© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/04 06. Februar 2004

Daß es nie zu Ende geht
Filmgeschichte: Zum Tod des Schauspielers O. W. Fischer
Thorsten Thaler

Im Fragebogen dieser Zeitung hat der Schauspieler O. W. Fischer vor drei Jahren auf die Frage, welche Bedeutung der Tod für ihn habe, geantwortet, er habe eigentlich nie geglaubt, daß es ihn gibt. "Wir ändern nur unsere Gesichter." Und die Frage, woran er glaube, beantwortete er mit dem Halbsatz: "Daß es nie zu Ende geht." Jetzt ist es für ihn doch zu Ende gegangen, jedenfalls das irdische Dasein. Am vergangenen Donnerstag starb O. W. Fischer im Alter von 88 Jahren in einem Krankenhaus in Lugano. Seit seinem Rückzug vom Film in den sechziger Jahren hatte er im Tessin gelebt.

Otto Wilhelm Fischer wurde am 1. April 1915 in Klosterneuburg bei Wien als Sohn eines Juristen und späteren Hofrats der niederösterreichischen Landesregierung geboren. Nach dem Abitur und einigen Semestern an der Universität Wien nahm er ab 1936 Schauspielunterricht am Max-Reinhardt-Seminar. Er kam nach ersten Engagements am Theater in der Josephstadt und den Münchner Kammerspielen zum Deutschen Volkstheater in Wien, wo er von 1938 bis 1944 zum Ensemble gehörte. Nach dem Krieg war er bis 1952 Mitglied des Burgtheaters. In der Ära des bundesdeutschen Wirtschaftswunders avancierte O. W. Fischer zum Kino-Liebling.

Neben Curd Jürgens zählte Fischer, der mit Maria Schell und Ruth Leuwerik Liebespaare spielte, zu den bestbezahlten Schauspielern der fünfziger Jahre. Er drehte über 40 Filme, darunter so unvergeßliche Streifen wie "Ludwig II.", (1954) und "Hanussen" (1955), beide mit Klaus Kinski an seiner Seite. 1957 scheiterte ein bereits vertraglich zugesichertes Hollywood-Engagement Fischers, im Jahr darauf kamen "Peter Voß, der Millionendieb" und "Helden" (1958) ins Kino. 1961 drehte er "Es muß nicht immer Kaviar sein" mit Senta Berger als Partnerin und zwei Jahre später "Frühstück im Doppelbett" mit Lilo Pulver.

Bereits Mitte der sechziger Jahre kehrte Fischer nach und nach dem Kino den Rücken zu, spielte aber noch Theater, zum Beispiel in Hofmannsthals "Der Schwierige" bei den Salzburger Festspielen 1967, und trat gelegentlich im Fernsehen auf. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören auch vier Bundesfilmpreise.


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