© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/04 09. April 2004

Meldungen

Passion I: Empfehlung von Bischof Müller

REGENSBURG. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat den Film "The Passion of the Christ" von Regisseur Mel Gibson empfohlen: "Ich bin nicht enttäuscht, sondern bereichert aus dem Film herausgekommen." Er sei "sehr beeindruckt" davon gewesen, wie einem plastisch vor Augen gestellt werde, wie Jesus für uns Menschen gelitten habe. Über Details könne man sich immer streiten, so Müller: "Vielleicht hätte man noch mehr Elemente aus dem Leben und der Verkündigung Jesu einblenden können. Leider wissen viele nicht mehr, warum Jesus überhaupt auf diesen Weg des Leidens und des Todes gedrängt worden ist."

 

Passion II: Neumann spricht von Kunstwerk

BERLIN. Bernd Neumann, CDU/CSU-Obmann im Kulturausschuß des Deutschen Bundestags, hat sich in einem Interview mit der Zeitung Das Parlament positiv über Gibsons Film "Die Passion Christi" geäußert. Die Inszenierung der letzten zwölf Stunden im Leben Jesu sei "ein filmisches Kunstwerk". Die vier Evangelien seien "filmisch sehr gekonnt umgesetzt". Seit langer Zeit werde "wieder einmal ausgiebig über die Gestalt von Jesus Christus diskutiert. Was können sich die Kirchen mehr wünschen als das?" Neumann, der den Film in der Bundestagsfraktion zeigte, bezeichnete die Antisemitismus-Vorwürfe als "abwegig und an den Haaren herbeigezogen. Wenn der Vorwurf zutreffend wäre, träfe er auch das Neue Testament und die vier Evangelien. Gibson hat sie eins zu eins umgesetzt. Aber der Vorwurf ist auch in der Sache falsch: Die größten Schinder im Film sind römische Soldaten." Zur Kritik der Kirchen an dem Film meinte Neumann: "Ich habe Verständnis, wenn mancher fragt: Muß die Gewalt so lange und so ausgiebig gezeigt werden? Für manchen ist sie unerträglich, für andere nicht". Das seien Geschmacksfragen, keine theologischen. Es gebe eine Tendenz, so Bernd Neumann, die Botschaft des Christentums zu verharmlosen. "Ich bin gegen eine Softie-Theologie, die nur noch das Kind in der Krippe und nette Gesten kennen möchte", sagte der CDU-Politiker.

 

Passion III: Scharfe Kritik von Schorlemmer

BERLIN. Ein vernichtendes Urteil über den Film fällt der Studienleiter an der Evangelischen Akademie Wittenberg, Friedrich Schorlemmer. "Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wünschte ich mir, daß das alte Europa von dieser Horrorklamotte aus Hollywood verschont bliebe und daß es Jesus erspart würde, auf diese erschreckliche Weise auf unseren Großleinwänden nachgebildet zu werden", schreibt er in der Net-Zeitung. Es sei "obszön", wie Gibson das Leiden Jesu inszeniere. Wieviel "geistige Verblödung" müsse herrschen, wenn solch ein "Machwerk" derartige Zuschauerzahlen bekomme, fragt Schorlemmer.

 

Passion I: Italiens Bischöfe uneins

ROM. Die italienische Bischofskonferenz hält "Die Passion Christi" für einen "akzeptablen, aber problematischen Film", der zur Debatte anregen kann. Die Kommission zur Filmbewertung der italienischen Bischofskonferenz CEI meinte, der umstrittene Film könne in Pfarreikinos gespielt werden, müsse Jugendlichen jedoch erst nach einer Vorbereitung über den Inhalt nahegebracht werden.

Gibson habe eine persönliche Darstellung der Passion Christi verfilmt. Es sei eine "legitime Bestrebung" jedes Katholiken, "dem in Jesus inkarnierten Geheimnis Gottes eine Form zu geben", hieß es in der Bewertung des Films. Die Kommission wies den Vorwurf zurück, Gibsons Film sei antisemitisch eingestellt. "Die Verantwortung für die Verurteilung Jesu lastet nicht auf einem einzigen Volk, sondern auf der ganzen sündigen Menschheit", hieß es.

 

Passion II: Hitzige Debatten in Nahost

KUWAIT. Der umstrittene Christus-Film von Mel Gibson hat auch in der arabischen Welt hitzige Diskussionen ausgelöst. Allerdings stört sich dort kaum jemand an der zum Teil kritisierten Darstellung der Juden in "Die Passion Christi" oder an den blutigen Folterszenen, sondern daran, daß der von den Muslimen als Prophet betrachtete Jesus Christus von einem Schauspieler dargestellt wird. Wie die kuwaitische Presse berichtete, gibt es in Kuwait Meinungsverschiedenheiten zwischen schiitischen Geistlichen, von denen einige den Film als blasphemisch ablehnen. In einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KUNA veröffentlichten Fatwa ("islamisches Rechtsgutachten") erklärte ein Religionsgelehrter, Gläubige sollten den Film nicht anschauen, da er Christus lächerlich mache und auch ansonsten dem Islam widerspreche.

 

Passion III: Handel mit Raubkopien in China

HONGKONG. In China blüht der Handel mit Raubkopien des Films "The Passion of the Christ". Das meldete die Union of Catholic Asian News (UCAN). Wie es weiter heißt, vermuten chinesische Christen, daß die Regierung in Peking Mel Gibsons Jesus-Film nicht öffentlich zeigen lassen wird. Deswegen kursieren Raubkopien in kleinen christlichen Gemeinschaften im ganzen Land. Die Privatvorführungen mit chinesischen Untertiteln finden meist bei Gebetstreffen statt. Laut UCAN sagte ein katholischer Priester der Untergrundkirche, er wolle den Film am Karfreitag seiner Pfarrgemeinde zeigen.

 

Passion IV: Zensoren hatten keine Einwände

DOHA. Auf reges Interesse stößt der Film "The Passion" im Golfstaat Katar. Im Kinokomplex der Hauptstadt Doha wurden andere Filme sogar abgesetzt. Laut der Agentur Middle East Online soll der Film einen Monat lang dreimal täglich zu sehen sein. Am zweiten Tag brachten mehrere lokale Zeitungen Werbung für den Film auf der Frontseite und schürten damit die Neugier. Die Zensoren des Golfstaates, die normalerweise keine Filmszenen zulassen, in denen Propheten der Heiligen Schriften gezeigt werden, hatten nichts gegen die Vorführung einzuwenden.

 

Passion V: Empfehlung von Manilas Erzbischof

MANILA. Der Erzbischof von Manila, Guadencio Rosales, empfiehlt allen Christen, sich "The Passion of the Christ" anzuschauen. Das meldete die Nachrichtenagentur Zenit. Der Film sei künstlerisch und religiös sehr wertvoll. In einem vierseitigen Pastoralschreiben ermutigte der Erzbischof die Gläubigen, den Film als Weg zu sehen, sich in der Fastenzeit "des Leidens Christi zu erinnern und darüber nachzudenken". Kindern sei vom Besuch des Films abzuraten, betonte Rosales.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen