© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/04 23. Januar 2004

10 Jahre JF
Warum eine Satire-taz?
Dieter Stein

Die JUNGE FREIHEIT ist seit zehn Jahren eine Wochenzeitung. Warum machen wir zu diesem ehrwürdigen Datum mit einer Satire über die Berliner Tageszeitung taz auf? Gibt es nichts Wichtigeres? Leiden wir unter einer manischen Fixierung auf dieses einst linksradikal-alternative Blatt?

Zunächst muß einmal unumwunden eingestanden werden, daß die taz mit ihrer Gründung 1979 eine Bresche im deutschen Journalismus geschlagen hat. Sie war die erste verlagsunabhängige Neugründung einer Tageszeitung seit Bestehen der Bundesrepublik. Die taz war eine Provokation gegen den von einem halben Dutzend Großkonzernen dominierten deutschen Zeitungsmarkt.

Vor der Entscheidung zur Wochenzeitung wurde immer wieder im Kreise der Redakteure über die taz diskutiert. Warum gelang es einem linksintellektuellen Milieu, eine alternative Tageszeitung zu installieren, warum aber nicht einem rechtsintellektuellen? "Man hat hier von Hause aus Probleme mit dem Spontanen und dem Improvisierten." Hatte Karlheinz Weißmann recht, fragten wir uns, als er diesen Satz 1988 in Criticón geschrieben hatte.

Die Idee der JUNGEN FREIHEIT und die Idee der Wochenzeitung entstanden in Freiburg im Breisgau, wo die JF 1986 gegründet worden ist und bis 1993 ihren Sitz hatte. Nicht zufällig ist Freiburg eine der größten Hochburgen der grünalternativen Szene gewesen, die das Milieu der taz bildete. Freiburg hat heute einen grünen Oberbürgermeister, in der Innenstadt sind die Grünen die stärkste Partei.

Den "Marsch durch die Institutionen" der 68er, die Installation des "rot-grünen Projekts", daran hat die taz einen respektablen Anteil. Doch allerspätestens mit der Regierungsübernahme durch Schröder und Fischer hat sich das einst linksoppositionelle Blatt in eine betuliche Zeitung verwandelt, als Regierungsblatt Deutschlands schlechthin mußte sie zu einem angepaßten Blatt werden. Die taz muß man deshalb kritisieren, weil sie mit den von ihr propagierten Ideologien und dem von ihr symbolisierten Umwertung der Werte für die dramatische Krise steht, in der sich Deutschland befindet.

Die taz, die einmal als Verteidigerin der Pressefreiheit angetreten ist, hat sich inzwischen zu einer der penetrantesten Gouvernanten der political correctness in Deutschland gewandelt. Zudem hat sie eine schamhaft verschwiegene und nicht bewältigte Vergangenheit. Ihre enge Liaison mit dem gewalttätigen Linksextremismus: Noch bis Mitte der neunziger Jahre publizierte die taz großflächig Bekennerschreiben terroristischer Kommandos. Viele Anschläge bekamen erst ihren propagandistischen Sinn, weil die taz diese Propagandaerklärungen anstandslos druckte. So auch das Bekennerschreiben der Terrorgruppe, die 1994 die Druckerei der JF überfallen und in Brand gesetzt hatte. Die taz hat sich 25 Jahre als Tageszeitung, die JUNGE FREIHEIT zehn Jahre als Wochenzeitung behauptet. Der Kampf um mehr Presse- und Meinungsfreiheit ist nicht leichter geworden.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen