© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/03 12. Dezember 2003

Leserbriefe

Zu: "Immer totalitäreres Klima" von Dieter Stein, JF 50/03

Devote Hampelmänner

Der CDU-Parteitag in Leipzig hat mal wieder gezeigt, daß in den sich selbst als "demokratisch" etikettierenden Parteien nur eine Handvoll Auserlesener das Sagen hat und die anderen zum Befehlsempfang strammstehen müssen. Es ist erschütternd, wie wenig Rückgrat unsere Volksvertreter haben, selbst wenn es um die Verteidigung von Grundrechten wie das auf freie Meinungsäußerung geht. Das unsägliche Verhalten eines Herrn Rüttgers gegenüber dem Delegierten Lennartz spricht Bände und sollte jedem, der bisher diese Partei gewählt hat, zu denken geben. Das betrüblichste dabei ist das Schweigen und sich Ducken des Fußvolkes.

Aber ein Großteil des deutschen Bürgertums war schon immer feige und "unterthänig" gegenüber dem gerade Herrschenden, besorgt um Besitz und Karriere, in höchstem Grad anpassungsfähig an den jeweiligen Zeitgeist, bei jedem scharfen Windstoß umfallend und kaum mal bereit, für die eigene Überzeugung auf die Barrikaden zu steigen. Auch heute; wohin man blickt: devote Hampelmänner gegenüber den Mächtigen in der Politik und gegenüber den übermächtigen Meinungslenkern in den Medien.

Adalbert Betz, Stuttgart

 

Abwürger

Die Parteispitze der CDU hat ihre Methode zur Abwürgung Andersdenkender komplettiert. Nach der Inquisition entsprechend dem "C", der Sowjetregelung, "Verwirrte" in die Heilanstalt schicken zu wollen (zumindest in eine Vorstufe dessen) und der DDR-Handhabung, Nachrichten zu unterdrücken und zu verfälschen, nunmehr die Volksgerichtshofübung "Niederbrüllen" à la Freissler!

Friedhelm Frohn, Bonn

 

 

Zu: "Die Angst vor der Nation" von Thorsten Hinz, JF 49/03

Trutsche und Piranha

Angela Merkel sieht sich - auch ohne Handtasche - als deutsche Maggy Thatcher. Ist sie aber nicht. Sie ist und bleibt eine Mischung aus "Trutsche und Piranha". Ausgerechnet sie wollte in der CDU eine Patriotismus-Debatte eröffnen. Als anständige und mutige Deutsche für ihren Patriotismus in Bautzen eingekerkert oder an der Mauer erschossen wurden, war sie stramm-linientreue FDJ-Aktivistin und stärkte die roten Reihen des Polit-Kriminellen Egon Krenz. Es wird Zeit, daß man sich einmal sehr intensiv mit ihrer kommunistischen Vergangenheit beschäftigt. Diese Frau ist für die CDU ein Unglück.

Joachim Siegerist, Hamburg

 

 

Zu: "Die Basis der Union rebelliert" von Dieter Stein, JF 49/03

Bewunderung und Ehrfurcht

Nie hätte ich mir träumen lassen, daß ich das miterleben dürfte, was sich jetzt im 21. Jahrhundert, vor unseren Augen abspielt. Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht.

Erstens, mit welchem Scharfsinn, ja fast schon übernatürlichen Fähigkeiten auch heute wieder die geheimsten Gedankengänge eines Verdächtigen erkannt werden können, Gedanken, die er sich hütet auszusprechen, die aber doch verdienen, ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Gibt es doch nichts Schlimmeres als verbotene Gedanken. Ganz recht, ich spreche von den Fähigkeiten, die im Zeitalter der Inquisition zur Perfektion entwickelt wurden. Wie schön, daß diese hohe Kunst nicht ausgestorben ist und von uns bewundert werden kann. Gilt es doch, Gedankenverbrechen aufzuspüren und anzuprangern, damit sie ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können, auch wenn sie sich sprachlicher Tarnung bedienen.

Zweitens, daß ich als Zeitzeuge beobachten darf, was ich als leider ausgestorben betrachten mußte. Aber Gott sei Dank, dieses erstrebenswerte Phänomen gibt es noch. Ich meine die notwendige Einheitlichkeit in der Meinung der Presse, des Hörfunks und des Fernsehens, kurz der Medien. Es sind nur die Ewiggestrigen, die Nörgler, die hier von Gleichschaltung und Meinungsdiktatur reden oder gar den Namen Goebbels erwähnen. Brauchen wir doch dringend diese Uniformität, um den Anfängen zu wehren. Wo kämen wir auch hin, wenn man die wahre Meinung eines Redners nur dann beurteilen könnte, wenn man das liest, was er gesagt hat. Nur böse Zungen können von Politikern und Journalisten, die über die Hohmann-Rede schwadronieren, sagen, sie seien funktionale Analphabeten und hätten seine Rede nicht gelesen. Hinter die sprachliche Tarnung müßt ihr schauen! Weiter so, Deutschland.

