© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/04 02. Januar 2004

Leserbriefe

Zu: "Wer ist 'Wir', Herr Thierse?" von Dieter Stein, JF 52/03-1/04 

Sein dürfen wie Thierse? 

Bundestagspräsident Thierse nennt einfache menschliche Empfindungen, die im Zusammenhang mit dem Holocaust ein Gefühl von Ausnutzung beschreiben, als eines der übelsten Klischees überhaupt. Aus der Sichtweise von Herrn Thierse mag dies so sein. Jedoch für einen Bürger, der in der "Westgesellschaft" groß geworden ist und sich früher überwiegender Meinungsfreiheit erfreuen durfte - eine Meinungsfreiheit, die Thierse vor der Wende nie gekannt hatte -, für einen solchen Bürger stellt sich das "neue Deutschland" (mit einem Geschichtsverständnis von Thierse, Merkel und Rüttgers) eventuell als bedrohlich dar. Unehrlich scheint die Aussage von Thierse: "Wir müssen ohne Angst verschieden sein dürfen - das eint uns in Europa". Wenn wir nur so verschieden sein dürfen wie Thierse, jedoch nicht so wie Hohmann, könnte es kommen, daß wir in Zukunft alle gleich verschieden werden. Kampagnenfähigkeit und Lautstärke dominiert die Wahrheit, der "neue Staat" wird mit Leben erfüllt. Wenn wir oberflächlichen Deutern, die Halbwahrheiten darstellen, jetzt nicht engagiert widersprechen, könnten wir dies in Zukunft nicht mehr dürfen. 

Wolfgang Pfeiffer, Stuttgart

 

 

Zu: "Solides Kerneuropa" von Carl-Gustaf Ströhm, JF 52/03-1/04 

Scheitern ist Glücksfall 

Das Scheitern dieses dilettantischen EU Verfassungsentwurfs ohne Gottesbezug - ein Glücksfall für Europa! Auf primitiven Umwegen wurde versucht, aus einem Staatenbund Europa einen zentralistischen Bundesstaat zu konstruieren und dem unfähigen Bürokratenmoloch Brüssel noch mehr Macht zu geben. Europa hat aber nur eine Chance als Staatenbund "Europa der Regionen" mit zwar gemeinsamer Außenund Sicherheitspolitik, aber mit Zurückführung der Gestaltung der übrigen Lebensbereiche den verschiedenen Bevölkerungsstrukturen entsprechend in die Verantwortung der Regionen. Im übrigen bedarf eine Maßnahme von so elementarer Bedeutung zu ihrer Rechtswirksamkeit eines Volksentscheids. 

Herbert Gaiser, per E-Post

 

 

Zu: "Hinter verschlossenen Türen", Interview mit Ursula Stenzel, JF 51/03 

Tatsachen Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß in Deutschland eine größere Zahl militanter muslimischer Vereine mit Tausenden fundamentalistischen Anhängern existiert. Unsere Nachrichtendienste und der Verfassungsschutz haben Erkenntnisse, die beweisen, daß dort systematisch darauf hingearbeitet wird, Parteien und Institutionen zu "unterwandern" und Europa zum Kalifat zu machen. Die Initiatoren rechnen mit 11 Millionen Muslimen im Jahr 2006 in Deutschland, mit der Zielprojektion von 16 Millionen bis 2011. In Europa gibt es derzeit 22 Millionen Muslime; bis zum Jahr 2040 sollen es 40 Millionen werden. Unter diesem Gesichtspunkt bekommt die Aufnahme der Türkei in die EU mit weiteren 40 Millionen Muslimen besonderes Gewicht. Die Türkei ist kein europäisches Land! Mit der Aufnahme der Türkei wird die EU als administratives Gebilde vollends unregierbar. 

Reinhold Büttner, Nürnberg

 

 

Zu: "Prinzip der verbrannten Erde" von Manuel Ochsenreiter, JF 51/03 

Hier stimmt was nicht Unterliegt die Presse und Medienwelt in der BRD eigentlich komplett der political correctness - wie sonst erklärt es sich, daß man tagtäglich liest, daß zum Beispiel die Schill-Rede im Bundestag fremdenfeindlich war? Hat je einer dieser Redakteure sich mal die Mühe gemacht, diese Rede im gesamten Zusammenhang zu lesen oder zu hören, oder urteilt man bei Schill sofort von vornherein erst einmal negativ? Ist dann unser Kanzler auch ausländerfeindlich, weil er 1997 sagte, daß man straffällig gewordene Ausländer sofort abschieben sollte? Und wieso sollte Ole von Beust sich schon früher des Herrn Schill entledigen, diese angeblichen Skandale hat doch die "unabhängige und überparteiliche" Presse größtenteils selbst inszeniert. Jetzt wird sogar schon die angebliche Kokainaffäre heran gezogen, die von den Medien gepuscht wurde und somit erst zu einer Affäre wurde. Natürlich hat Herr Schill Fehler gemacht, aber nennen Sie mir einen Politiker, dem so etwas nicht passiert ist und der es sogar aus Machtkalkül und nicht aus Unerfahrenheit getan hat. 

