© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/04 09. April 2004

Helden sind auch nicht mehr, was sie mal waren
Die Bürde des Amtes: Dem US-Präsidentschaftskandidaten John Kerry sind Amerikas Babys zu schwer geworden
Richard Stoltz

John Kerry, der amerikanische Präsidentschaftskandidat der Demokraten, muß seinen Wahlkampf unterbrechen und sich unters Messer eines Chirurgen begeben, um schlimme Schulterschmerzen zu beheben. Während der Kampagne, teilte sein Sprecher mit, habe der Kandidat offenbar zu viele Babys hochheben müssen, die ihm begeisterte Mütter zureichten. Dabei sei eine alte Sportverletzung wieder aufgebrochen. Zuletzt seien die Schmerzen auch für einen Kriegshelden wie Kelly "schier unerträglich" gewesen.

Das Mitleid der Öffentlichkeit, besonders natürlich das der konkurrierenden Republikaner, hält sich dennoch in Grenzen. "Wenn er nicht mal Babys schmerzfrei hochheben kann, wie will er denn die Probleme des Landes stemmen?" wird maliziös im Lager von US-Präsident Bush gefragt. So einer sollte nicht Präsident werden. Bevölkerungssoziologen indessen machen ernste Gesichter und sehen Probleme für die Volksgesundheit. "Unsere Babys sind eben zu fett geworden", konstatieren sie. "Zu ungesunde Ernährung, zu wenig stillende Mütter, zu viel Kunstmüsli. Höchste Zeit für einen Wechsel, wenn nicht unbedingt für die Regierung, so zumindest schon mal für die Gesundheitspolitik."

Das herannahende Osterfest könnte hier unter Umständen Abhilfe schaffen. Die Kinder sollten beim Ostereiersuchen richtig in Schwung gebracht werden und sich viel bewegen, nur sollten die Eier in keinem Fall aus Schokolade sein. Das käme dann nicht nur den Kindern, sondern auch erwachsenen Kriegshelden und Wahlkampfstrategen zugute. Bloß der Osterhase hätte eventuell etwas dagegen. 


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