Dr. Rudolf Walter, per E-Post

 

 

Peinliches Schamgewitter

Nachdem das peinliche Schamgewitter abgezogen ist, steht Deutschlands Konservatismus wieder einmal da wie ein begossener Pudel. Beklagenswert ist weniger das geölte Funktionieren der christlich-demokratischen Parteimaschinerie, sondern die historisch gewachsene, absolute Unfähigkeit der konservativen Polit-Lämmer, dem politische Gegner Paroli zu bieten. Die gegenwärtig zu beobachtende Entrüstungswelle der Konservativen kommt über Anleihen beim Meister dieser Taktik nicht hinaus; die blassen Empörungsreflexe bleiben, was sie sind: erborgte Reaktionen, denen der Glaube fehlt. Solange ein kämpferischer Konservatismus, wie die erlösende Formel lauten müßte, nicht in Sicht ist, wird der an seinem kompensatorischen Philosemitismus zuverlässig erkennbare Neo-Marxismus nicht nur den Ton im Lande, sondern auch dessen Richtung vorgeben.

Helmut Hentschel, Leipzig

 

 

Opfer des Kommunismus

Es steckt mehr hinter der hysterischen Kampagne gegen Hohmann als nur sein angeblicher "Antisemitismus". Hohmann hat es gewagt, offen an die unsäglichen Verbrechen der kommunistischen Terrorherrschaft zu erinnern. Dank seiner Rede erinnern wir uns alle an die 30 Millionen Opfer, die keine Gräber haben. Der industrielle kommunistische Massenmord - bereits 1918 begonnen und konsequent bis 1954 fortgesetzt - hat nicht den Namen "Auschwitz-Birkenau" hervorgebracht.

Dafür aber solche Namen wie Solowetskije Ostrowa, Norilsk und Workuta, Magadan und Kolima, Dsheskasgan und Karlag, Belomorsko-Baltijsky Kanal und Kolsky Poluostrov. Alles Namen, die in Rußland bei den Menschen meiner Generation (geboren 1939) und der Generation meiner Eltern und Großeltern einen schaurigen Klang haben. Wer den Permafrost zur Verfügung hatte, der brauchte keine Gaskammern.

Wir müssen die entsetzlichen Verbrechen der kommunistischen "Weltbeglücker" für immer in unserer Erinnerung bewahren und jedem Versuch der Verharmlosung, Relativierung und Leugnung widerstehen. Meine Freunde von der russischen Bürgerinitiative "Memorial" danken dem MdB Hohmann, daß er die längst bekannten Tatsachen zur Sprache gebracht hat. "Gegen das Vergessen!" auch in Deutschland erklingt es dieser Tage, dank dem Mannesmut vor Königsthronen.

Valentin Werbitz, per E-Post

 

 

Zum Pro & Contra "Antidismkriminierungsgesetz europaweit einführen?", JF 49/03

Linke Minderheit

Lütz vertritt nur eine linke Minderheit von Baptisten (und Freikirchlern). Die deutliche Mehrheit der deutschen Baptisten gehört zu Bibel-Baptisten-, Freien Baptisten- und Evangeliumschristen-Baptistengemeinden, die "Antidiskriminierungsgesetze" als antifreiheitliche Durchsetzung sozialistischer, homosexueller und "feministischer" Politik scharf verurteilen. Baptisten sind meist deutlich weniger links als der Papst und die evangelischen Landeskirchen. Wilhelm Falk, München

 

 

Zu: "Banal" von Carl Gustaf Ströhm, JF 49/03

Terroristen

Die jüngsten Terroranschläge in der Türkei, wobei unschuldige Menschen ermordet, verstümmelt und ihrer Zukunft beraubt wurden, ist erschreckend. Es ist für uns unfaßbar, wie politisch-religiöse Extremisten zu derartigen Taten fähig sein können. Letztendlich sind dermaßen menschenverachtende Untaten keine Erfindung der Neuzeit. Ich erinnere dabei an die furchtbaren Terroranschläge des Menachem Begin, der unter anderem am 21. Juli 1946 das Hotel "King David" in Jerusalem in die Luft bombte, wobei 76 Tote, 46 Schwerverletzte sowie 29 Vermißte - auch unschuldige Frauen und Kinder - zu beklagen waren. Der verantwortliche Terrorist, Menachem Begin, wurde für seine unfaßbaren Verbrechen niemals zur Rechenschaft gezogen. Genau das Gegenteil trat ein, Begin wurde 1977 als achtunggebietender Ministerpräsident Israel in die Knesset berufen und war somit Gesprächspartner für alle Politiker dieser Welt, auch von Politikern der deutschen Sühne- und Schuldpsychopaten.