Sven Hauke Ericksen, Ganderkese

 

 

Zu: "Natur und Ökolandbau in Gefahr" von Matthias Seegrün, JF 51/03 

Verstand abgegeben Die diese britische Studie umrahmenden Klimavorhersagen bestätigen das Eingeständnis der Forschungsgemeinschaft, daß sie praktisch keine Ahnung hat, wie "Klima" funktioniert. Da Selbsterkenntnis der erste Weg zur Besserung ist, dürfen wir hoffen, daß die abstruse Vorstellung von der Erde als Treibhaus bald zu den Akten gelegt wird, zumal das Ziel der Treibhauserfinder (die Ökosteuer) ja erreicht ist und die Klimakatastrophenpolitik der Grünen bald zu einem schwunghaften Handel mit Emissionsrechten führen wird. Außer Georg W. Bush und Wladimir Putin scheinen alle Politiker ihren Verstand bei Jürgen Trittin angeliefert zu haben. Eine Zumutung ist auch die "Beweisführung" britischer Wissenschaftler, daß genetisch modifizierte Kulturpflanzen einen negativen Einfluß auf die Artenvielfalt haben. Der nachgewiesene Einfluß ist auf die verwendeten Unkrautmittel zurückzuführen und würde bei mechanischer Unkrautbekämpfung (Handhacke) genauso eintreten. Die genetisch modifizierten Mais-, Zuckerrüben- und Rapspflanzen sind daran völlig unschuldig. 

Dr. Jakobus Luettner, Limburgerhof

 

 

Zu: "Immer totalitäreres Klima" von Dieter Stein, JF 50/03 

Mit Dynamit hantiert Edmund Stoiber und Angela Merkel haben hier völlig zu Recht einen scharfen Trennstrich gezogen. Die Rede von Herrn Hohmann ist gemeingefährlich dumm. Sie ist es nicht nur im politischen Sinn - damit könnte ich gut leben, wenn sie inhaltlich gerechtfertigt wäre. Sie ist vor allem inhaltlich dumm. Die naive Schlußsentenz: Die Verbrechen des zwanzigsten Jahrhunderts sind die Folge des Abfalls von Gottes Geboten. Wer sich nur ein wenig mit der Geschichte der christlichen Religion beschäftigt muß konstatieren, daß es jede Menge Verbrechen im Namen Gottes gegeben hat. Der Hinweis auf den hohen Anteilvon "Juden" bei der Durchsetzung der russischen Revolution und bei der Tscheka ist völlig einseitig. Der Anteil ist seit 1938/39 schlagartig gefallen. Wie hoch war der Anteil der Juden bei den Opfern? Der Sozialismus war ein jüdischer Traum - aber nicht in der Stalinschen Variante. Vollends unmöglich wird die Rede in ihrem Bezug auf Henry Ford - einen bekennenden Antisemiten. Was soll das? Er hätte genauso aus dem Handbuch des Antisemitismus zitieren können. Herr Hohmann hat mit Dynamit hantiert, ohne daß er damit umgehen kann. Er selbst verkörpert die Krankheit,die er heilen will. Wenn er gesagt hätte: Unsere politische Führung kann sich nicht endlos mit den zwölf schwarzen Jahren beschäftigen, sondern muß die Zukunfstaufgaben anpacken - dann hätte er das anders ausführen und begründen müssen. In der vorliegenden Form muß die Rede muß m.E. von Juden als antisemitisch empfunden werden. 

Dr. Wolfgang Jacobi, per E-Post

 

Unklare Stimmen 

Zu Recht stellt Dieter Stein fest, daß die Parteien die Demokratie verlassen. So verhindert die CDU eine Diskussion im Fall Hohmann, und nicht anders hatte es die FDP im Fall Möllemann gehandhabt. Ein guter Bekannter, der wohl stets die CDU/ CSU wählte, ist sich darüber unklar, wem er bei der nächsten Wahl seine Stimme geben soll, und glaubt, daß er wohl als nächstes nur noch radikaler wählen könne. Vox populi? Das könnte diesen Parteien eventuell viele Stimmen bringen! DR. HANS DOERNER, BAD KISSINGEN Nur nichts sagen! Deutsche erfreuen sich heute der größten nur denkbaren Freiheit: falls es beim Denken bleibt und man nichts laut werden läßt. 

