© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/04 06. Februar 2004

Kein biblisches Land
von Ivan Denes

Ariel Scharons Ankündigung, Pläne für den Abbau der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen auszuarbeiten, hat Aufsehen erregt. Die meisten Kommentatoren bezweifeln die Aufrichtigkeit des israelischen Premiers. Doch sie übersehen dabei Scharons beiläufige Bemerkung, daß historisch gesehen in Gaza nie Juden gelebt hätten. Scharon hat in bezug auf die historischen Rechte der Israelis, das biblische Land - Judäa und Samaria, nicht aber Gaza - zu besiedeln, felsenfeste Überzeugungen. Jetzt geht es um 17 Siedlungen und etwa 7.500 Siedler (von insgesamt fast 200.000), die sich aber vehement dem Plan widersetzen werden - ungeachtet der enormen Kosten, die ihr Schutz verursacht. Hinzu kommt nun die Drohung von Scharons rechten Koalitionspartnern, sein Kabinett zu verlassen.

Doch die Opposition kann den Plan in der Knesset aus ideologischen Gründen nicht blockieren, die Arbeiterpartei könnte sogar erneut in die Koalition eintreten. Zur Erinnerung: Als Likud-Premier Menachem Begin 1979 den Friedensvertrag mit Präsident Anwar el-Sadat unterschrieb und den Sinai an Ägypten zurückgab, weigerten sich die Siedler der neugebauten Stadt Yamit, ihre neue Heimat aufzugeben, und kündigten erbitterten Widerstand an. Begin schickte den Ex-Panzergeneral Scharon, der dann eisern die höheren politischen Interessen des Landes gegen den Willen der Siedler durchsetzte. Daher kann es kaum Zweifel daran geben, daß - falls Scharon zur endgültigen Überzeugung gelangt ist, daß Israel in Gaza nichts verloren habe - die dortigen Siedlungen tatsächlich aufgegeben werden.


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