Ekkehard Ahland, Schloß Holte

 

 

Zu: "Sein Sieg" von Doris Neujahr, JF 49/03

Einfach nur dumm

Klug, einfühlsam und analytisch korrekt. Ein guter und wichtiger Beitrag, den ich um eine dialektische Dimension ergänzen möchte: Wenn man den profanen Mord an den Juden als ein gottgewolltes, heiliges, ganzes Brandopfer (genau das meint der Begriff "Holocaust") bezeichnet, dann ist das nicht nur Blasphemie, sondern bedeutet zugleich eine Glorifizierung der nationalsozialistischen Ideologie. Wer das tut, macht Hitler zu einem (Rache-)Engel eines teuflischen Judengottes, der (vollkommen gehorsam) dessen grauenhaften Willen vollzieht, indem er das von Gott auserwählte Volk dem heiligen Brandopfer zuführt. Ob den Betreibern das bewußt ist?

Dr. Joachim Bullinger, Offenbach

 

Erschütternd

Noch nie in meinem jungen Leben hat mich einen Zeitungsartikel so erschüttert. Die Mechanismen der Vergangenheitsbewältigung, die die Errichtung betreffenden Freilufttempels ermöglichen, sind für unseren Staat bekanntlich identitätsstiftend; und zwar im Sinne einer Analogie zum religiösen, die Gemeinschaft der Siedlungsgenossen zusammenhaltenden, todbewehrt exklusiven Kult. Daher wird man sagen dürfen, daß die Verfasserin im übertragenen Sinne den Vorhang des Allerheiligsten gelüftet hat; dahinter erscheint ER.

Die Römer haben in vorklassischer Zeit Tugenden personifiziert. So wurde etwa 242 vor Christus ein Tempel der "fides" (Treue) errichtet. Der heutige Schriftsteller Terry Pratchett hat das so umgestaltet, daß demjenigen, dem ein Fluch entfährt, sofort ein kleiner Kobold auf der Schulter erscheint, der den Fluch personifiziert und seinen Träger gehörig piesackt. Der repräsentierte Teil des deutschen Volkes "hat" im Handtke'schen Sinne ("Kaspar Hauser", 1968) eine Obsession, die sich nun in einem virtuellen Gräberfeld materialisiert - und in all den Kobolden, die zwecks Regeneration von Arbeits- und Lebenskraft darin umhermarschieren und seinen Träger gehörig piesacken werden.

Florian Wolfrum, Göttingen

 

Meschugge

Endlich eine sinnvolle Deutung der gefährlichen Wirkung des einseitigen Holocaust-Mahnmals, das als Gedenkstätte für alle Opfer seit dem "Unfrieden von Versailles 1919" eine volkspädagogisch sinnvolle Mahnung für das 21. Jahrhundert hätte ausstrahlen können. Selbst Günter Grass wehrte sich gegen die einseitige Widmung des Stelenfeldes mit einem Buch und löste dadurch ein Gedenken an die deutschen Opfer des "dreißigjährigen Krieges im 20. Jahrhundert" 2003 aus.

Doris Neujahr vergißt die Wirkung des Blickes vom Bundestag im Reichstag zu deuten, der Martin Hohmann "meschugge" machte und auf eine falsche Fährte lockte, den in Beton gegossenen Vorwurf des "Tätervolkes" abzuwehren. Sie vergißt auch, daß die so "demokratischen Friedensmacher von Versailles" durch die Mißachtung der 14 Punkte von Präsident Wilson die "Weimarer Republik" zum Untergang verdammten und dem Verbrecher Adolf Hitler erst die politische Chance gaben, die Juden Europas zu vernichten und das deutsche Volk und ganz Europa in den Zweiten Weltkrieg zu führen.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

Kostspieliges Schandmal

Warum läßt das deutsche Volk es zu, daß unsere Geschichte auf zwölf Jahre Nazi-Herrschaft verfälscht wird, zumal der Grundstein für Hitler von den damaligen Alliierten in Versailles, Trianon und St. Germain gelget wurde?

