit empfunden wurde.

Emil Hammacher: Hauptfragen der modernen Kultur

Leipzig/ Berlin 1914


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen