© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/04 19. März 2004

Frisch gepresst

Alain de Benoist. Am 11. Dezember 2003 feierte ein französischer Philosoph seinen 60. Geburtstag, der aus deutscher Sicht den französischen Rechtsintellek-tualismus geradezu personifiziert: Alain de Benoist. In der Festschrift, die jetzt zu Ehren des französischen Denkers erschien (Liber Amicorum Alain de Benoist, Les Amis d'Alain de Benoist, Paris 2004, 298 Seiten, 28 Euro), sind jedoch auch die zahlreich versammelten Gutwilligen, Freunde und Weggefährten de Benoists nicht bereit, das am Konzept des europäischen Widerlagers gegen die US-Hegemonie geschärfte geopolitische Profil seines Lebenswerks heller zu beleuchten. Die meisten Beiträge, zumal die der deutschen Gratulanten Marieluise Christadler, Henning Eichberg, Wigbert Grabert, Günter Maschke, Armin Mohler (posthum) und Dieter Stein, docken dort bei de Benoist an, wo er auf innereuropäische Themata weist, wobei Eichberg die Gelegenheit nutzt, sogar auf die Vergeblichkeit des Kampfes der "Nouvelle Droite" um die vielzitierte "kulturelle Hegemonie" aufmerksam zu machen. In einer Hinsicht ist dieser Band jedoch ein Beleg dafür, daß in Frankreich das kulturelle Milieu solchen "Kampf" eher begünstigt als bei uns: Während in deutschen Tagungsbänden und Festschriften fremdsprachige Beiträge immer seltener übersetzt werden, kann diese Freundesgabe nur lesen, wer die Muttersprache des Geburtstagskindes spricht.

Frauen und Gesundheit. Ein Trend auf dem Büchermarkt ist zur Zeit die Medizinerschelte. Zu den umstrittensten Therapien gehören dabei die Hormongaben an Frauen in den Wechseljahren. Früher sind Frauen auch ohne Hormone alt geworden, damit hat die Autorin Sylvia Schneider sicher recht. Aber läßt sich daraus "das große Geschäft mit der Angst der Frauen" ableiten? Für Schneider ähnelt diese segensreiche Wissenschaft mittlerweile einer "Goldgrube" für Frauenfeinde beiderlei Geschlechts. Auch die Krebsvorsorge ist ins Gerede gekommen. Gerade beim Brust- und Gebärmutterkrebs füllt die Angst regelmäßig die Wartezimmer. Schneider glaubt mehr an die Kraft des positiven Denkens und einer gesunden Ernährung als an frühzeitige Operationen. Aus natürlichen Vorgängen wie weibliche Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft, aber auch Unfruchtbarkeit, Sexualität und Menopause machen Gynäkologen immer neue Probleme, um sie dann fachmännisch zu lösen. Möglichst spät sollen deshalb Mädchen zum Frauenarzt gehen, um nicht in die "Versorgungs- und Überwachungsmaschine" zu geraten (Goldgrube Gynäkologie. Das große Geschäft mit der Angst der Frauen. Ueberreuter Verlag, Wien 2004, 159 Seiten, 16,95 Euro).


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