Da unsere "Volksvertreter" dem kostspieligen Schandmal in Berlin (nach entsprechendem Druck) zustimmen mußten, schlage ich der ach so demokratischen und "friedliebenden" amerikanischen Administration ein Besinnen auf die eigene Geschichte vor. Zunächst sollten sie endlich damit beginnen, auf jeden Fall in den Südstaaten große Denkmäler für die Afro-Amerikaner zu errichten - natürlich verbunden mit einem entsprechenden Wiedergutmachungs-Angebot.

Ludwig Wessel, Herford

 

 

Zu: "Gejammer statt Aufbruch" von Alexander Griesbach, JF 48/03

Angemessene Weise

Der Kommentar von Alexander Griesbach verdient besondere Beachtung. So wie Edmund Stoiber der erste führende Politiker ist, der radikale Konsequenzen aus dem demographischen Zusamenbruch zieht, würdigt Griesbach wie mir scheint als erster das CSU-Reformprogramm in angemessener Weise.

Zwar kann und muß man darüber diskutieren, ob nicht auch kinderlose Beamte und Selbständige zur Ausgleichzahlung zugunsten der Erziehenden gezwungen werden müssen, aber im Kern stimmt die Richtung. Kinderlose - egal, ob bewußt und gewollt oder als tragisch empfundenes Schicksal erlitten - leben im Alter zu Lasten der Erwerbstätigen, für deren Aufzucht- und Erziehungskosten sie (fast) keinen Beitrag geleistet haben.

Unsäglich albern ist das Gejammer von CDU-Vorstandsmitglied Hildegard Müller, das Konzept spalte die Gesellschaft. Diese Spaltung ist längst real, weil die bewußt Kinderlosen den Generationenvertrag gebrochen haben im Vertrauen darauf, daß genügend andere so "dumm" sind, ihnen in Form von Kindern die Altersversorgung zu sichern.

Dr. Peter Schade, Freudenstadt

 

 

Zu: "Ausschluß rückgängig machen", Interview mit Fritz Schenk, JF 48/03

Kein souveränes Land

Der Aussage von Schenk im Interview kann ich nur voll zustimmen: "Dieser Anti-Antisemitismus ist verlogen, es ist die pure Heuchelei." Das spüren die Menschen, und wohl auch deshalb ist die Empörung über die Treibjagd gegen Martin Hohmann so groß. Wer die Rede von ihm wirklich gelesen hat, weiß, daß ihm eine Aussage unterstellt wird, die er so nicht gemacht hat. Auch wenn die genannte Rede als taktisch-politisch unklug und rhetorisch in manchen Passagen als eher mißlungen betrachtet werden kann - antisemitisch war sie mit keinem Wort. Betrachtet man das bisher Geschehene bzw. den zeitlichen Ablauf des Disziplinarverfahrens gegen diesen vor allem anständigen und praktizierenden Christen, dann kommt man an der Frage nicht vorbei: Wer (oder was) übte hier Druck auf Merkel und Stoiber aus, wer forderte die politische Hinrichtung des Hohmann?

Nach Jenninger, Walser und Möllemann mag sich die Antwort erübrigen. Wir werden wieder einmal in schmerzlicher Weise daran erinnert, daß wir nach wie vor kein souveränes Land sind und folglich erpreßbar sind.

Michael Zips, Neu Isenburg

 

Unbelegbarkeit des Geistes

Wenn Hohmann nicht vorgeworfen wird, daß er die Juden als Tätervolk bezeichnet hat, so wird seiner Rede doch antisemitischer und chauvinistischer Geist vorgehalten, etwa wie folgt: "Nein, er hat die Juden nicht als Tätervolk bezeichnet, aber das spricht ihn nicht frei von dem Vorwurf, daß der ganze Text seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit von antisemitischem und chauvinistischem Geist durchzogen ist."

Eine Argumentation der Verlegenheit: Geist ist nicht zu belegen, leider auch nicht zu widerlegen! Die Skandalisierung eines Redners aufgrund solcher aus dem Redetext isolierter Zitate oder nicht konkretisierter Vorwürfe ist der eigentliche Skandal des Falles Hohmann. Problematisch ist vielleicht der Tag der Rede. Es ist vielleicht - wie auch die JF behauptet - "unangemessen, am Tag der deutschen Einheit über jüdische Schuld zu philosophieren", das ist jedoch Anschauungssache. Ich bin der Auffassung: Wenn am gleichen Tag der deutschen Einheit der deutschen Geschichte und selbstverständlich auch deutscher Verstrickungen und deutscher Täter gedacht wird, so ist es auch notwendig, vor der absurden Schlußfolgerung von einzelnen Tätern auf das ganze Volk zu warnen. Denn leider sind die Deutschen immer noch auf die Rolle des Tätervolks festgelegt.

Prof. Dr. Klaus Hartmann, Köln


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