© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/04 13. Februar 2004

Frisch gepresst

Agnes Miegel. Man muß der Verfasserin einer handlichen kleinen Einführung in das Werk der ostpreußischen Dichterin Agnes Miegel recht geben: Die aktuelle Berücksichtigung unter dem Aspekt "Nazi-Literatur" wird ihr "keinesfalls gerecht". Es geht aber auch nicht an, ins andere Extrem zu verfallen und, wie Marianne Kopp dies tut, hier von bloßer "Vereinnahmung" zu reden, da Agnes Miegel nicht nur - etwa von politisch einschlägig engagierten Bewunderern wie Karl Plenzat - als poetische Exponentin der NS-Weltanschauung "Vereinnahmung" passiv erduldete, sondern - was ganz unbestreitbar ist - mit einer ausufernden Vortragstätigkeit und vielen Gelegenheitstexten aktiv "ihren" Gauleiter Koch unterstützte. Speziell im Kapitel "Heimat" hätte man unter Einbeziehung des 1944 noch publizierten Gedichtbandes "Mein Bernsteinland und meine Stadt" gern etwas zu diesem Werkaspekt vernommen (Agnes Miegel. Leben und Werk. Husum Verlag, Husum 2004, 127 Seiten, Abbildungen, 6,95 Euro).

Prinz Eugen. Bereits 1979 veröffentlichte Wolfgang Oppenheimer sein Werk über Eugen von Savoyen, welches nun in neuer Auflage mit einem Vorwort von keinem Geringeren als Otto von Habsburg vorliegt. Dabei betont der Verfasser die bisher hinter seiner als Feldherr und Türkenbezwinger eher verblaßte Rolle des "Baumeisters Europas". Leider wurde in der präzisen und lesenswerten Betrachtung des Neffen Kardinal Mazarins und seines Wirkens für den größten Gegner "seines" Königs Ludwig XIV. auf der europäischen Bühne - die Habsburger - versäumt, die wissenschaftliche Literatur der vergangenen 25 Jahre zu berücksichtigen bzw. die Ausgabe dahingehend zu überarbeiten (Prinz Eugen von Savoyen - Feldherr und Baumeister Europas. Amalthea Verlag, Wien 2004, 336 Seiten, 22 Euro).

Bruder bei der SS. Rekonstruktion der Geschichte an Äußerlichkeiten und scheinbaren Banalitäten - seit Kempowski kennen und schätzen wir dieses Verfahren. Der Berufsschriftsteller Uwe Timm hat sich den Fall seines älteren Bruders vorgenommen, den er kaum kennengelernt hatte. Er stirbt 1943 in einem Lazarett in der Ukraine. Die Spannung hält sich in Grenzen, denn richtig "böse" ist der Kriegsfreiwillige der Waffen-SS offenbar nie gewesen (Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, 160 Seiten, gebunden, 16,90 Euro).


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