© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/03 05. Dezember 2003

Meldungen

Klage von Opfern der Atombombenversuche

PARIS. Die Opfer französischer Atombombenversuche in der Sahara und der Südsee ziehen vor Gericht. Zwei Opferverbände haben angekündigt, wegen "fahrlässiger Tötung" und "Verletzung der körperlichen Unversehrtheit" Anzeige zu erstatten. Der Staat müsse seine Verantwortung für die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen und die Verstrahlung der Menschen auf den Versuchsgeländen anerkennen, erklärte Opferanwalt Jean-Paul Tessonnière in der französischen Tageszeitung Le Parisien. Zwischen 1960 und 1996 waren über 80.000 Menschen den französischen Atomversuchen ausgesetzt. So erlebten 1960 französische Soldaten in der Sahara einen oberirdischen Atomtest aus nur zehn Kilometern Entfernung. Ihnen sei nur befohlen worden, sich umzudrehen, um nicht geblendet zu werden, erklärte der an Hautkrebs erkrankte Ex-Soldat Gérard Dellac, vom Opferverband AVEN. Danach seien sie zum Explosionsort geschickt worden, um die Radioaktivität zu messen.

 

Region Istrien plant Autonomiereferendum

PULA/POLA. Die kroatische Region Istrien hat der künftigen Zagreber Regierung mit einem Autonomiereferendum gedroht. Sollte die Behandlung der nordwestkroatischen Halbinsel durch die Zentralregierung "arrogant, rüde und unsachlich" sein, werde man eine Volkabstimmung abhalten, erklärte Regionalpräsident Ivan Jakovcic letzten Montag. Anlaß für den Vorstoß sind Spekulationen, daß der Militärstützpunkt Pula nach einem Nato-Beitritt Kroatiens zum Luftwaffenstützpunkt für das Militärbündnis ausgebaut werden könnte. "Wir wollen unseren Tourismus entwickeln, und das ist inkompatibel mit einer Militarisierung der Region", kritisierte Jakovcic. "Wir werden dem neuen Premier hundert Tage geben." Jakovic' Istrisches Demokratisches Zentrum (IDC) hat im Regionalparlament die Mehrheit und könnte ein Referendum ansetzen.

 

Parteitag nach Austritt von Mussolini-Enkelin

ROM. Nach dem Austritt der Parlamentsabgeordneten Alessandra Mussolini aus der rechtsnationalen Regierungspartei Alleanza Nazionale (AN) wegen der AN-Annäherung an Israel hat Parteichef Gianfranco Fini für den 20. Dezember einen Parteitag einberufen. "Ich bin sicher, daß mir die Partei ihre Zustimmung zusichern wird. Ich habe mehrmals betont, daß die AN eine neue Phase beginnen und sich von der vergangenheitsorientierten Nostalgie befreien muß", erklärte der italienische Vizepremier. Fini hatte sich anläßlich seines Israel-Besuchs im November unter anderem für die 1938 von der Mussolini-Regierung erlassenen Rassengesetze entschuldigt und die Nahost-Politik der Regierung von Premier Ariel Scharon gelobt. Alessandra Mussolini kündigte hingegen die Gründung der Bewegung Libertà d'Azione (Aktionsfreiheit) an. "Die Partei soll zum Anhaltspunkt für die vielen bisherigen AN-Anhänger werden, die sich zu einem gemeinsamen politischen Kampf bereiterklärt haben", erklärte die 40jährige Duce-Enkelin.

 

Blair "an den Rand des Wahnsinns getrieben"

LONDON. Nachdem in den britischen Medien mehrfach über Tony Blairs Geisteszustand spekuliert wurde, widmete sich nun Allan Beveridge, Psychiater am Queen Margaret Hospital in Dunfermline, im Journal of the Royal Society of Medicine der Frage, ob der Premierminister ein "Psychopath" sei, kam aber zu keinem endgültigen Ergebnis. Allerdings liege die Vermutung nahe, so Beveridge, daß "das hohe Regierungsamt Blair wie mehrere seiner Vorgänger an den Rand des Wahnsinns getrieben hat". Weiteren Anlaß zur Sorge gibt die körperliche Gesundheit des 50jährigen, der im Oktober wegen Herz- und letzte Woche wegen Magenproblemen ärztlich behandelt wurde.


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