© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/04 30. Januar 2004

Offene Fragen
von Franz Uhle-Wettler

Die alte Bundeswehr war zur Abschreckung sowie zur Verteidigung gegen die Panzermassen des Warschauer Paktes bestimmt, gegliedert und ausgerüstet. Doch der Warschauer Pakt ist längst tot. Endlich will nun Verteidigungsminister Peter Struck die Konsequenzen ziehen. Er will, wie fast alle westlichen Politiker, die Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren Interventionstruppe umbauen. Der Ur-Auftrag jeder Armee, Schutz des Heimatlandes, gilt als überholt. Zu Recht. Sogar Polen und Frankreich haben erreicht, was sie zum Teil jahrhundertelang gegenüber Deutschland anstrebten. Deshalb drohen sie nicht mehr, uns anzugreifen.

Allerdings bleiben viele Fragen offen: Wehrgerechtigkeit bei geringstem Bedarf an Wehrpflichtigen? Was wird also aus der Wehrpflicht? Was wird aus den Hoffnungen der Soldaten auf Aufstieg und größere Verantwortung in einer geschrumpften Armee? Was wird aus der Rüstungsindustrie? Werden die Bundesbürger jährlich 25 Milliarden für eine Armee zahlen, die nur verhindern soll, daß fernste und verfeindete Völker (neudeutsch Ethnien) sich bekriegen? Was wird aus den kostspieligen Versprechungen an Nato und EU, mehr Personal und Material für eine Europäische Verteidigungsfähigkeit zu stellen? Dennoch: Endlich packt jemand die Probleme an. Allerdings: Wer könnte Strucks Weg kundig und kritisch begleiten? In den Parteien ist kaum jemand zu sehen. Beschäftigung mit solch essentiellen Fragen gilt wohl als unfein.


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