Dr. Tilmann Leidig, Heidelberg

 

 

Zu: "Moralisch brüchig" von Doris Neujahr, JF 50/03 

Man "wurde eingetreten" Wenn man Walter Jens nachsagt, er sei NSDAP-Mitglied gewesen, ohne es zu wissen, so ist das durchaus stimmig. Ich bin selbst Jahrgang 1922 und weiß noch sehr genau, wie das damals gehandhabt wurde. Ich gehörte erst sehr spät dem BdM an, da mein Vater Stahlhelmer war. Ich mußte also auch noch am Sonnabend zur Schule gehen, während die HJ-Angehörigen sonnabends zum "Dienst" gingen. Schließlich hörte der sonnabendliche Schulbetrieb auf, und wir mußten alle in die HJ. Wir 1922er waren überhaupt die Versuchskaninchen. Wir waren der ersten Jahrgang, der automatisch mit 18 - geschlossen - in die Partei "eingetreten wurde". Es kann also durchaus sein, daß Walter Jens davon gar nichts wußte. Ich bin um die Parteizugehörigkeit herumgekommen, weil ich mich, als ich 18 wurde, freiwillig in den weiblichen Arbeitsdienst gemeldet habe. Aber auch da war meine Freiwilligkeit überflüssig, denn wir waren der erste weibliche Jahrgang, der "gezogen" wurde. Und als wir dann das halbe Jahr RAD hinter uns hatten, wurden wir "pflicht-übernommen" in den "Kriegshilfdienst". Ich hatte mich für eine Ausbildung zur Schulhelferin beworben und wurde auf meinen Antrag nach drei Monaten aus dem Kriegshilfsdienst entlassen, um die Ausbildung in Hirschberg zu machen. Dann gingen nach Hinterpommern und war damit aus den Akten entschwunden. Während die Partei die Antragsformulare nachschickte, wenn man umzog, hielt sie sich bei Angehörigen des RAD oder der Wehrmacht sehr zurück. Die konnten nicht so gut mit der Partei. 

Annemarie Kirsche, Salzgitter

 

 

Zu: "Vorbild und ein bißchen Held" von Heino Bosselmann, JF 50/03 

Folgen der Unbildung Bevor ich 1981 pensioniert worden bin, hatte ich noch einen positiven Erfolg: ich konnte verhüten, daß aus unserer Hauptschule eine "rote Zelle" wurde. Die entsprechend eingestellten Lehrkräfte ließen sich versetzen. Mit ihrer Einstellung hätten sie gern zielstrebiges Lernen verhindert - Beliebigkeit des Schülers Lernbereitschaft waren ihr Hauptanliegen. Bei einer Lehrerveranstaltung gab sich ein Dozent eindringliche Mühe, angesichts des schlechten Abschneidens seiner Schüler beim Pisa- Test der Lehrerschaft nahezulegen, auf intensives Lernen Wert zu legen. Die Gruppe der 68er Lehrer und Dozenten stand auf: "Wir wollen weiter so unterrichten wie bisher." Die Folgen haben Politik und Wirtschaft zu spüren bekommen - auch heute noch. Bevor wir die Unternehmer für die Nichtausbildung von Lehrlingen bestrafen, sollte auch die Politik die Verhältnisse an vielen Schulen kennenlernen und ändern!

Helmut Schneider, Kreuztal

 

 

Zum Pro & Contra "Antidiskriminierungsgesetz europaweit einführen?", JF 49/03 

Es geht ums Geld Wie es mit dem bundesdeutschen Christentum steht, sieht man. Ausgerechnet ein Baptistenpastor macht sich für das Antidiskrimierungsgesetz stark und empört sich darüber, daß zur Zeit Homosexuellen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung gekündigt werden könne. Er sollte sich lieber darüber aufregen, daß die Sünde der praktizierten Homosexualität in unserer Gesellschaft salonfähig geworden und sogar durch Homoehe usw. gefördert wird. Allerdings wird schnell deutlich, weswegen Lütz ein solches Gesetz wirklich will: "Kleine Kirchen", so jammert er, bleibe der "Zugang zu staatlich finanzierten theologischen Fakultäten" verwehrt. Daher weht also der Wind: Es geht, wie meistens im freikirchlich-ökumenischen Pseudochristentum, allein ums Geld. Lütz ist schließlich Beauftragter der Freikirchen bei der Bundesregierung, das heißt Lobbyist, der darauf zu achten hat, daß die Kasse stimmt. 

