© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 01/05 31. Dezember 2004

Frisch gepresst

Gegenaufklärer. Wenn der Berliner Philosophiehistoriker Wilhelm Schmidt-Biggemann im Ausklang seines Buches über die "Politische Theologie der Gegenaufklärung. Saint-Martin, De Maistre, Kleuker, Baader" (Akademie Verlag, Berlin 2004, 159 Seiten, 39,80 Euro) auf seine als "überholt, altmodisch, überflüssig" apostrophierten Helden zurückblickt, scheint er damit zu offerieren, daß sich der Leser vergebens auf eine ernsthafte Lektüre eingelassen habe. In der Tat dürfte man auch in einer gut bestückten "Bibliothek der Reaktion" Bücher dieser Herren kaum finden - ausgenommen die Werke Joseph de Maistres. Unter den anderen könnte heute bestenfalls Franz von Baader eine vage Assoziation in Richtung Schelling auslösen. Es ist auch wohl nicht zu erwarten, daß sich die Bekanntheit von religiös eifernden Ultras und Mystagogen wie Claude Louis de Saint-Martin oder des Theosophen Johann Friedrich Kleuker dadurch steigern ließe, daß deren Reflexionen nochmals als radikale Gegenpositionen zur modernen Geschichtsphilosophie präsentiert werden, die seit 1789 die "Verbesserung der menschlichen Verhältnisse" durch den Menschen verspricht. Wollen sich doch heute vermutlich nur Esoteriker von Baader & Co. den Schrecken einjagen lassen, Geschichte könne "unversöhnt" enden.

Kreuzkirche Dresden. Nachdem nun durch die nationale Solidaritätsleistung die Dresdner Frauenkirche wiederaufgebaut werden konnte, ist das andere die Elbflorenz-Silhouette prägende Gotteshaus, die Kreuzkirche am Altmarkt, etwas in den Hintergrund getreten. Dabei kann diese ebenfalls 1945 zerstörte Kirche mit einem weltberühmten Chor aufwarten (Jürgen Helfricht: Dresdner Kreuzchor und Kreuzkirche. Ein Chronik von 1206 bis heute. Husum Verlag, Husum 2004, 143 Seiten, gebunden, 10,95 Euro).


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