© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/03 28. November 2003


Zitate

"Ich glaube nicht, daß der Antisemitismus in Europa wächst. Es gibt antisemitische Vorfälle, aber die werden meistens von arabischstämmigen Europäern verursacht und sind mit dem Nahen Osten verbunden. Auf jeden Fall ist es sehr üblich, und ich würde sogar sagen bequem, die Europäer mit Antisemitismus zu beschuldigen, sobald sie die israelische Politik kritisieren. Das ist ja bequemer so, da muß man die Thesen der Kritiker nicht widerlegen, weil man behauptet, sie wären nicht rational, sondern emotional. (...) Es gibt Politiker, die instrumentalisieren den Antisemitismus und auch die Erinnerungen an Tragödien der Juden in Europa."

Avi Primor, früherer israelischer Botschafter in Deutschland, im Deutschlandfunk am 18. November

 

 

"Der angelsächsische Krieg gegen den Irak hat die Deutschen von der allzu engen Bindung an die USA emanzipiert. Die Gegnerschaft zum Abenteuer am Golf brachte Berlin der traditionellen französischen Politik der Distanz gegenüber Amerika ganz nahe. Die deutsch-französische Achse wurde zum Hauptmeridian der weltweiten Kriegsgegnerschaft. Wie richtig sie lag in ihrer Ablehnung einer Weltpolitik nach Bush-Façon, wird täglich von den Meldungen aus dem Irak und dem Nahen Osten bestätigt."

Georg Hoffmann-Ostenhof, Publizist, im Wiener "Profil" 47/03

 

 

"Seit langem ist klar, daß die Union ein Drittel ihrer Anhänger verloren hat, die in die rechte Mitte hineingehören, für die früher Franz Josef Strauß und Alfred Dregger typisch waren. Diese Leute enthalten sich heute der Stimme, gehen nicht mehr wählen. Geringe Wahlbeteiligung hält man oft in Demokratien für 'normal', etwa in Amerika. Aber in den USA sind dies Leute, denen es im positiven Sinne egal ist, wer sie regiert, weil das ihr Lebensgefühl und ihre Lebensplanung nicht berührt. In Deutschland haben wir enttäuschte, verdrossene Wähler."

Arnulf Baring, Historiker, in der "Welt" vom 18. November

 

 

"Nach dem Ausschluß Martin Hohmanns aus der Bundestagsfraktion mag der CDU-Führung noch mancher Ärger mit der Parteibasis drohen. Einen Aufstand des 'national-konservativen Flügels' aber braucht sie nicht zu fürchten. Aus welchen Motiven Mitglieder und Anhänger der CDU sich auch empörten - eine geschlossene und schlagkräftige geistige Strömung repräsentieren sie nicht. Der National-Konservative in der Union ist eine aussterbende Spezies. (...) Zwar bemühen sie hin und wieder noch das Pathos vaterländischer Rhetorik. Doch über ein gelegentliches, ebenso trotziges wie vages Bekenntnis zum 'Stolz, ein Deutscher zu sein', reicht die nationale Leidenschaft kaum hinaus. Wie substanzlos sie ist, wurde vor drei Jahren offenbar, als die Unionsführung erläutern sollte, was sie unter der von ihr propagierten 'deutschen Leitkultur' eigentlich verstehe. An den Prinzipien, die Meyer, Merz und andere aufzählten, war nichts spezifisch Deutsches."

Richard Herzinger, Publizist, in der "Zeit" vom 20. November


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