© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/04 02. Januar 2004

Zehn Jahre Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT
Den Lesern verschrieben
Dieter Stein

Vor zehn Jahren war es soweit. Das, was man "Planung" hätte nennen können, wurde abgeschlossen. Am 21. Januar 1994 sollte die erste Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT als Wochenzeitung erscheinen. Die Redaktion, die im Oktober 1993 nach dem Umzug von Freiburg im Breisgau Unterschlupf in einer kleinen Wohnung eines Hauses am Stadtrand von Potsdam gefunden hatte, bestand aus gerade zwei Mann.

Wir dachten damals: Wir gehen mit unserer Monatszeitung von Freiburg ins Zentrum der Macht nach Berlin und machen, einfach so, eine konservative Wochenzeitung. In kritischer Distanz zur in Bonn (damals noch Regierungssitz) angesiedelten Wochenzeitung Rheinischer Merkur warben wir mit dem Wahlspruch: "Rheinisches aus Bonn - Preußisches aus Potsdam".

Daß es aber in Deutschland nicht "einfach so" geht, eine unabhängige, konservative Wochenzeitung vom Stapel zu lassen, war uns nicht bewußt. Wir ahnten es vielleicht. Als damalige Mitt-Zwanziger, dem Gemeinschaftskundeunterricht und Grundstudium erst entschlüpft, nahmen wir die verfassungsmäßig garantierte Meinungs- und Pressefreiheit, die Freiheit der Berufswahl, die Gewerbefreiheit ernst und hielten sie für selbstverständlich garantiert. Das Erlebnis der demokratischen Wende in Mitteldeutschland, der Fall der Mauer war noch frisch und präsent.

Wie fragil in der harten Realität diese theoretisch verbrieften demokratischen Grundrechte praktisch sind, durften wir mit wachsender Intensität erfahren. So wurde zwangsläufig Meinungs- und Pressefreiheit zum Kernthema der JUNGEN FREIHEIT. Immer dann, wenn in den vergangenen Jahren im Rahmen öffentlicher Kampagnen Autoren oder Politiker wegen politisch unliebsamer Äußerungen, die jedoch in einer Demokratie diskutiert werden können müssen, durch "Meinungssoldaten" (Martin Walser) ausgeschaltet werden sollten, sah sich die JUNGE FREIHEIT in der Pflicht, besonders wachsam darüber zu berichten.

Daß diese Wächterfunktion, eigentlich eine ureigene Aufgabe der demokratischen Presse, nicht von Amts wegen mit durchweg guten Zensuren bedacht wird, stand fast zu befürchten. Daß sich die JUNGE FREIHEIT also fast ebenso lange, wie sie als Wochenzeitung erscheint, im Visier des von der SPD verantworteten Verfassungsschutzes des Landes Nordrhein-Westfalen sieht, sagt weniger über diese Zeitung als über die Zustände in diesem Land.

Im Laufe dieses Jahrzehnts ist die deutsche Medienlandschaft an politisch-kulturellen Wochenzeitungen ärmer geworden. Seit 2001 erlebt die ganze Pressebranche zudem eine schwere Krise, von der auch die Giganten des Marktes gebeutelt werden.

Demgegenüber hat sich die JUNGE FREIHEIT allein dem Leser verschrieben. Sie ist von Anfang an eine Leser-Zeitung gewesen und - bis heute - geblieben. Sie wird als Zeitung geschätzt, die noch berichtet, wenn andere bereits begonnen haben zu schweigen und wegschauen. Und das wird auch in Zukunft so sein. 


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