© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/04 30. Januar 2004

Euro wechseln ist nicht leicht
Wie Eckhard Henscheid einmal zum finanziellen Überleben eines Frankfurter Wasserhäuschens beitrug
Werner Olles

Zu den schlimmsten Greueln der smartie-bunten Spaßgesellschaft mit ihrer Mischung aus Selbstbetrug und ordinärer Roßtäuscherei gehört ihre völlige Humorlosigkeit - es sei denn, man hält Billig-Klamauk und Primitiv-Comedy für Witz und Humor. Inmitten dieses Ozeans aus Kitsch, Polemiksimulation und öffentlich-rechtlich bezuschußter Stimmungsmache gibt es jedoch - dem Himmel sei Dank - immer noch Lichtblicke, die hoffen lassen. Wenn sich zum Beispiel zwei bekannte Schriftsteller wie Eckhard Henscheid und Martin Mosebach zusammentun, um im Historischen Museum zu Frankfurt am Main unter dem Motto "Es lebe das Wasserhäuschen!" eine Hommage an jene spezielle Frankfurter Institution zu präsentieren, dann darf man dies ohne zu übertreiben als "Sternstunde" bezeichnen. Wobei die Wasserhäuschen - für alle Nicht-Frankfurter: das sind Kioske, an denen man von frühmorgens bis spätabends Zigaretten, Zeitungen und Süßigkeiten, vor allem aber Alkoholika jeglicher Art kaufen und an den kleinen Fenstertheken auch konsumieren kann - in Frankfurt eine lange Geschichte haben und noch mehr Geschichten erzählen können.

Das übernahmen dann aber die beiden Dichter, wobei sich besonders Henscheid als ausgewiesener Fachmann für sämtliche relevanten Wasserhäuschen-Fragen präsentierte. Mehrmals im Jahr treffe er sich mit Freunden vor einem solchen. Allein aus Zeitmangel sei ihm das leider "nicht so oft möglich, wie es wünschenswert wäre", doch erst vor ein paar Tagen habe er wieder mal bei einer Trinkhalle "nach dem Rechten geschaut". Seinen Hundert-Euro-Schein konnte der sturzbetrunkene Inhaber dann zwar nicht mehr wechseln, so daß er, Henscheid, die Transaktion selbst übernommen habe. Daheim stellte er dann allerdings fest, daß er sich deutlich zu wenig herausgegeben hatte. Doch zumindest die Zukunft des Wasserhäuschens scheine ihm "auf diese Weise gut gesichert".


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