© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/04 09. Januar 2004

Blick in die Medien
Versaut
Steffen Königer

Seit 40 Jahren gibt es im Zweiten Deutschen Fernsehen von allen heißgeliebte kleine Wichtel, die mit einem "Gutnaaaaaabnd!" den Zuschauer begeistern. Die Mainzelmännchen waren eine willkommene Abwechslung vor den Nachrichten und ein netter Pausenfüller - lange, bevor "Kaufanregungen" auch den schönsten Film in Stücke rissen. Was die Antons, Bertis, Connis, Dets, Edis und Fritzchens so konnten, zeigten sie in über 40.000 Filmchen. Die bis drei Sekunden langen Filmsequenzen werden immer als nette Stücke zwischen zwei Werbespots geschoben, dürfen dabei aber nicht von der Werbung ablenken. Seit ihrer Erfindung 1964 durchliefen die Mainzelmännchen vier Entwicklungsstufen. Anfangs waren sie schwarzweiß, 1967 wurden sie farbig, und 1980 sowie 1990 wurden kleinere optische Änderungen vorgenommen. Doch nun hat man die Mainzelmännchen "in Richtung des Manga-Trickfilms" entwickelt. Jetzt ähneln sie mehr den Null-acht-fuffzehn-Helden der japanischen Trickfilmindustrie. Chefzeichner Jürgen König, der seit der Erfindung der Mainzelmännchen für die Fernsehspots zuständig ist, gibt sich trotzdem begeistert: "Sie wirken irgendwie frischer, fröhlicher und viel frecher." Und vor allem politisch korrekter, denn was früher (und wahrscheinlich einzig den Programmachern) fehlte, war die Multikultur. Jedenfalls sind jetzt auf einmal ausländische Mainzelmännchen zu sehen. Ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Quote auch hier Einzug hält - schließlich muß es ja wohl auch Mainzelfrauchen geben!


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