© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/04 30. Januar 2004

Marktschreier
von Jens Jessen

In Frankreich sind unterfinanzierte, schlecht ausgestattete Universitäten ebenso Realität wie einige wenige Elitehochschulen, die vom Staat finanziell bis an die Sättigungsgrenze gefüttert werden. Die Forschung findet nur noch an den Eliteeinrichtungen statt und in der Wirtschaft. Frankreich ist mit seiner Hochschulpolitik in eine brisante Schieflage geraten. Die Forderungen werden immer lauter artikuliert, Forschung und Lehre wieder miteinander zu verknüpfen und sich dabei an dem deutschen Hochschulsystem zu orientieren.

Die Bundesregierung will jetzt den französischen Weg gehen. Alle Universitäten werden angewandte Wissenschaften vermitteln, um dem ökonomischen Prinzip Rechnung zu tragen. Wenige Elitehochschulen sollen hochsubventionierte Forschung betreiben. 40 Prozent eines Jahrgangs, so forderte die SPD in Weimar, werden eine akademische Ausbildung absolvieren. Das Niveau der Ausbildung muß sinken, um die Zugangsbarrieren überwindbar zu machen. Die SPD-Biederfrau Edelgard Bulmahn und der SPD-Biedermann Gerhard Schröder verkaufen ihre bildungspolitischen Initiativen wie Marktschreier - allerdings tun diese das nicht auf modisch-affige Art mit Anleihen aus dem Englischen. Solange Primär- und Sekundarstufe in den Schulen nicht in der Lage sind, eine ausreichende naturwissenschaftliche Grundausbildung sowie Rechtschreibung und Grammatik zu vermitteln, sind Eliteuniversitäten potemkinsche Dörfer. Wer Spitze will, muß Breite fördern. Das aber kostet Geld. Es ist Zeit in Deutschland für eine Bildungspolitik aus einem Guß.


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