Manuel Peters, Köln

 

 

Zu: "Eltern bevorzugt" von Paul Rosen, JF 49/03 

Einseitige Berichterstattung Die andauernden Berichte über kinderlose Ehepaare sind ein Musterbeispiel für einseitige Berichterstattung. Es wird diesen Ehepaaren mehr oder weniger Vorsatz unterstellt und suggeriert, durch dieses Leben ohne Kinder seien sie auf der Sonnenseite des Lebens angesiedelt. Daß durch die Zahlungen in Steuerklasse 5 und den zweifachen Krankenkassenbeitrag das jetzige Steuersystem erst ermöglicht wird, bleibt unerwähnt. Unser Problem ist keinesfalls die geringe Geburtenrate. Die hohe Arbeitslosenquote ist der Hauptgrund unserer Schwierigkeiten. Gäbe es sie nicht, bräuchten wir über Renten- und Krankenkassenprobleme kein Wort zu verlieren. Ein weiterer Grund ist die Abwanderung deutscher Wissenschaftler ins Ausland. Laut der Tageszeitung Die Welt haben mehr als 4.200 Wissenschaftler ein Dauervisum für die USA. Auf der anderen Seite haben wir durch unsere Gesetzgebung die Möglichkeit geschaffen, daß eine zu große Zahl beruflich nicht ausreichend qualifizierter Menschen in Deutschland Unterschlupf finden konnte. Die zu große Zahl dieser Personen belastet dauerhaft die Sozialkassen. Das dies alles selbst ein Industriestaat nur eine Zeitlang verkraften kann, sehen wir heute. 

Horst Schmidt, Naghäusel

 

 

Der Verfall sämtlicher Ideale droht Liebe ist Liebe  Christophe Réveillard, JF 49/03 

Nach dem Autor sind homosexuelle Partnerschaften per se "abartig". Dies bezieht sich nicht auf rechtliche Belange. Bei hetero- wie bei homosexuellen Beziehungen/ Partnerschaften geht es im gleichen Ausmaß um Liebe. Liebe zwischen zwei Menschen. Es gibt keine "gute" und keine "schlechte" Liebe. Liebe ist Liebe. Eine auf gegenseitig empfundener Liebe basierende Zusammengehörigkeit gleichgeschlechtlichter Menschen als "abartig" zu bezeichnen, ist abartig, da man hier das Prinzip Liebe selbst angreift, das gottgegeben ist. Es ist nun einmal gegeben, daß sich auch Menschen des gleichen Geschlechts lieben, was dies zu einem Bestandteil der Schöpfung macht. Wer dies anzweifelt, zweifelt "Gottes Werk" an. Homosexualität ist eine unter allen Umständen und zu allen Zeiten gleichbleibend stark vertretene Neigung in allen Gesellschaften. Schwul zu sein macht mich nicht zu einer Witzfigur, nicht zu einer Mißgeburt - es macht mich zu gar nichts. Zudem haben - wie auch an der bisherigen Resonanz ablesbar - "durchschnittliche" Homosexuelle wenig Interesse an der "Ehe", gerade weil dies eine nur zu Recht als zweigeschlechtlich empfundene Institution ist, die dem eigentlichen Wesen des schwul/lesbisch Seins aufs Gröbste zuwider läuft. Durch die Kopie heterosexueller Verhaltensmuster würde ich mich nur selbst lächerlich machen. 

Ralf Paulus, Rinteln

 

 

Zu: "Sein Sieg" von Doris Neujahr, JF 49/03 

Willen bekräftigen! 

Trotz "seines Sieges" und trotz uns nicht wohlgesonnener Abgesänge: Das Fortbestehen des deutschen Volkes und seiner Nation liegt im Vermächtnis und der Tradition unserer Vorfahren - als Verpflichtung für die nachfolgenden Generationen. Dies nachhaltig bewußt zu machen, ist der Weg dazu, bekräftigt mit dem Willen "Wir sind das/ein Volk" von 1989/90. Der nun zehnjährigen Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT ist Dank dafür zu sagen, sich dieser Aufgabe besonders verpflichtet zu haben. REIMAR GÖTTSCHING, BONN Zur Klage der JF gegen den NRW-Verfassungsschutz Macht und Fleischtöpfe Die "neue" Rechte ist bestimmt keine Gefahr für das deutsche Volk, aber für diesen Personenkreis, der sich Deutschland zur Beute gemacht hat, und das wissen auch diese Staatsschmarotzer. Es geht diesen Zeitgenossen nicht um das Wohl unseres Landes, sondern um ihre Macht und um ihre Fleischtöpfe, die sie bei einem Systemwechsel der politischen Macht bestimmt verlieren werden. Außerdem fürchten unsere Volksvertreter wie der Teufel das Weihwasser, daß ihre Schandtaten und Machenschaften aufgedeckt werden und sie sich dafür vor dem deutschen Volk verantworten müssen. 

Dieter Schütz, München


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