© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/03 12. Dezember 2003

Meldungen

Altkanzler warnt vor "Raubtierkapitalismus"

HAMBURG. Altkanzler Helmut Schmidt hat letzte Woche in der Zeit vor einem "Raubtierkapitalismus" gewarnt. "Weniger persönlicher Reichtum als vielmehr die Konzentration von finanzieller Verfügungsmacht und massenpsychologischer Einflußmacht in relativ wenigen Händen entwickelt sich zu einer ernsten Gefahr für eine offene Gesellschaft", warnte der 84jährige SPD-Politiker. "Wo Spekulation und Leichtfertigkeit Unternehmen oder Banken in Gefahr gebracht haben, wo deshalb die Versuchung zum Verbergen und Vertuschen, zur Täuschung und zum Betrug sich ausbreitet, dort stehen wir am Rande des Verfalls", schrieb Schmidt. "Es ist Unfug, zu behaupten, die exorbitanten Vergütungen einiger deutscher Spitzenmanager seien aus Gründen des Wettbewerbs mit den USA notwendig", meinte Schmidt, "wohl aber wird man bei manchen Fusionen deutscher Konzerne mit ausländischen Firmen den Verdacht nicht los, daß die hohen Spitzenvergütungen der Letzteren einen erstrebten Nebeneffekt auslösen - denn nun kann man doch die eigene Vergütung entsprechend anheben." Die Hälfte aller Fusionen der letzten Zeit habe sich nicht bewährt. "Wer (...) ein gut gehendes, alteingesessenes Unternehmen zerschlägt, Beispiel Hapag-Lloyd, der hat sich das Prädikat 'Raubtierkapitalismus' verdient. Wer nur noch Global Player sein will, der kann die patriotische Solidarität seiner eigenen Landsleute verspielen."

 

Stuttgart: Vorbildliche berufliche Gymnasien

STUTTGART. Eine aktuelle Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat die beruflichen Gymnasien Baden-Württembergs gelobt. Diese Schulform sei ein Grund für die im Bundesvergleich überdurchschnittliche Abiturientenquote des Bundeslands. Während 2001 bundesweit nur 27,5 Prozent der Schüler Abitur machten, lag diese Quote in Baden-Württemberg bei 30,5 Prozent. Die für die "Tosca"-Studie getesteten baden-württembergischen Schüler schnitten demnach in Mathematik ebenso gut ab wie der Bundesdurchschnitt. Auch im Bereich Fremdsprachen seien die Ergebnisse optimistisch. Voraussetzung für die guten Leitungen sei allerdings ein erfolgreicher Unterricht an Haupt- und Realschulen. Tosca beklagt aber eine "Kluft zwischen allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien". Die Studie im Internet: www.mpib-berlin.mpg.de/tosca

 

Westeuropa droht Temperatursturz

MAILAND. Sollte das Eis in Grönland und der Antarktis weiterhin so schnell schmelzen wie in den vergangenen Jahren, könnte in Westeuropa auf eine Phase der Erwärmung ein Temperatursturz folgen. Einer auf der UN-Klimakonferenz in Mailand vorgestellten Studie zufolge könnte der Wasserzufluß zu einer Verlangsamung des für das milde Klima Europas verantwortlichen Golfstroms führen. Nach fünf sehr warmen Jahrzehnten könnte es dann zu einer massiven Abkühlung kommen. Um diesen Trend zu stoppen, seien weit drastischere Maßnahmen erforderlich, als es das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung von Treibhausgasen vorsehe.


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