© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/03 12. Dezember 2003

Meldungen

Kopftuchstreit: Kirchen gegen neue Gesetze

PARIS. Der Rat der Christlichen Kirchen in Frankreich hat sich gegen eine gesetzliche Regelung im Kopftuch-Streit ausgesprochen. Ein Verbot des islamischen Kopftuchs in Schulen könnte als "diskriminierend" empfunden werden, warnten die römisch-katholische, die protestantische und die orthodoxe Kirche gemeinsam am Montag, wenige Tage vor der erwarteten Festlegung von Präsident Jacques Chirac auf eine rechtliche Neuregelung. Die Trennung von Staat und Kirche ist in Frankreich seit 1905 festgeschrieben. Seit Monaten wird hart gestritten, ob moslemische Mädchen von der Schule verwiesen werden müssen, wenn sie dort Kopftücher tragen. Eine gesetzliche Neuregelung würde auch das Tragen der jüdischen Kippa und von christlichen Kreuzen betreffen. Die meisten Politiker sowohl der konservativen Pariser Regierungsmehrheit als auch der linken Opposition sind für eine Bekräftigung des Laizismus-Prinzips. Meinungsumfragen zufolge sind rund 60 bis 75 Prozent der Bevölkerung ebenfalls der Ansicht, das Tragen religiöser Symbole sollte in staatlichen Schulen verboten werden.

 

Pariser Regierung läßt Abtreibungs-Delikt fallen

PARIS. Die französische Regierung will den umstrittenen neuen Straftatbestand "fahrlässige Abtreibung" offenbar nun doch nicht einführen. Es sei "wohl besser", das Gesetzesvorhaben aufzugeben, sagte Justizminister Dominique Perben vergangenen Freitag im Radiosender Europe 1. Der Text, der eine Woche zuvor von der Pariser Nationalversammlung verabschiedet worden war (JF 50/03), bringe "mehr Probleme mit sich, als er regelt", fügte der Konservative hinzu. Das Delikt "fahrlässige Abtreibung" sollte mit einem Jahr Gefängnis und 15.000 Euro Geldstrafe belegt werden und alle treffen, die eine Schwangerschaft fahrlässig abbrechen. Kritiker warfen der Regierung vor, mit der Neuregelung das in Frankreich seit 1975 geltende Recht auf Abtreibung aushöhlen zu wollen.

 

Europäische Filmpreise für"Good Bye, Lenin!"

BERLIN. "Good Bye, Lenin!" ist als bester europäischer Film ausgezeichnet worden. Diesen Titel gewann noch kein deutscher Film, seit der von der European Film Academy ausgerichtete Preis 1988 erstmals vergeben wurde. Hauptdarsteller Daniel Brühl erhielt zudem den Preis als bester europäischer Schauspieler 2003. Bernd Lichtenberg bekam den Drehbuchpreis. Außerdem wurde Brühl zusammen mit Katrin Saß und Regisseur Wolfgang Becker mit drei Publikumspreisen bedacht. Als beste europäische Schauspielerin wurde die Britin Charlotte Rampling für ihre Rolle in dem Film "Swimming Pool" (JF 34/03) des Franzosen François Ozon ausgezeichnet. Der Däne Lars von Trier erhielt den Preis als bester Regisseur für seinen Film "Dogville" (JF 44/03).

 

Droste-Hülshoff-Preis an Hans-Ulrich Treichel

MÜNSTER. Der Lyriker und Schriftsteller Hans-Ulrich Treichel ist mit dem diesjährigen Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis ausgezeichnet worden. Er erhielt die mit 12.800 Euro dotierte Ehrung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vergangenen Freitag in Münster unter anderem für seinen Erfolgsroman "Der Verlorene". Das 1998 entstandene Werk liege inzwischen in vielen Auflagen und zahlreichen Übersetzungen vor, hieß es in der Laudatio. Zuvor hatte der 51jährige Treichel mehrere Gedichtbände veröffentlicht.


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