© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/04 09. Januar 2004

Meldungen

Träume von einer Weltmacht Europa

SEELZE. Vielleicht bereitet sich in der "Mitte der Gesellschaft" ja tatsächlich ein Bewußtseinswandel vor, den Wolfgang Thierse fortwährend als "rechtsradikal" denunziert, der in Wirklichkeit aber ganz andere Inhalte aufweist, von deren gleichwohl systemsprengender Kraft der omnipräsente Bundestagspräsident aber nichts ahnt. So meinte vor kurzem die Schauspielerin Katja Riemann, Europa könne "Amerika komplett lahmlegen", wenn die Europäer genug "Zivilcourage" bewiesen, um nicht in schlechte Hollywood-Filme oder zu McDonald's zu gehen. In dieselbe Richtung zielte wohl Jürgen Habermas' Aufruf zur Erneuerung Europas, den er zusammen mit Umberto Eco und Jacques Derrida zum Ende des Irak-Kriegs in sieben großen europäischen Zeitungen veröffentlichte. Der Erziehungswissenschaftler Andreas Flitner knüpft nun an dieses Manifest an, wenn er glaubt, ein neues "Europabewußtsein" einfordern zu müssen (Neue Sammlung, 4/03). Daß sein Aufsatz kurz vor dem gescheiterten Brüsseler "Verfassungsgipfel" erschien, konterkariert den optimistischen Grundton seiner Wortmeldung in recht peinlicher Weise. Flitner möchte das europäische Gemeinschaftsgefühl in einer weltpolitischen Verpflichtung verankern. Aufgabe und Verantwortung Europas, aus der sich die "Identität" seiner Bürger dann entwickle, sei es, eine "kooperativ-rechtlich orientierte Politik" zu treiben, die ein Gegengewicht zur "hegemonial-machtpolitisch ausgerichteten Weltpolitik" nach US-Muster bilden müsse. An einer "rechtlich orientierten Weltpolitik" könne Europa eigentlich nur noch durch sich selbst aufgehalten werden, vor allem durch die von Habermas favorisierte "Kernstaaten"-Lösung, die allzu offenkundig ökonomischem Effizienzdenken Rechnung trage, so daß sich in diesem "Europa der zwei Geschwindigkeiten" kein europäisches Gesamtbewußtsein ausbilden könne.

 

Hier kann sich keiner mehr verstecken

BERLIN. Einen neuen Magnetresonanztomographen hat die Firma Siemens Medical Solutions entwickelt. Das Modell Magnetom Avanto zeichnet sich dadurch aus, daß die Patienten bislang nur zwölf statt zwanzig Minuten im Kernspingerät zudem durch die "Total Image Matrix Technology" (TIM) mit besserer Bildqualität durchleuchtet werden. Bei der Computertomographie (CT) wie bei der Magnetresonanztomographie (MRT) spricht man auch vom "Scannen" des Körpers. Allerdings ist die MRT mittlerweile deutlich leistungsfähiger. Mit ihr läßt sich weiches Gewebe wie Knorpel und Sehnen oder Arterien besser darstellen. Vor allem in der Hirnforschung wirkt diese Eigenschaft bereits revolutionierend. Zudem belastet das Gerät weder durch radioaktive Strahlen noch durch jodhaltige Kontrastmittel. Das Prinzip der MRT beruht auf der magnetischen Eigenschaft der Wasserstoffatomkerne im menschlichen Körper. Vom Gerät wird ein Magnetfeld erzeugt, auf das der Wasserstoff sich ausrichtet. Mit einem zweiten Hochfrequenzgerät werden die "Magneten" kurzfristig aus ihrer Bahn abgelenkt. Beim Zurückschnellen senden die Atomkerne bestimmte Signale aus. Diese werden in verschiedenen Grautönen dargestellt - und ergeben ein Bild der inneren Organe.


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